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Christian Dior

Ausstellung

Dior’s Denver Clan

(Dior: From Paris to the World; Foto: © James Florio)

Vom 18. November 2018 bis zum 03. März 2019 präsentiert das Denver Art Museum die Ausstellung „Dior: From Paris to the World“. Nun liegt Denver nicht direkt um die Ecke und manch ein Leser wird sich fragen, warum es das Modehaus in die weite Welt hinaus treibt. Die Antwort hierfür lieferte schon vor Jahrzehnten Monsieur Dior selbst: „Als Pariser Couturier musste ich nicht nur auf die Bedürfnisse von französischen Frauen achten, sondern auf die Bedürfnisse eleganter Frauen auf der ganzen Welt.“ Dass Dior diese selbst gewählte Aufgabe mit Bravour erfüllte, ist hinlänglich bekannt. Die Amerikaner waren dem Modeschöpfer übrigens immer wohlgesonnen – so wurde ihm die Ehre zuteil, 1957 als erster französischer Designer auf dem Cover des renommierten Time Magazins abgebildet zu werden. Zehn Jahre zuvor, am 12. Februar 1947, wurde der Couturier bereits von Carmel Snow, dem legendären Chefredakteur der amerikanischen Ausgabe von Harper’s Bazaar, vergöttert – Dior galt fortan als Botschafter der französischen Eleganz, die damals bei den Amerikanerinnen als Synonym für internationalen Stil stand.

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Coffee Table Book

Buchtipp: Dior by Roger Vivier

(Evening ankle boot in satin covered with Chantilly embroidered lace, Louis XV heel, Autumn–Winter 1961. Christian Dior by Roger Vivier. The Metropolitan Museum of Art collection, New York. © Gérard Uféras)

Kennengelernt haben sich Roger Vivier und Christian Dior der Legende nach während einer Schifffahrt von New York nach Frankreich. Das war 1947; zu einer Zusammenarbeit kam es aber erst Jahre später: Ab 1953 entwarf der Schuhdesigner die maßgefertigten Schuhe für das prestigeträchtige Haus. Roger Vivier erfand die kühnsten Formen und verwandelte Schuhe in echte Juwelen, die bis 1963 dem typischen Dior-Look den letzten Schliff gaben.
Die Zusammenarbeit zwischen Christian Dior und Roger Vivier dauerte nur zehn Jahre, prägte aber den Stil des Hauses bis heute. „Mein Freund Roger Vivier designt Schuhe für die elegantesten Füße und hilft mir, meinen Traum zu verwirklichen, den Frauentyp, für den ‚Christian Dior‘ steht, von Kopf bis Fuß einzukleiden“, wie Christian Dior in seinen Memoiren notierte.

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News

Dior zeigt Kim Jones‘ erste Pre-Fall-Kollektion für Männer in Tokio

(Dior Frühjahr/Sommer 2019; Bild: Adrien Dirand)

Alte Liebe rostet nicht – eine Redensweisheit, die ganz wunderbar das Verhältnis von Dior mit Japan beschreibt. Schon Christian Dior ließ sich von dem Land der aufgehenden Sonne inspirieren, als es um die Einrichtung seiner Villa „Les Rhumbs“ in Granville ging: „Große, nach japanischen Drucken bemalte Paneele verzierten das Treppenhaus bis unter die Decke. Diese nachgeahmten Outamaro und Hokusai waren meine Sixtinische Kapelle. Ich weiß noch, wie ich sie stundenlang betrachtete“, wie der Designer erklärte.
Überhaupt ließ Dior immer wieder in seinen Kollektionen Elemente des japanischen Designs einfließen – etwa Anfang der 1950er-Jahre, als er das Kleid „Jardin japonais“ für Frauen entwarf, oder 1954, als er ein Kostüm im Kimonostil für die Tänzerin Margot Fonteyn für das „L’Entrée japonaise“-Ballet kreierte.

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Event

Le Grand Bal Dior – Fantastischer Surrealismus

(Le Grand Bal Dior; Bild: Adrien Dirand)

Mitten in der Stadt, nur einen Steinwurf entfernt vom Invalidedom, liegt das Palais des Musée Rodin an der Rue de Varenne. Seit einigen Jahren werden hier die Haute-Couture-Kollektionen des Hauses Dior in einem eigens dafür gebauten Pavillon gezeigt. Dior nutzt stets nach der Haute-Couture-Präsentation im Januar diese Location, um dort Kunden, Journalisten und Freunde des Hauses zu einem glanzvollen Fest einzuladen. Dieser Ball ist stets einer der Höhepunkte der Haute-Couture-Woche und wird gleichzeitig zum gesellschaftlichen Ereignis in Paris.

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News

Dior Constellations – Galeries Lafayette Paris im Zeichen der Sterne Diors

(Dior Herbst/Winter-Kampagne 2017; Foto: Brigitte Lacombe)

Paris steht aktuell ganz im Zeichen des 70-jährigen Jubiläums der Premiere der ersten Kollektion von Christian Dior und des Bestehens seines Modehauses in der Avenue Montaigne. Neben der spektakulären Ausstellung „Dior – Designer of Dreams“ im Musée des Arts décoratifs (wir berichteten) gibt es nun vom 20. September bis 10. Oktober gleich zwei Gründe, das berühmte Kaufhaus Galeries Lafayette am Boulevard Hausmann aufzusuchen: Fast das ganze Kaufhaus richtet den Fokus auf einen der berühmtesten Modeschöpfer Frankreichs.

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Damenmode

Dior Cruise Collection 2017/18 – Sauvage Dior und die Höhle von Lascaux

(Dior Cruise 2017/18 Collection; Bild: © Mona Kunh)

Die Entdeckung der Höhle von Lascaux im Jahr 1940 durch vier junge Männer – Marcel Ravidat, Jacques Marsal, Georges Agnel und Simon Cognacs – hatte einen großen Einfluss auf die Künstler der Zeit. Der Schriftsteller und Philosoph Georges Bataille beschäftigte sich ausgiebig mit den Malereien der Höhle. Sein Resümee ist beeindruckend: Die Höhle im Vézère-Tal stellt für ihn den Beginn der menschlichen Spezies dar. Mehr noch – er scheut keinen Vergleich mit einem Meilenstein der Menschheit: Sie ist für ihn die „Sixtinische Kapelle der Höhlenmalerei“. Die Intensität, mit der in der Höhle Tiere dargestellt wurden, bringt uns für ihn zurück in die Kindheit der Menschheit; ihrer Beziehung zur Natur sowie die Erfindung der Technik.

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Damenmode

Live Stream: Dior Cruise 2018

(Dior Cruise 2018, Location; Bild: Dior)

Es ist eine schöne (und kostspielige) Tradition: Die Modehäuser gehen auf Reise um die Welt, um die Cruise, also die Kollektion, die zwischen Winter- und Sommersaison liegt, an exotisch anmutenden Orten zu zeigen.
Dior zieht es dieses Mal nach Kalifornien, bzw., um genau zu sein, nach Los Angeles. Schon 1947 entdeckte Christian Dior die amerikanische Metropole für sich -also in dem Jahr, in dem er auch seine erste Modenschau präsentierte. Die besondere Atmosphäre dieser Stadt motivierte ihn, nur ein Jahr später in die USA zu expandieren. „Ist dies nicht das Paradies auf Erden, von dem alle Amerikaner und Europäer träumen?“, schrieb Christian Dior in seinen Memoiren.

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Ausstellung

„Christian Dior – Couturier du Rêve“ – Die Dior-Ausstellung im Musée des Arts décoratifs Paris

Christian Dior 1957 at Château de la Colle Noire, Tony Armstrong Jones; Bild: ® Christian Dior Museum / Dior Archives; PR

Eigentlich hat man sich schon gefragt, warum es zum 70-jährigen Bestehen von Dior, also eines der bedeutendsten Pariser Modehäuser, keine große Retrospektive gibt – werden doch solche Jubiläen in der Modebranche immer seltener. Doch vor wenigen Tagen kam dann die Meldung rein, dass immerhin ein Staatsmuseum, das Musée des Arts décoratifs, das sich im altehrwürdigen Louvre in Paris befindet, ab dem 05. Juli, also pünktlich zu den Couture Schauen für den nächsten Winter, die größte und umfangreichste Ausstellung, die alle Bereiche des Hauses Dior zeigen wird, eröffnet.
Die Ausstellung wird alles bisher dagewesene in den Schatten stellen. Unter dem Titel „Christian Dior – Couturier du Rêve“, was sich mit „Modemacher der Träume“ übersetzen lässt, wird es, im Gegensatz zur spektakulären Ausstellung 1987, nicht nur um die Jahre 1947 bis 1957 gehen, in denen Christian Dior den Grundstein des Hauses legte. Vielmehr präsentiert „Christian Dior – Couturier du Rêve“ auf der gesamten Fläche des Musée des Arts décoratifs die komplette Kreation des Hauses Dior.

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Ausstellung

Dior Museum Granville – Die Wurzeln der Legende

Trotz unzähliger Designer und Luxusmarken, die es in Paris gibt, hat der Name eines Mannes, der vor genau siebzig Jahren sein Modehaus begründete und der bereits vor sechzig Jahren verstarb, noch heute einen magischen Klang. Alle seine Nachfolger zehren von dem, was Christian Dior dazu bewog und inspirierte, seine eigene Handschrift zu kreieren.
Seit zwanzig Jahren gibt es das „Museum Christian Dior“ in der Villa „Les Rhumbs“ in der Normandie in Granville. Die „Les Rhumbs“ ist der Ort, wo Familie Dior lebte, als er 1905 geboren wurde und in der er dann ab 1910, als die Diors nach Paris übersiedelten, seine Ferien verbrachte.

Dass die Villa „Les Rhumbs“ die Wurzeln und Prägung für das bildet, was bis heute die Dior-Codes beeinflusst, zeigt noch bis zum 24. September die Ausstellung „Dior et Granville, aux sources de la légend“, in der seltene Archivbilder aus der Kindheit von Christian Dior und seiner Familie präsentiert werden. Bilder von Christian Diors so geliebten Mutter Madeleine und seiner Lieblingsschwester Catherine, die ihn zur Kreation des berühmtesten Duftes des Hauses „Miss Dior“ inspirierte. Dazu exemplarische Kleider und Accessoires, die nicht nur von ihm erschaffen wurden und in denen er immer eine Hommage an Granville versteckte, sei es in einer Farbe, einer Stickerei oder in einem Detail, das an die Kleider seiner Mutter erinnerte, sondern auch von denjenigen, die genial und jeder mit eigenen Zugaben seinen Traum eines Couture Hauses fortsetzten. Ob Modelle des jungen Yves Saint Laurent, der nach Christian Diors plötzlichen Tod die Kollektionen verantwortete, oder von Marc Bohan, Gianfranco Ferré oder dem genialen John Galliano bis zu Raf Simons und jetzt Maria Grazia Chiuri, die ganz auf modernisierte Dior-Inspirationen setzt, sind aus jeder Phase die Kreationen kuratiert, die an die Einflüsse und Inspirationen der glücklichsten Zeit in seinem Leben, wie Christian Dior selber sagte, anschließen.

Die Ausstellung „Dior et Granville, aux sources de la légend“ verführen dazu, näher die Geschichte Granvilles und der Familie Dior zu betrachten: Wir schreiben das Jahr 1905. Der zukünftige Couturier ist noch ein Baby und Madeleine Dior überzeugt ihren Mann Maurice davon, die Villa „Les Rhumbs“ mit den unzähligen Perspektiven zu kaufen. Auf den Anhöhen von Granville steht das Haus nur einen Kilometer vom Zentrum der Stadt Granville entfernt, die „neun Monate lang klein und friedlich daliegt und sich im Sommer in ein elegantes Viertel von Paris verwandelt“. Das Haus bietet einen einzigartigen Ausblick und wunderbare Möglichkeiten für Madeleine Dior, die hier ein gewaltiges Betätigungsfeld hat, um sich ihr Heim nach ihren Vorstellungen einzurichten.
Als Madeleine Dior das Haus sah, das eher einem kleinen, soliden Gutshaus als einem mondänen Wohnsitz ähnelte, musste sie es haben. Mit fast genau derselben Überzeugung, die ihr Sohn Christian Jahre später bei dem kleinen Hotel in der 30, Avenue Montaigne verspüren sollte, als er es 1946 besichtigte und aufgeregt Marcel Boussac bat, es als Firmensitz des Couturehauses zu kaufen.

Zwei Jahre lang beaufsichtigt Madeleine Dior den Umbau mit rosafarbenem Putz und grauem Kies, wobei der Innen- und Außenausbau der Villa „Les Rhumbs“ gleichzeitig vonstattengingen. Damit der beachtliche Garten im Stil eines englischen Parks angelegt werden konnte, mussten mehrere Tonnen Erde angefahren werden. Wer die Eingangstür einmal durchschritten hat, wird von der Magie der gekonnt arrangierten Dekoration gefesselt sein. Es ist eine unwirkliche Welt, die sich heute dem Besucher und der Vorstellungskraft damals des kleinen Christian öffnete.
Elegant sollte alles sein, das war die Vorstellung von Christian Diors hübscher Mutter. Der Vater, Maurice Dior, war erfolgreicher Unternehmer und die finanziellen Mittel waren da. Heute würde man sagen, dass die frühe Kindheit von Christian Dior unter einem sonnigen Stern stand und es an nichts fehlte.

Doch eingeholt von der bewegten Geschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts erlebten die Bewohner von „Les Rhumbs“ auch weniger schöne Stunden. Es war bei einem Aufenthalt in Granville, als der Krieg 1914 ausbrach. Die Familie beschloss, nicht nach Paris zurückzukehren, sondern im Schutz ihres Hauses und des eingefriedeten Gartens zu bleiben. Sie war unbestreitbar ein wichtiger Teil der Familie, eine Insel des Friedens, und doch war die Villa eines der ersten Opfer des Ruins der Familie Dior nach der Krise 1929. Der Vater musste das Haus verkaufen, um seine Schulden zu bezahlen. Das Haus wurde von der Stadt erworben, das Mobiliar verstreut und der Park 1938 zu einem öffentlichen Garten umgewandelt. Christian hat das nie verwunden und wurde schwer krank, eröffnete später mit der Hilfe von Freunden eine Galerie, bis er schließlich bei Lucien Lelong als Modezeichner landete, wo ihn Marcel Boussac entdeckte und beschloss, ein eigenes Modehaus zu eröffnen, um den Absatz seiner Stoffe zu verbessern. Der Rest ist Legende und der Weg, der nun seit siebzig Jahren andauert, hat seinen Ursprung dort, wo das Wetter ein wenig an Norddeutschland erinnert und das zu einem der schönsten Flecken Frankreichs zählt. Seit 1997 befindet sich das Museum Christian Dior dort, wo Christian Dior am glücklichsten war.

Von Granville bewahrte sich Christian Dior immer, wie er in dem Buch „Christian Dior et moi“ schreibt, „die Sehnsucht nach stürmischen Nächten, dem Nebelhorn, der Totenglocke der Begräbnisse und dem Sprühregen der Normandie, all das, womit er seine Kindheit verbracht hat“. Es lebt für immer weiter in den Farben (Rosa und Grau), den Parfums (Rose und Maiglöckchen) und den festen und eleganten Formen, in der angenehmen Ruhe, die ein „Familienhaus“ auszeichnet, eben jener Granville-Esprit. Jedes Stück, das mit dem Namen Dior signiert ist, trägt eine Spur von dem Geist Diors und auch ein wenig von dem Stil in sich, der in Granville seinen Anfang nahm und den kleinen Träumer die Flügel verlieh, den Frauen die Weiblichkeit zu schenken …

Dior et Granville, aux sources de la légend
Museum Christian Dior – Villa „Les Rhumbs“
1 Rue d’Estouteville
50400 Granville
Frankreich

Die Ausstellung „Dior et Granville, aux sources de la légend“ läuft noch bis zum 24. September 2017.
Öffnungszeiten: Täglich von 10 bis 18:30 Uhr.

Coffeetable Books

70 Jahre Christian Dior – Dior by Mats Gustafson

Wer jetzt die klaren, „aquarelligen“ Zeichnungen von dem 1951 in Schweden geborenen und ronommierten Illustrator Mats Gustafson in dem neu erschienenen Band „Dior by Mats Gustafson“ anschaut, merkt sofort, dass man den Dior-Stil auch erkennt, wenn er auf das Nötigste beschränkt gezeichnet ist.
Mats Gustafson, der schon in den Achtziger Jahren viel für die deutsche und französische Vogue arbeitete, konnte sich aufgrund seines außergewöhnlichen Stils in einer Zeit etablieren, als Modeillustration praktisch gar nicht vorkam und nur die Modefotografie im Vordergrund stand.
Seit der ersten Ausgabe arbeitet er für das „Dior Magazine“ und dokumentierte die letzten Jahre der Kollektionen. Zusätzlich schuf Mats Gustafson jetzt für das Buch „Dior by Mats Gustafson“ zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen von den Kreationen des Mannes, der dem Haus nicht nur den Namen verlieh, sondern auch das Synonym dessen ist, was die Sehnsucht der Frauen nach Mode aus Paris und den Traum von der Haute Couture symbolisiert. „Ein Kleid von Dior“ ist nicht nur im Roman von Paul Gallico, sondern auch ein Synonym, wofür die Luxuswelt steht.

Vor siebzig Jahren, genauer gesagt am 12. Februar 1947, fand in der Avenue Montaigne 30 in dem frisch eröffneten Couture Haus von Christian Dior eine denkwürdige Premiere statt. Der über Umwege in die Mode gekommene Dior stellt seine erste Kollektion im Salon und Treppenhaus eines Hauses vor, das nach seinen Vorstellungen gestalteten wurde. Die Kollektion nennt er „La Ligne Corolle“ – sie repräsentiert sein Bild einer Frau, die sich nach den Entbehrungen des Zweiten Weltkrieges wieder zu Romantik, Weiblichkeit und Glamour bekennt. Weite Röcke, die wie umgedrehte Blütenkelche bis zu den Knöcheln reichen, „Sanduhr“-Taillen, Guipuren und verschwenderische Materialien, wie man sie das letzte Mal vor mehr als zwanzig Jahren gesehen hat.

Das erste Mal kommen nach langer Abstinenz in diesem eiskalten Winter die internationalen Journalisten aus England und den USA wieder zu den Pariser Schauen. Der Einfluss von Paris, vor dem Krieg Grundlage aller Kollektionen, wird benötigt, um das Nachholbedürfnis an Kleidung in allen Ländern mit Input zu versorgen. „Vogue“, „Harper’s Bazaar“ und auch die meist weiblichen Repräsentantinnen der „Times“ und der „Daily Mail“ sind komplett am Start und sehen bei Modehäusern wie Rochas, Lanvin oder Jacques Fath das, was die Franzosen während der deutschen Besatzungszeit weiterentwickelt haben. Allerdings wagt keiner derart mit Materialien in verschwenderischer Opulenz umzugehen und etwas völlig Neues zu zeigen wie Christian Dior. Der „New Look“ wird geboren und alle Anwesenden im Saal spüren, dass Dior die Mode mit seinen bis zu 24 Meter Stoff verbrauchenden Modellen verändern wird. Immer das, was man nicht zu träumen wagt, und genau das Gegenteil von dem, was machbar ist zu verwirklichen, scheint Diors Devise zu sein. Das „Tailleur Bar“ von Willy Maywald an der Seine fotografiert geht um die ganze Welt und wird millionenfach kopiert von jeder auch noch so entlegenen Hobbyschneiderin. Christian Diors Art, die Frau zu kleiden, schien einem Gesetz gleich, die plötzliche Veränderung einzuläuten. Sein Name war binnen eines Jahres in Amerika genauso bekannt, wie in Frankreich und etablierte Dior so zur Nummer 1 der Pariser Modehäuser.

Im Gegensatz zu heute ging Christian Dior nicht von den einzelnen Modellen aus, sondern immer von der Zeichnung und der Grundlinie der Kollektion, die er ganz am Anfang festlegte, wenn er sich für die ersten Entwürfe in sein Landhaus Milly-la-Forêt zurückzog. Milly-la-Forêt war ein Refugium, das er sich am Tag nach der Premiere des New Looks kaufte. Dort kreierte Dior in der Zeit bis zu seinem Tod 1957 unter anderem die H-, A-, X-, die Kuppel- und die Zickzack-Linie. Jede Saison erschuf er sich völlig neu und begründete so die Codes des Hauses.

Zeichnungen und Illustratoren, meist Künstlerfreunde von Christian Dior, spielten von Anbeginn eine große Rolle. Christian Bérard entwarf den Dekor für die Boutique, die an der Ecke zur Rue François 1er eingerichtet wurde, während Marcel Vértes und Carl Erickson, der unter dem Pseudonym „Eric“ bekannt war, Tücher für Dior entwarfen. Der Illustrator René Gruau wurde zur Legende in den nächsten Jahrzehnten durch seine in starken Outlinings gestalteten Dior Werbungen, die besonders den Dior Parfums bis in die Achtziger Jahre mit zu ihren bahnbrechenden Erfolgen verhalfen.

Durch ihre prägnanten Linienführungen war jede Dior-Kollektion sofort erkennbar und der New Look mit seinen schmalen Schultern, den gepolsterten Hüften und den weit schwingenden Röcken wurde in der französischen Wochenschau auf der Avenue Montaigne gefilmt und selbst am Schatten, der auf die Gehwegplatten fiel, konnte man an den Flächen erkennen, dass es sich um das Werk des schüchternen Dior handelte. Übrigens eine Filmsequenz, die viele Jahrzehnte später in einer einzigen Einstellung als Eröffnung in dem Film „Dior und Ich“ auf den Punkt bringt, was die Geschichte und den Stil des Hauses ausmacht; die Dior zum berühmtesten Modeschöpfer seiner Zeit machte und seit nunmehr siebzig Jahren die Marke und die Strahlkraft des Inbegriffes der Pariser Couture ausmachen.

Wer bei Horstson im Archiv stöbert, findet unzählige Berichte, nicht nur zu den aktuellen Kollektionen, sondern auch viele Beiträge zur Geschichte und den Hintergründen des Hauses, aus dem die Weltkarriere von Yves Saint Laurent startete, das Marc Bohan fast dreißig Jahre führte, später dann von Gianfranco Ferré, bevor John Galliano wieder auf die Basis des Gründers zurückgriff und beispiellos flamboyant und Dior mit großer Geste wieder in die allererste Reihe zurückbrachte.

Raf Simons steht für messerscharfes Design und Maria Grazia Chiuri gab im September 2016 ihr Prêt-à-porter-Debüt, im Januar nun ihre erste Haute Couture, die zum 70-jährigen Jubiläum das moderne Bild des Hauses mit großem Respekt vor dem Begründer in einer an die Tradition der von Christian Dior so geliebten Maskenbälle anknüpfte. Als erste Frau und Designerin leitet sie ein neues Zeitalter ein, damit die Tradition nicht nur fortbesteht, sondern auch den Stempel unserer Zeit bekommt. Die Dior-Frau sieht in jeder Generation anders aus, hat aber die gleichen Anforderungen, wenn sie sich für ein Stück von Dior entscheidet, wie alle Frauen vor ihr. Denn Dior steht für das Frausein in allen seinen Facetten und den Traum, in diesem Bild, wie eine Blume zu erblühen. Genau so hat es Christian Dior in seinem Buch „Ich mache Mode“ geschrieben – eine Metapher, die bis heute unterschwellig gilt.

Mats Gustafsons Buch macht auch Appetit auf den wunderschönen Bildband „Christian Dior 1947 – 1957“ von Olivier Saillard mit Fotos von Laziz Hamani, der bei Assouline erschienen ist. Er ist der erste Band von insgesamt fünf, die die einzelnen Perioden des Hauses und der Marke Dior beleuchten. Etwas für wirkliche Liebhaber, denn allein schon wegen seines großen Formates und der Ausführlichkeit sollte man sich viel Zeit nehmen, um „Naht für Naht“ das Werk Diors zu entdecken.

Siebzig Jahre Dior bedeutet nicht nur ein Jubiläum, sondern ist eines der wichtigsten Zeiträume für die Geschichte der internationalen Mode überhaupt: Die Marke Christian Dior entstand zu der Zeit, um die Basis dafür zu legen, wie Marken und Brands heute weltweit agieren und geformt sind. Denn der Träumer Christian Dior könnte nicht nur gut Kleider entwerfen, sondern war auch ein brillanter Stratege.

Dior by Mats Gustafson – ein weiterer wunderschöner Baustein für die heimische Modebibliothek.

Dior by Mats Gustafson
Geschrieben von Mats Gustafson und Tim Blanks

„Dior by Mats Gustafson“ ist im Rizzoli Verlag erschienen und ab sofort erhältlich.