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Hamburg

Werbung - In Kooperation mit Taschen Verlag

Sommer-Sale bei Taschen

(Taschen Store Berlin; Foto: Mark Seelen)

Wurden sämtliche Bücher verkauft? Nein, wenn man auf obigem Foto genau hinschaut, finden sich noch zwei Coffee Table Books auf dem, nun ja, Coffee Table. Der TASCHEN Store in Berlin hat eben mehr zu bieten als nur Bücher – so zum Beispiel einen Galeriebereich, in dem immer mal wieder Ausstellungen zu sehen sind (aktuell werden dort homoerotische Bilder von George Quaintance präsentiert). Doch auch Liebhaber feinsten Interieurdesigns werden sicherlich Gefallen an der Innenraumgestaltung nach Entwürfen der italienischen Innenarchitekten Alberto Stampanoni Bassi und Salvatore Licitra finden.
Licitra, Enkel von Designlegende Gio Ponti, gelang es, einige für seinen Großvater typische Gestaltungselemente in den TASCHEN Store einfließen zu lassen, insbesondere in Form der blau-weißen Ponti-Bodenfliesen, die sich durch die insgesamt fünf Räume in unterschiedlicher geometrischer Anordnung ziehen.

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Albert Oehlen gibt Signierstunde in Hamburg

© Albert Oehlen; p. 342; Albert Oehlen, Martin Peter, 2006, acrylic and oil on canvas, 280 x 680 cm / 110 1⁄4 x 267 3⁄4 inches (2 parts); Photo Credit: Courtesy Galerie Max Hetzler, Berlin | Paris and the artist

Es war ein Chiffre des Glücks, leider vor meiner Zeit: 238. Wahl, II. Quartal 1985. Die Mitglieder der Griffelkunst konnten 1985 in der 238. Wahl aus sechs handsignierten Kombinationsdrucken von Albert Oehlen ihre Wahlblätter auswählen. Da war ich gerade mal zwölf Jahre alt, meine Eltern keine Mitglieder der renommierten Hamburger Vereinigung, was zur Folge hat, dass kein Original „Oehlen“ bei uns an der Wand hängt. Das mag egal sein, aber ärgerlich trotzdem, denn Oehlen lebt von waghalsigen Strategien, die ich äußerst spannend finde. Mit ihnen hinterfragt der Künstler Bildsprachen und die Gesetze der Abstraktion und erschließt – häufig durch gänzlich unerwartete Mittel – immer wieder ästhetisches Neuland.

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Shopeinrichtung

MCM in HH

(MCM Store Hamburg; Bild: Daniele Manduzio)

Es gibt Namen, die sich seit meiner Kindheit in mein Gedächtnis geprägt haben – „Modern Creation München“, besser bekannt als „MCM“, gehört definitiv dazu. Mitte der 1980er-Jahre galten die Entwürfe von Firmengründer Michael Cromer als deutsches Äquivalent zu den Koffern von Louis Vuitton. Die Nähe zu Louis Vuitton war kein Zufall: Einem modernen Märchen nach hatte Michael Cromer, der in den 1970er-Jahren in Rom lebte, in einem Hotel das Phänomen beobachtet, dass Louis-Vuitton-Koffer immer als Erstes ins Hotel getragen wurden. Aus der Beobachtung entstand dann ein Unternehmen, das es seinerzeit immerhin auf 500 Millionen DM Jahresumsatz brachte. Irgendwann aber wurden zu viele Lizenzen vergeben und die Marken-DNA verwässerte, bis von dem Glanz und einem Hauch von Münchner Schickeria, also dem, was MCM einmal ausgemacht hat, nicht mehr viel übrig geblieben war.

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Robert Nippoldt zeigt in Hamburg: „Es wird Nacht im Berlin der Wilden Zwanziger“

(Bild: Robert Nippoldt; aus „Es wird Nacht im Berlin der Wilden Zwanziger“; Courtesy of Taschen Verlag)

Das Berlin der 1920er ist eine der großen Mythen des 20. Jahrhunderts: eine exzessiv feiernde, moderne Metropole voller Lebenslust, über der schon die Gewitterwolken von Wirtschaftskrise und Naziherrschaft aufziehen. So zumindest wollte es uns „Babylon Berlin“ weiß machen.
Das Berlin der Goldenen Zwanziger zeigt sich in der ARD-Serie in seiner schillerndsten und, ich gebe es zu, unterhaltsamsten Gestalt. Man wünscht sich eine Zeitkapsel, um zumindest eine Nacht im „Moka Efti“ zu tanzen. Dort angekommen wäre man dann vielleicht etwas enttäuscht, denn das, was bei „Babylon Berlin“ ein Club voller ausschweifender Nächte ist, war in Wirklichkeit ein Kaffeehaus, das zwar ein ganz besonderer Ort war, aber eben auch nicht das Berghain der 1920er-Jahre, wie es der „Stern“ treffend formulierte.

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Damenmode

Chanel Paris-Hamburg 2018 – La Paloma, ohe!

In der letzten Woche wurde in Deutschland das erste Mal eine Kollektion von Chanel als Weltpremiere gezeigt. Wir von Horstson, die regelmäßig über die Kollektionen des Hauses berichten, sind natürlich stolz darauf, dass es die Stadt ist, die unsere Heimat ist und von der aus wir über internationale Mode berichten.
Als Ort für die Präsentation hat Karl Lagerfeld die Elbphilharmonie gewählt. Das außergewöhnliche Bauwerk, entworfen von den Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron, steht als trapezförmiges Konzertgebäude majestätisch am Fluss und geht eine futuristische Liaison mit dem Industriehafen und dem Weltkulturerbe der Speicherstadt ein. Die 110 Meter hohe Glaskonstruktion mit ihrem wellenförmigen Dach „thront“ auf einem in den 1960er-Jahren im typischen Hamburger Klinker errichteten Speicher für Tee, Tabak und Kakao. Gleichermaßen zukunftsweisend wie authentisch und dabei sorgsam seine Wurzeln bewahrend, wurde dieses architektonische Meisterwerk zu Beginn des Jahres eingeweiht.
Der Mut der eher als konservativ eingeschätzten Hamburger inspirierte Lagerfeld so sehr, dass ihn die Kühnheit des Bauwerkes dazu inspirierte, seiner Geburtsstadt eine eigene Kollektion zu widmen. Ein nicht einzuschätzender Imagegewinn für die Hansestadt …

Dass sicherlich das ein oder andere Gefühl von Karl Lagerfeld mitschwingt der hier das Licht der Welt erblickte und später, in der dunkelsten Zeit der Stadt, als die Bomben im Zweiten Weltkrieg fast alles zerstörten, in Bad Bramstedt mit seiner Familie auf Gut Bissenmoor evakuiert war und seit 1952 in Paris lebt und arbeitet, ließ den Beobachter besonders neugierig auf eine emotionale Kollektion werden. Doch wer den Designer ein bisschen kennt, weiß auch, dass er nicht „zurückkehrt“, wie mancherorts geschrieben wurde. Vielmehr durfte man gespannt darauf sein, wie Lagerfeld Chanel und den Stil der Hansestadt zu einer reizvollen Melange verbindet.
Was wäre dazu besser geeignet als eine Metier-d‘Art-Kollektion, die die Orte aufnimmt, die mit dem Stil und der Biografie oder den Einflüssen Coco Chanels auf ihren prägnanten Stil stets zu tun haben. Ob Salzburg, Rom, Schanghai, Edinburgh, wo Chanel gerne mit ihrem Geliebten, dem Herzog von Westminster hinreiste, oder auch das Ritz, in dem sie seit 1935 permanent wohnte, Orte, deren Welt unmerklich Einfluss auf ihre Kreationen nahmen und die Karl Lagerfeld spielerisch zu seinen Visionen der modernen Chanel-Frau nutzt und Bilder entstehen lässt, die ganz Chanel sind aber auch lokale Elemente und das Zusammenspiel der Kulturen zu ganz neuen Kreationen vereint.
Chanels Stil ist kosmopolitisch und steht für die befreite Frau – das macht ihn so zeitlos. Bei allen typisch pariserischen Attributen war sie die erste Frau, die schlichte und puristische Elemente, die trotzdem die Weiblichkeit herausstellen, mit maskulinen Kleidungsstücken und Materialien und Stoffen durchsetzen. Das Spiel mit den Geschlechtern – sie beherrschte es schon Hundert Jahre bevor Gender-Diskussionen aufkamen.

Chanels Metier-d‘Art-Kollektion ist jeden Dezember etwas, was auch aus dem Chanel-Kalender der Prêt-à-porter- und Haute-Couture-Schauen deutlich hervorsticht. Es ist keine „Saisonkollektion“, sondern eine Hommage an das Handwerk. Das bildet wiederum das Herz der hauseigenen Ateliers und ist genau das, was „normale“ Designermode, sei sie auch noch so teuer, von diesem ureigenen Pariser Metier unterscheidet. Und bei Chanel auch das große Plus: Es gibt nicht nur die Tailleur- und Flou-Ateliers für die Haute Couture und das Atelier, welches die Prêt-à-porter-Kollektionen vorbereitet, sondern auch die unter dem Dach der Paraffections Ateliers zusammengefassten Firmen, die Chanel in den letzten Jahrzehnten übernommen hat, weil sie teilweise Jahrhunderte alte Handwerkstechniken beherrschen oder in ihrer Qualität einfach zu den wichtigsten ihrer leider aussterbenden Zunft gehörten.

Bereits 1985 wurde der Knopf und Schmuckmacher Desrues so vor der „Vernichtung“ und auch dem Ausfall für die Haute Couture gerettet. Seit 1996 kamen dann Goossens für den Schmuck, Lemarié für Federn und Blüten, Lesage als Sticker, genau wie Montex, Causse für die Handschuhe, Lognon als Plisseur, Maison Michel als Hutmacher und Barrie Knitwear für den Strick hinzu. Der Stickereibetrieb Lanel fusionierte mit Lesage und der für Stoffblüten zuständige, aus dem 19. Jahrhundert stammende Betrieb Guillet tat sich mit Lemarié zusammen. Wie das Sicherheitsnetz einer Trapeztruppe sichern diese Fachbetriebe nicht nur mit ihren Fertigkeiten der Haute Couture von Chanel die Zukunft, sondern sind meist die einzigen ihrer Art und arbeiten “nebenher“ für Marken wie Christian Dior oder Valentino, teilweise in ganz anderen Techniken, was in Gesamtsumme die Zukunft der Haute Couture sichert und sie auch zu wirtschaftlich eigenständigen Unternehmen macht.

Seit 2002 wird nun in jedem Jahr von Karl Lagerfeld eine ganz spezielle Kollektion entworfen, die viele Elemente enthält, die nur von diesen Betrieben ausgeführt werden können, bzw. auch besonders bei den Stilistiken der Kleider und Kostüme als besondere Elemente zur Geltung kommen. Da bei den Paraffection Ateliers meist sehr teure Handarbeit und auch noch kostbare Materialien zusammenspielen, kommt, obwohl Prêt-à-porter, die immer Anfang Juni als Vorkollektion des Winters verkaufte Themenkollektion in der Verarbeitung der Haute Couture sehr nahe, nur dass man sie in den Boutiquen kaufen kann und sie nicht nach Maß der Kundinnen angefertigt wird.

Karl Lagerfeld lässt in seinen Entwürfen eine Welt entstehen, die wie ein Ausflug des Stils Chanel in eine besondere Welt ist und sich mit diesem vereint. Natürlich wählt er dazu Inspirationen aus den besonderen Eigenschaften der Orte und auch Anklänge von Trachten oder Zeitaltern, in denen diese Städte ihre besondere Stilistik entfalteten. Heute, in einer globalisierten Welt, wo im Prinzip alle in den gleichen Looks herumlaufen, gleich noch eine Lehrstunde für Individualität und den stolz auf regionale Kleidung, die aber immer weltweite Einflüssen auf die internationale Mode hatten. So wählte er in Schanghai die Zeit der Opiumhöhlen und die Chinamode und Lackarbeiten des 18. Jahrhunderts als Inspiration, Salzburg stand mit seinen Trachten und der Zeit Hugo von Hofmannsthals und den Dreißiger Jahren, als Chanel dort hinreiste, Pate und in Rom ließ er ein ganzes Filmstudio mit dem Dekor Alexandre Trauners wieder auferstehen.

Dass in Hamburg sicherlich etwas mit Hafen, maritimen Einflüssen und dem Hamburg, das Karl Lagerfeld als Kind zwischen seinem Wohnort an Baurs Park und dem Haus seiner Großeltern in der Innocentiastraße täglich erlebte, „chanelisiert“ würde, darauf durfte man hoffen.
Doch nur zurückblicken ist nicht des Meisters Sache und so ließ er diesmal – ohne opulentem Setbau, wie sonst in den Schauen im Grand Palais in Paris üblich – ganz die moderne Architektur der Elbphilharmonie als Konzertsaal wirken. Der Soundtrack des Sounddesigners und DJs Michel Gaubert lieferte dazu eine kontemporäre Komposition und Arrangement des britischen Dirigenten und Cellisten Oliver Coates, der Elemente des Klassikers der Seefahrt La Paloma mit an Philip Glass inspirierten modernen Klängen mischte und das live von einem vielköpfigen Orchester die Schau zu einem klassisch modernen Konzertrahmen verwandelte. Ein modernes Konzert, das wie zufällig durchgehend ein fulminantes Defilee für die in den Sitzreihen platzierten Zuschauer offenbarte, das eine völlig neue Linie des Chanel-Stils zeigte.

  • Chanel Paris-Hamburg 2018, Männer; Bild: Chanel

Vorweggenommen, die Herrenoutfits in „perfektem Marineblau“, das die ganze Kollektion durchzog, diesmal ein Traum von oversized luxuriösen Seemanspullovern und Troyern. Dazu „Prinz Heinrich Mützen“ und weich fließende Sailorpants, weit ausgestellt, wie sie zu Tausenden in den Dreißiger Jahren den Hamburger Hafen bevölkerten, wenn die Seeleute mit Barkassen an Land übersetzten. Die lange „Tabak Piep“ durfte im Mund und die geschulterten Seesäcke nicht fehlen. Dazu Anker Pins und das feste Schuhwerk der Seestiefeletten. Ein erster Moment, der die Zeitlosigkeit dieses auch von Coco Chanel geliebten Looks wahr werden ließ und gleichzeitig mit der Modernität einen in die Zeit des 1943 von Helmut Käutner gedrehten Films „Große Freiheit Nummer 7“ mit Hans Albers transferierte. Nicht nur wegen des Liedes „La Paloma“ das Hamburg der Kindheit Lagerfelds.
Eine Zeit, die verstehen lässt, dass der Designer, wie alle Hamburger ihrer Generation, nicht nur eine glückliche Kindheit verbrachten und seine erbosten politischen Statements der letzten Wochen zum Einzug der AfD in den Deutschen Bundestag verständlich machen. Als der Film gedreht wurde, erlebte Hamburg mit den verheerenden Luftangriffen der „Operation Gomorrha“ 1943 die größte Katastrophe seiner Geschichte und die totale Zerstörung. Die Bilder gehören zu den letzten, die die ursprüngliche Stadt zeigt. Und das Regime, das alles möglich machte, ist für Lagerfeld eine Kindheitserinnerung, die auch ihn sehr prägte. Für ihn ein Rechtsruck ein sich nie wiederholendes Trauma, das nicht passieren darf.

  • Chanel Paris-Hamburg 2018, Highlights Frauen; Bild: Chanel

Was Karl Lagerfeld dann in den über 80 Looks zeigte, war eine ganz besondere Liebeserklärung an seine Geburtsstadt, die man luxuriöser und mit dem Geist von Chanel versehen nicht liebevoller und doch modern und zeitgeistig nicht besser hätte machen können.
Mit dieser Kollektion spricht Karl Lagerfeld über einen Look und eine Haltung. Maskulin ist so feminin wie nie zuvor, und feminin wird durch Mützen und unaufdringlich strenge Linien noch viriler dargestellt. Die Chanel-Frau ist einzigartig und sticht zwangsläufig hervor: „Eine Frau, die auf einer Party in Schwarz und Weiß gekleidet ist, ist die einzige, die Sie sehen werden“, wusste Gabrielle Chanel. Karl Lagerfeld fügt in Hamburg Schärfe und Frechheit hinzu – mit der höchsten Eleganz. Die Seemannsbräute tragen die Mütze fest nach unten gezogen, mitunter eingewickelt in einen Tüllschal, die Hände versteckt in fingerlosen Handschuhen, die Beine verhüllt durch lange Stricksocken und Budapester mit Absatz oder Pumps mit Knöchelriemchen an den Füßen. Die Schuhe werden in den Ateliers von Massaro aus bis zu 80 Schnittteilen von Hand gefertigt. Das Make-up mit betonten Augen unterstreicht, dass die Frauen der Seeleute häufig lange auf ihre Männer warten mussten und lehnt sich an das Film-Make-Up dieser Zeit an.

Die Tweedkostüme nehmen die Elemente von Seekadettenuniformen auf. Matrosenkragen und darüber gebundene Schleifen, die Stadtkostüme der Dreißiger Jahre in Zickzack-Fischgräten-Optik mit längeren Röcken in Godet-Optik. Elisabeth Lagerfeld, die Mutter des Designers, dürfte sicherlich auch im taillierten Redingote Mantel so manches Mal in die Stadt aufgebrochen sein. Die Tweeds in Mustern, die genau so einem Gerhard-Richter-Gemälde entsprungen sein könnten, wie sie auch das tausendfache Muster und die Strukturen der Backsteine der Speicherstadt aufnehmen. Containerstapel in der Farbigkeit der Delaunay-Gemälde – faszinierend raffiniert umgesetzt. Klapphosen der Seeleute werden zu Röcken und Hosen mit weiten Beinen und Culottes in jeglicher Länge.

Dicke Rollkragen und gestrickte Stulpen als Trompe l‘oil auch an den feineren Strickpullis als Anspielung auf die Kälte des morgendlichen Hafens. Schwarz, Beige, Grau, Marineblau sind Codefarben von Chanel – hier werden sie mit Ziegelrot sowie gelegentlichem Gold und Rot, die das Paris von Chanel mehr denn je mit den orangefarbenen Tönen der Hamburger Backsteinarchitektur vereint, kombiniert.

In Kombination mit einem Godet-Bleistiftrock nimmt eine gewebte Tweedjacke die Farbtöne der Sonnenstrahlen an, die von den Fenstern der Ellbphilarmonie reflektieren. Ein klassischer Seemannsrock aus schwarzem und rotem Tweed oder schwarzem Satin, getragen mit einer Crêpe-Bluse und einem langen Regatta-Schal, oder aus Chiffon mit einem Matrosenkragen mit Lochmuster aus Valenciennes-Spitze. Eine Jacke aus glänzendem beigen Tweed über einem ausgestellten Rock, bestickt mit den Gliedern einer Ankerkette, einen Anzug, komplett mit Perlmutt bedeckt, oder eine Hose mit weitem Bein und funkelnden Pailletten in den Farben des Sonnenuntergangs. Fließende Etuikleider aus mitternachtsblauem Crêpe mit paillettenbestickten Matrosenkragen neben Volantröcken aus Seidentüll und einer Armeeweste aus besticktem Tüll mit Spitze. Die Hände werden von langen, bestickten fingerlosen Handschuhen verschleiert.

Wir sehen makellose Smokings aus schwarzem Crêpe. Lange, asymmetrische Kleider aus irisierendem Crêpe offenbaren eine Fülle aus mehrfarbigem paillettenbesticktem Tüll. Karl Lagerfeld bricht mit der Norm und verwandelt das legere Matrosenhemd, das Gabrielle Chanel so mochte, in ein trägerloses Minikleid, gänzlich mit gemalten Federn bestickt, Kragen und Bündchen mit Pailletten und wertvollen Steinen besetzt, oder verlängert durch einen mit Federn gesäumten Satinrock. Als Spiegelbild ein langes Kleid aus schwarzem Crêpe mit einem Rückenschlitz und Rüschen, das frech mit einer Mütze kombiniert wird. Mit Rüschen versehende Pumphosen und Empire-Oberteile sind inspiriert von Lagerfelds Ausflügen als Kind in die Kunsthalle zu den Gemälden von Philipp Otto Runge oder erinnern an die Hosen, welche die Mädchen aus den Vierlanden trugen, wenn sie auf dem Hopfenmarkt ihr Gemüse verkauften – natürlich alles in feinster Luxusvariante im Stil von Chanel.

Der Clou der Kollektion sind aber die vielen Accessoires voller Anspielungen: Bandoneon, Akkordeon und Rettungsring-Taschen. Bunte Container als Abendtaschen. Anker Broschen, Tauwerk als Armbänder, Perlenketten, die wie die Bojen der Fischernetze eingeknotet sind. Hamburger als Goldbroschen (die sind schließlich das Berühmteste, was weltweit in jedem Fast-food-Restaurant erhältlich ist), Seepferdchen, Windrosen und Streifenpullis als Pins. Die „Prinz Heinrich Mütze“ und der Elbsegler in Tweed und Tuch. Der Seemannsbedarf der Luxusklasse wird es im nächsten Jahr in den Chanel-Boutiquen sicherlich nicht an Nachfrage fehlen.

Das Finale auf der Bühne dann mit allen Modellen und den sitzenden Matrosen des Lagerfeld Clans Brad Kroenig, dem kleinen Patensohn Hudson und den anderen langjährigen Weggefährten Lagerfelds. Die Standing Ovations und der Jubel in der Elbphilharmonie galten sicherlich nicht nur dem Meister selbst, sondern auch der Liebeserklärung an Hamburg und dass er dann doch ein wenig als Hanseat zurückkehrte. Die Disziplin und die Direktheit, die unsere Stadt ausmacht, vielleicht auch einer seiner Eigenschaften, die ihn im flamboyanten Laisser-faire Frankreich einen Vorteil verschaffte.

Der Abend ging lange weiter, denn in der Fischauktionshalle am Fischmarkt fand eine Party statt, wie sie Hamburg lange nicht gesehen hat. Lagerfeld genoss sichtlich, wie die Welt der Seefahrt aus den Geschichten Gorch Focks und das Leben der Hafenstadt, so wie man es aus dem Bilderbuch kennt, für wenige Stunden – inklusive Shanty Chor – wiedererstand. Nur er vermag es sich genau vorzustellen.

Eine großartige Chanel-Kollektion und eine wunderbare Hommage an die moderne Architektur der Elbphilharmonie. “Heimat ist immer dort, wo ich selber bin“, sagt Lagerfeld immer wieder und an diesem Abend war das ganz sicher Hamburg, das den Glamour aus Paris mitgebracht bekam.

Ausstellung

Gesammelte Blätter

(Alec Soth; Two towels, Canada, 2004; Aus der Serie: Niagara; © Alec Soth / Magnum Photos / Agentur Focus)

Was für ein blöder Zufall: Just in dem Moment, in dem ich Hamburg für ein paar Monate den Rücken zukehren werde, kommt eine ganz besondere Ausstellung mit dem Titel „Gathered Leaves“ in die Stadt. Alec Soth, einer der wichtigsten Vertreter der Dokumentarfotografie, zeigt im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg seine Werke. Schon seit geraumer Zeit schleiche ich hinter den Arbeiten des Fotografen her, würde gerne etwas von ihm mein Eigen nennen.

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News

Moin Mykita, moin Hamburg!

(Modell „Tequila“; Bild: Mykita)

Nanu, da vergeht ja fast kein Monat in dem wir nicht über unsere Lieblingsbrillen von Mykita berichten. Während letztes Mal noch das zehnjährige Store-Jubiläum in Berlin unter die Lupe genommen wurde (den ganzen Artikel könnt ihr hier Nachlesen), gibt’s jetzt großartige Neuigkeiten für alle Hamburger und Hamburg-Besucher: Bis zum 2. September eröffnen die Brillenästheten einen Pop-Up Store bei Neonbox in Altona.

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In Zusammenarbeit mit Krug Champagner

From Forest to Fork – Krug Champagner eröffnet zum zweiten Mal einen Kiosk in Hamburg

Genau ein Jahr ist es her, dass Krug Champagner in Hamburg das erste Mal einen Kiosk eröffnete. Am 11. Juni macht Krug nun ein zweites Mal die Türen seines Pop-up-Restaurants auf – diesmal in der Hegestraße in Eppendorf.
Passend zum diesjährigen Motto des Kiosks, „From Forest to Fork“, gestaltet sich die Speisekarte. Was man wissen muss: Die Maison Krug kürt jedes Jahr ein sogenanntes „Single Ingredient“ – also eine Zutat, um die sich alles dreht, und das den Krug-Chefköchen weltweit als Inspiration dient.

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News

Acne Studios eröffnet Store auf dem Neuen Wall

Langweilig wird es in letzter Zeit nicht am Neuen Wall. Während „Illums Bolighus“ erst vor wenigen Monaten seinen ersten Store in Deutschland auf Hamburgs ehemaliger Vorzeige-Flaniermeile eröffnete, machte „Brioni“ drei Jahre nach der Öffnung schon wieder dicht. Auch das Wäschehaus Möhring zog es weg. Das „Hamburger Abendblatt“ brachte als möglichen Nachfolger „Arket“, eine weitere „H&M“-Marke, ins Gespräch. Dann wäre der Textildiscounter mit dem dritten Ladengeschäft auf nur 100 Metern des Neuen Walls vertreten: „COS“ und „& Other Stories“ finden sich schon in Rufweite. Ein Albtraum für die verbleibenden Traditionsgeschäfte, die immer weniger werden.

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