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Karl Lagerfeld

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Chanel Haute Couture Winter 2016 – Cercle Privé

Die wohl heißeste Couture Woche ging in Paris am Mittwoch zu Ende. Einer der Höhepunkte war die Show von Karl Lagerfeld im Grand Palais. Schon die Einladung machte neugierig. Wer Karl Lagerfeld kennt, weiß natürlich, dass nichts im Vorraus verraten wird und dass das Motto „3D“ nicht bedeutet, dass alle Zuschauer plötzlich mit 3D-Brillen aufsetzen müssen oder es sehr grafisch in der Kollektion zugeht.
Kein Metier ist zurzeit so nah am tatsächlichen Empfänger der Kollektions-Message dran, wie die Couture. Die Kundinnen sitzen direkt im Auditorium und schon während des Defilees kann man an ihren Gesichtern ablesen, wie es ihnen gefällt und wie sich in den Tagen nach der Schau die Orderbücher der Couturiers füllen werden. Nachdem Termine vereinbart werden und auf den Hausmodels, auf deren Maße die Kleider angepasst sind, im Salon noch einmal die Modelle gezeigt werden, bestellen die Kundinnen ihre Favoriten. Die Kundinnen machen, je nach Verfügbarkeit vor Ort, zwei Anproben und bekommen dann nach sechs bis acht Wochen das fertige Kleid geliefert. Je nachdem wie lange eine Kundin schon dem Haus verbunden ist, liegen die Maße entsprechend vor. Bei Erstbestellung ist der Aufwand natürlich größer, da eine Stockman Büste mit der individuellen Proportion der Trägerin für das Atelier gefertigt wird.

Die Kunden aus der ganzen Welt strömten letzte Woche ins Grand Palais. Sie wurden von einem ein kompletten Spielcasino im Art Déco-Stil, das an das alte Casino von Nizza erinnerte, überrascht – inklusive Slotmaschinen auf den Rängen, die natürlich Kamelien oder N°5-Flaschen in den Sichtfenstern zeigten.
Lagerfeld geht bei der Konzeption einer Kollektion vom Bild der Präsentation aus. Seine Vorstellung einer intimen Spielrunde wird durch Freunde des Hauses dargestellt, die echten Diamantschmuck aus der Kollektion tragen. Coco Chanel selbst war es, die 1931 in ihrem Appartement in der Rue du Faubourg Schmuck zeigte und damit den Grundstein zur Juwelentradition des Hauses legte. Geraldine Chaplin, Stella Tennant, Julienne Moore, Vanessa Paradies, Isabelle Huppert aber auch Nine d’Urso, die Tochter von Inès de la Fressange und viele mehr. Irgendwie bleibt es bei Karl Lagerfeld doch in der Familie und ein Blick über die Ränge zeigt, dass ihm viele Weggefährten der letzten sechzig Jahre treu begleiten. Fast wirkt die Couture wie ein Familientreffen, wenn nicht in den letzten Jahren augenfällig viele Menschen dazugekommen wären, die die „gehobene Schneiderei“ als eine Art Instagram- und Social Network-Platform nutzen wollen, um das Signal auszusenden, dass sie an einer Art Happening teilnehmen.
Dabei verpassen viele, worum es bei der Haute Couture eigentlich geht. Es geht um die Details und die permanente Verbesserung und Verfeinerung des Handwerks – gewürzt mit einer Art „Labor“, um die neuesten Techniken und Materialien auszuprobieren. Materialien, die nur in diesem Metier funktionieren und deren serielle Herstellung zu kostspielig wären. Lagerfeld ist ein Meister darin und schon bei den ersten Durchgängen der insgesamt 67 Looks wird einem das 3D-Thema klar. Was bei den typischen klassischen Chanel-Kostümen mit kniekurzem Rock und „Bord à Bord“-Jacke wie Stoff bzw. Bouclé aussieht, ist in neuester 3D Laserdruck-Technik entstandenes Material, was verschmolzen, gelocht und ohne Nähte verarbeitet ist. Jede Jacke wird individuell auf die Maße der Kundin mit Hightech hergestellt. Dabei sind die Jacken federleicht. Beim näheren Betrachten am nächsten Tag beim Re-See sieht man dann deutlich, dass Hightech auf Handwerk trifft. Vieles ist noch überstickt oder mit Applikationen, Pailletten oder anderen Materialien kombiniert. Haute Couture und die Paraffections Ateliers, die heute zu Chanel gehören, wie Desrues, Lesage, Lemarié oder auch Lognon, waren die Hightech Betriebe im 19. Jahrhundert. Lagerfeld passt dieses durchaus zeitgemäße Handwerk immer der heutigen Zeit an. Tradition bewahren heißt nicht, an Altem festzuhalten, sondern immer das zu nutzen, was Abläufe und Prozesse verbessert. Die meisten Materialien die Chanel zeigt, wären vor zehn Jahren noch gar nicht für Couture einsetzbar gewesen. Viele Stickereien werden auf Neopren, das Volumen und Großzügigkeit erzeugt, ausgeführt. Die Stickereien werden durch Glasfaser oder spezielle Folien, die auch bei opulentestem Dekor die Trageeigenschaften und die Leichtigkeit der Kleider nicht beeinflussen, leichter.

Die Linie bei Chanel wird durch breitere Schultern, gerade Schnitte und der Betonung bei Kostümen und Mänteln mit Schulterklappen unterstrichen. Auch die Bouclés sind gestickt und neben Sackkleidern mit drapierten Effekten im Rücken und leichten Watteau-Falten steht (auch) der Couture Bestseller ‚Kostüm‘ im Vordergrund. Kostüme, die aber auch Outdoor getragen werden können und deren Jacken einen sportlichen Touch haben. Die gepolsterte Schulter und die Verbreiterung mit etwas zweidimensionalen Touch hält Einzug und erinnert an Lagerfelds Kreationen Anfang der Neunziger. Kurze Trapez-Schnitte und Trench-Details werden in weiche Materialien übersetzt und neben Beige, Wollweiß und Schwarz in Nachtblau oder Schwarz-Gold gezeigt. Klassische Farben neben Couture Nuancen wie Mauve oder warmen Brauntönen: Die Klientel mag schmeichelnde Farben.

Die Atmosphäre des Casinos nimmt Karl Lagerfeld bei den vielen verschiedenen Cocktail- und Abendkleidern auf und zitiert die zwanziger und dreißiger Jahre mit fließenden seidigen Lamé Kleidern im Stile von Madeleine Vionnet und Jean Patou mit der sich nach hinten verlängernden Silhouette. Chanels Aubazine Spitzenkleid mit weißem Kragen ist ebenso vertreten, wie Chiffon- und Gazar-Kleider mit ausgestellten Röcken und opulenten Stickereien mit Collier Motiven oder Mikromosaiken. Zu den Highlights zählten auch die zwei- oder dreistufige Gatsby-Kleider mit angedeuteter Schleppe, Capuchon oder komplett mit Federn bestickte Tüllroben.
Die Zwanziger und Dreißiger Jahre hat Lagerfeld wie kein anderer studiert und so wird Poirets Schirmkleid genauso „chanelisiert“ wie die Stilkleider von Madame Lanvin. Sein Mode- und Kulturwissen ist einfach unendlich …

Racing Green, Oliv und viel Schwarz und Weiß – was manchem wie ein bunter Ablauf vorkommt, trifft exakt die Bedürfnisse und Lebensumstände, die das Couture Klientel benötigt. Sie sind es, die schließlich und endlich die Kollektion bestellt. Auch wenn es die internationale Presse anzieht, gibt es nicht wie in der Prêt-à-porter den Vorlauf des Filterns durch Presse und Einkäufer, die im Endeffekt bestimmen, was gekauft werden kann. Couture ist eine Verkaufsmodenschau. Wenn Vogue oder Harper’s Bazaar ihre Strecken zeigen, treffen die Pakete aus der Rue Cambon bereits in Los Angeles, New York, Peking oder Beirut ein und die Kundinnen haben längst gewählt.

Die Cercle Privé-Schau ist mehr als 3D. Man muss oft hinschauen und jedes Teil anfassen, um es komplett zu erfassen. Keine Schau hat es bisher so schwer gemacht, die Modelle richtig zu begreifen. Aber genau das will Karl Lagerfeld ins Bewusstsein bringen. Was oberflächlich wirkt, muss tief erfasst werden und man muss sich intensiv damit beschäftigen – darin liegt die ungeheure Passion und Qualität von Couture. Ein Kleid oder Kostüm begleitet die Trägerin über viele Jahre und wird immer wieder rausgeholt. Und es werden einige Modelle später als Dotationen in Textilsammlungen, wie dem Metropolitan Museum oder dem Fashion Institut of Technology in New York, gegeben.
Karl Lagerfeld lässt nichts unerklärt und in der Pressemappe wird ein Kostüm drei Mal fotografiert, damit auch alle seine Interpretation von 3D verstehen. Lagerfeld sieht die Welt immer mit den neuesten Augen, um sie dann ins Handwerk zu übertragen.

Die Braut erscheint im Satin-„Safari Anzug“ mit kleinem Schleier zu Barry Whites „Love Theme“ und die Chanel Couture Welt setzt sich am nächsten Tag in den Salons bei den Anproben fort. Auch wenn sich die Locations der Schauen vergrößert haben, das Medieninteresse schneller und größer geworden ist und die Materialien sich verändern – der Reiz liegt immer noch darin, dass individuell und mit ungeheurer Akribie etwas ganz allein für einen einzelnen Menschen gemacht wird. Die Zeit spielt scheinbar keine Rolle. Das ist es, was die Frauen, die sich die Haute Couture leisten, mit jedem Cent gern bezahlen.
Haute Couture ist zum Träumen da und das geht in jeder Dimension …

Coffeetable Books

Buchtipp: FENDI by Karl Lagerfeld

Bild: © FENDI

Die Zusammenarbeit zwischen FENDI und Karl Lagerfeld ist nicht nur wegen der Entwürfe einzigartig: 50 Jahre schon arbeitet der Designer für das Luxuslabel. Ich bin mir nicht sicher, aber das dürfte die längste Kooperation von einem Modeschöpfer mit einem Modehaus sein, die es bisher gegeben hat. Für Karl Lagerfeld Grund genug, der Maison FENDI ein eigenes Buch zu widmen …

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Modeschätze – Karls erster Chanel Winter

Die Ausstellung „Karl Lagerfeld – Modemethode“, die noch bis September in Bonn läuft, haben wir euch ja schon ausgiebig zur Eröffnung vorgestellt. Letzte Woche hatte ich nun Zeit, der Ausstellung einen Besuch abzustatten. Die Exponate erklären nicht nur auf großartige Weise den Kosmos von Karl Lagerfeld mit den Kreationen für Fendi, Chloé und Chanel. Sie zeigt auch das „Drumherum“, wie Pressemappen, Filme und Einladungen bis hin zu den Knöpfen und Zeichnungen der einzelnen Modelle Lagerfelds ganzheitlichen Arbeitsmethode.

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Chanel Cruise 2016: Karls südkoreanischer Cocktail

Dass es bei fast allen Luxushäusern Anfang Mai eine Kollektionspräsentation gibt, geht eindeutig darauf zurück, dass Karl Lagerfeld im Jahr 2000 eine Tradition wieder aufleben ließ, die 1919 von der Gründerin des Hauses Chanel für ihre Boutique in Biarritz erfunden wurde. Für die Aufenthalte an der See kreierte Coco Chanel einfachere Kleider, bequeme Dinge zum Spazierengehen und Accessoires, die man in der Sommerfrische tragen konnte. Heute, im Zuge der Globalisierung, braucht man auch im Winter leichtere Materialien und Stoffe und so hat sich die Cruise, die Ende November in die Läden kommt, zu einer stärksten Kollektionen des Hauses entwickelt. Andere Modelabel adaptierten diese Idee und so gibt es jetzt eine Art zusätzliche Saison – auch auf dem Kalender der Fashioncrowd. Dass dabei die Locations immer exotischer werden, zeigt sich in diesem Jahr, wo Louis Vuitton in Malibu zeigte und Chanel in Südkorea.

Südkorea ist das erste Ziel, das nichts mit der direkten Historie von Chanel zu tun hat. Das asiatische Land gilt aber als einer der Hauptmärkte für Luxusprodukte in Fernost und zudem als Drehkreuz des gesamten Flugverkehrs der Region. Keine Duty-free-Shops sind größer als die in der südkoreanischen Hauptstadt, nirgendwo werden höhere Umsätze gemacht …
Korea ist eine der ältesten Kulturen Asiens und unterscheidet sich in der Stilistik grundlegend von der chinesischen und japanischen. Die Farben, die Traditionen und das Handwerk sind Dinge, die Karl Lagerfeld seit jeher faszinieren. Koreaner sind Meister der Keramikkunst und koreanische Lackarbeiten lassen sich zauberhaft als Stickereien umsetzen. Ihre Eigenheit auf schwarzem Grund, grafisch und, trotzdem sie Jahrhunderte alt sind, modern und poppig wirken, beeindrucken Lagerfeld tief. Außerdem liegen für den Designer die Spannungsbögen, die ihn zu neuen Kollektionen inspirieren, in den Gegensätzen. Korea ist traditionell aber avantgardistisch zugleich, nirgendwo liegen Vergangenheit und Zukunft so nahe beieinander wie in Seoul. Nachdem dort 2014 die Culture Chanel Ausstellung „L’Esprit des Lieux“ stattfand, wurde am letzten Montag im Dongdaemun Design Plaza die Chanel Croisière Kollektion 2015/16 präsentiert.

Ohne rechte Winkel und gerade Linien stellt sich das von Zaha Hadid entworfene weltweit größte neofuturistische Gebäude als zusammenhängende Symphonie klarer, ununterbrochener Kurven dar. Wie ein außerirdisches Raumschiff, das in Seoul gelandet ist, fügt sich die Silberkonstruktion mit einer Größe von 86.574 Quadratmetern nahtlos in die urbane Landschaft mit ihren fließenden, harmonischen Linien ein. Es ist wie alles in Seoul modern und trotzdem spirituell. Dennoch schließen sich hier Moderne und Spiritualität nicht aus. Neben hochtechnologischen Entwicklungen sind die Religionen Buddhismus, Konfuzianismus und Schamanismus weiterhin ein essenzieller Teil der südkoreanischen Lebensart. Kein Gebäude wird ohne ein Ritual zur Besänftigung der Geister errichtet und der weitverbreitete Glaube an die Philosophie von Yin und Yang spiegelt sich in der Flagge sowie den traditionellen Farben des Landes wider.

Farbenfrohe Glücksbringer, die göttlichen Schutz versprechen, finden sich überall im Alltag: ob auf traditionellen, von der Joseon-Dynastie (1392-1910) inspirierten Kostümen – Hanbok genannt – oder auf den Gesichtern junger Bräute, die ihre Wangen mit zwei roten Punkten zieren. Naturverbundenheit ist ein weiterer Bestandteil der nationalen Identität. Koreaner verbringen ihre Zeit gerne beim Wandern in den Bergen, ausgestattet mit der neusten Sportausrüstung, oder auf der sechs Kilometer langen neu gestalteten Uferstrecke entlang des Cheonggyecheon im Herzen der Hauptstadt.

Als Phänomen zwischen Tradition und Avantgarde hat sich die sogenannte Koreanische Welle entwickelt: eine popkulturelle Bewegung mit unstillbarem Durst nach Pop-Musik, Filmen und TV-Serien – in diesem Teil Asiens können die Protagonistinnen beliebter Fernsehserien mutmaßlich ganze Generationen beeinflussen – aus dem eigenen Land, die sich, nicht zuletzt dank der sozialen Netzwerke, über die ganze Welt ausbreitet. Der „K-Pop“.

Dass Karl Lagerfeld aus diesen Spannungsbögen nun eine „chanelisierte“ Form entwirft, beweist die Kollektion wunderbar. Sam McKnight entwarf Mangafrisuren und selbst die „Mary Jane“-Stiefeletten erinnerten in diesem Kontext an das Land, welches die Inspiration für die Kollektion lieferte. Das Make-up war flächig und von großer asiatischer Zartheit.
Honan- und Tussah-Seide gelten in dieser Kollektion als asiatische Antwort auf den Tweed aus der Rue Cambon. Die breite Farbpalette, die an Pop-Art erinnert, durchzieht die Kollektion wie ein Farbrausch: Fuchsia, Pink, Céladon, Mintgrün, knalliges Orange und Koralle, Royal Blau …

Schon das Dekor der Schau – reines Weiß mit „Smartie“-Hockern und Dots in Knallfarben, ließ Geschmack auf das Feuerwerk der Kollektion aufkommen. Selbst Chanels Kamelie wurde grafischer, denn in den koreanischen Mustern wird gern Florales ins Geometrische umgesetzt.
Die Silhouette: Jacken mit abgerundeten Schultern, weiten Ärmeln und koreanischen Krägen, „Peter Pan“-Ausschnitte und hochgezogene Bustiers zu fließenden weiten Hosen. Röcke, ausgestellt oder gerade, enden am Knie, wohingegen bei den Kleidern pure Silhouette und verspielter Dekor gekonnt gegeneinandergesetzt wird.

Der Hanbok, die koreanische Tracht, die über der Brust mit einer Schleife gebunden in eine weite Silhouette übergeht, wird immer wieder zitiert oder gleich in eine Reihe von neu interpretierten Abendkleidern umgesetzt. Breites Colour-Blocking, gestickt oder in grafische Kaleidoskop-Muster zerlegt, finden sich an fast jedem Modell wieder.
Stickereien von Lesage und Montex übertragen die feinen floralen Arabesken der koreanischen Lacke auf Tuniken, die asymmetrisch das „Ying und Yang“-Motiv aufnehmen. Bei den Materialien spielt Lagerfeld mit festen und luftigen Stoffen. Als Gegensatz dazu wird Broderie Anglaise auf texturierter Baumwolle, Lackleder und Leinen, Organza, Tüll, Spitze zur typischen Shantung Seide der Region eingesetzt.

Von unglaublicher Raffinesse und das erste Mal in solcher Vollendung sind die Gazar Mosaike und Quilts, die fast an Haute Couture grenzen. Ob in einer oder mehreren Lagen verarbeitet, wirken sie trotz ihrer Transparenz und trotz ihrer asiatischen Inspiration wie kubistische Kunstwerke. Eine der Lagerfeld am stärksten faszinierenden Kunstperioden, die er für das Jahr 2016 in Weiblichkeit verwandelt. Wirklich neu und spektakulär!

In den fast 100 Looks gibt es viel zu entdecken – ganz gleich ob Silhouetten, Farben oder Materialien. Dank Lagerfelds ganzheitlichem kulturellen Ansatz lernt man viel über ein Land, das sicherlich vielen von uns unbekannt ist. Trotzdem schafft er es auch, dass die Kollektion zu hundert Prozent Chanel ist und europäischen Bedürfnissen gerecht wird.

Einer meiner Lieblingslooks ist die Streifenjacke aus Linton-Baumwolltweed in Sorbetfarben. Kombiniert mit einem azurblauen „Dentelle de Calais“-Kleid ist sie sehr parisienne. Trotzdem erzählt die Jacke die Geschichte der Reise nach Seoul. So etwas zu schaffen braucht nicht nur Erfahrung und Können. Es zeigt auch, dass in Lagerfelds Kopf die Globalisierung schon vor Jahrzehnten stattgefunden hat. Stil hat keine Grenzen, man muss ihn nur haben.

Die Chanel Croisière Kollektion 2016 ist feminin und visionär zugleich und zeigte einmal mehr die ungeheuren Facetten von Chanel. Fantasie und den Mut, sie umzusetzen, ist heute für Lagerfeld genauso wenig eine Hürde, wie einst bei Mademoiselle in Biarritz. Sicherlich einer der Gründe, warum Mademoiselles Zauber noch heute auf den gesamten Globus wirkt …

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Festival International de Mode et de Photographie à Hyères

Festival International de Mode et de Photographie a Hyeres Chanel
Bild: Chanel

Dass Annelie Schubert, die auf der Hochschule für angewandte Kunst in Hamburg Modedesign studierte, das diesjährige Festival für Mode und Fotografie im südfranzösischen Hyères gewann, ist nur ein Grund, dass wir darüber berichten. Nachdem Schubert ihren Bachelor in der Hansestadt machte, ging sie zunächst zu Haider Ackermann. Ihren Master bekam sie dann von der Kunsthochschule Weißensee verliehen. Für den Talentwettbewerb in Hyères kombinierte sie nun in ihrer Kollektion Neuinterpretationen des Kleidungsstückes ‚Schürze‘ mit skulpturalem Design. Das überzeugte die Jury und bringt sie sicherlich demnächst ein Stückchen weiter auf der Modeleiter.

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Männermode Music

Pharrell Williams – Chanel „New York – Salzburg“

Auch Weltstars oder Stilikonen müssen sich manchmal kurz mal kneifen, wenn sie etwas Besonderes erleben: Pharrell Williams gab auf der Modenschau von Chanel an der Fifth Avenue in New York in einem ehemaligen Militärdepot, das jetzt zur Location für Events und Ausstellungen geworden ist, ein Privatkonzert. Als wenn er es nicht fassen konnte, rief er der Menge zu: „I can’t believe i’m here right now, this is Chanel!“ – Kein Wunder, außer Adidas, für die er ja sogar eine eigene Kollektion und ganze Ranges von Stan Smith Senkern designt, gilt Chanel seine große modische Liebe.

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Fashionable Family – Rosenball 2015 in Monaco

Vogue Paris Horstson Caroline von Monaco

Ehrlich gesagt gibt es viele Celebrities auf irgendwelchen Red Carpets, wo die Marke, mit denen die Promis bekleidet sind, besser beraten wäre, nicht die Ausstattung zu übernehmen, oder zumindest einen Stylisten mitzuschicken, der den Sitz oder die Passform überprüft. Manchmal fragt man sich auch, ob sich einige Marken nicht ihr eigenes Geschäft verbauen, denn die Zielgruppe sind ja genau die Prominenten, die auch Haute Couture oder gehobenes Prêt-à-porter bezahlen könnten und demnach auch die wären, die es eigentlich kaufen müssten. Bei den meisten Stars und Sternchen kommt noch hinzu, dass sie nur so lange von einem Designer unterstützt werden, wie ihr Stern am leuchten ist. Ebbt der Erfolg irgendwann mal ab, sind auch die tollen Designerkleider passé und die Einladungen werden spärlicher.

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Modemethode – Karl Lagerfelds Kosmos in Bonn

Fendi Adele s.r.l. - Karl Lagerfeld sketches - Spring/Summer 2012
Skizze von Karl Lagerfeld für FENDI; Frühling/Sommer 2012; Courtesy Fendi Archives, © Fendi Archives

Als klassischer Designer kümmert sich Karl Lagerfeld, im Gegensatz zu dem meisten seiner Kollegen, vom Entwurf bis zum fertigen Modell auf dem Runway, um alle Details, um seine Vision der Mode zu verwirklichen. Es geht nicht nur um die einzelnen Looks und um die Mode, sondern auch um das Kollektionsthema, der Recherche, den Details bis hin zur Authentizität. Selbst der Dekor der Schau und das Konzept der Vermarktung entspringen Lagerfelds Kopf. Er ist einer der Jahrhundertgenies, dessen Bildung so breit aufgestellt ist, dass er in seine Kollektionen aus fast allen Bildungsbereichen Elemente einfließen lassen kann. Da sich Lagerfeld stets für seine Umwelt und deren Veränderungen interessiert, immer mit Blick auf die Wurzeln, der Geschichte und historischer Entwicklungen, schafft er es, egal für wen, die Vergangenheit und Gegenwart perfekt zur Zukunft zu verschmelzen und in wechselnden Erscheinungsbildern zu variieren.

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Paris Openings – Chanel: In der Brasserie Gabrielle

Chanel Prêt-à-porter Fall Winter 2015 2016 dekor Brasserie Gabrielle
Photo by Olivier Saillant

Am Dienstag zeigte Karl Lagerfeld die Chanel Herbst-Winter Prêt-à-porter Kollektion. Das Grand Palais wurde dafür in einen Ort verwandelt, der pariserischer nicht sein könnte. Man fühlte sich gleich wie in der berühmten Brasserie Lipp oder dem Café de Flore, das seit jeher einer der Lieblingsplätze von Lagerfeld in Saint Germain ist. Der Dekor war wie immer perfekt bis ins letzte Detail umgesetzt, inklusive der typischen, etwas grummeligen, in die Jahre gekommenen Kellnern und den wackeligen Champagnerkühler-Haltern.
Nicht fehlen durften die rot gepolsterten Sitzbänke, von denen man in den Cafés den ganzen Tag beobachten kann, wie sich manches Schicksal der Pariser Bourgeoisie – egal, ob das Kennenlernen oder die bevorstehende Scheidung – an einem der kleinen Tische entschieden wird. Der Franzose beschließt vom wirtschaftlichen Fortschritt bis hin zur Verlobung der Tochter alles in diesen Traditionshäusern beim Essen.

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No Fur, no Fur, no Fur, but it’s an Industry – Karl Lagerfeld über Pelze

Karl Lagerfeld Berlin 2015

Eine bekannte deutsche Modejournalistin soll der Legende nach mal gesagt haben: “Wozu brauche ich Strümpfe, solange ich bodenlange Pelze tragen kann?” Okay, die Dame ist nun schon seit Langem nicht mehr aktiv im Geschäft, ihre Aussage über Pelz habe ich aber immer noch im Hinterkopf. Karl Lagerfeld wird die Einstellung der Journalistin mit Sicherheit verstehen – zumindest äußerte er sich vor einigen Tagen in einem Interview mit der New York Times in vielerlei Hinsicht denkwürdig über den Einsatz von Tierfell in der Mode. Anlass des Interviews war die „Haute Fourrure“-Kollektion für Fendi, die Lagerfeld erstmalig im kommenden Sommer in Paris präsentieren wird.
Bevor ich mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehne, überlasse ich das Wort Matthew Schneier von der New York Times und frage mal in die Runde, wie ihr zum Einsatz von Pelz in der Mode steht …

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