Allgemein

No Fur, no Fur, no Fur, but it’s an Industry – Karl Lagerfeld über Pelze

Karl Lagerfeld Berlin 2015

Eine bekannte deutsche Modejournalistin soll der Legende nach mal gesagt haben: “Wozu brauche ich Strümpfe, solange ich bodenlange Pelze tragen kann?” Okay, die Dame ist nun schon seit Langem nicht mehr aktiv im Geschäft, ihre Aussage über Pelz habe ich aber immer noch im Hinterkopf. Karl Lagerfeld wird die Einstellung der Journalistin mit Sicherheit verstehen – zumindest äußerte er sich vor einigen Tagen in einem Interview mit der New York Times in vielerlei Hinsicht denkwürdig über den Einsatz von Tierfell in der Mode. Anlass des Interviews war die „Haute Fourrure“-Kollektion für Fendi, die Lagerfeld erstmalig im kommenden Sommer in Paris präsentieren wird.
Bevor ich mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehne, überlasse ich das Wort Matthew Schneier von der New York Times und frage mal in die Runde, wie ihr zum Einsatz von Pelz in der Mode steht …

Wie entstand die Idee zur „Haute Fourrure“-Kollektion?
Ich erinnere mich nicht, woher die Idee stammt. Vielleicht war es sogar meine. Ich finde die Idee sehr gut. Solange die Menschen Fleisch essen und Leder tragen, verstehe ich die Aufregung einfach nicht.
Es ist einfach zu sagen: Keine Pelze, keine Pelze, keine Pelze. Aber hinter den Pelzen steht eine ganze Industrie. Wer wird die Leute bezahlen, die arbeitslos werden, wenn man die Pelzindustrie abschafft? Die Länder im Norden bieten kaum andere Möglichkeiten, als Zobel zu jagen. Die Organisationen, die dagegen sind, sind nun mal nicht Bill Gates.

Haben Sie Verständnis für Organisationen, die sich für die Anti-Pelz-Bewegung einsetzen?
Ich habe Verständnis dafür. Ich hasse die Vorstellung, Tiere auf eine schrecklicheArt zu töten, allerdings haben sich die Methoden schon verbessert. Ich finde, dass ein Besuch beim Fleischer noch viel schlimmer ist. Das ist so, als ob man einem Mörder einen Besuch abstattet. Das ist schrecklich, oder? Also will ich das alles lieber gar nicht wissen …

Übrigens sagt Lagerfeld auch in dem Interview, dass er Selfies ablehnt.
Die Tierrechtsorganisation PETA hat sich kurz nach dem Interview beim Independent zu Wort gemeldet: Karl Lagerfeld Einstellung sei beschämend und erbärmlich, so Mimi Bekhechi, Director von PETA UK. Lagerfeld kleide sich wie ein Bestattungsunternehmer und schein es zu genießen, Leichen in seinen Kollektionen zu zeigen …

Das komplette – sehr lesenswerte – Interview gibt es hier.

  • Søren
    11. März 2015 at 10:16

    Ich finde es erschreckend, dass überhaupt wieder darüber diskutiert wird und Pelz als Trend zurück kommt. Das Interview ist lesenswert, aber in Teilen einfach falsch. Lagerfeld hat ja selbst für die eigene Kollektion bereits mit Kunstpelzen gearbeitet und damals in Interviews gesagt, dass es eigentlich keinen Grund für echte Pelze gäbe, da die falschen mittlerweile sehr gut gemacht werden. Gut, dass er ein Opportunist ist, weiss man länger.
    Gehen wir seine Behauptungen also durch:

    1. „Solange die Menschen Fleisch essen und Leder tragen, verstehe ich die Aufregung einfach nicht.“ Stimmt teilweise, allerdings ist in diesem Fall die Tötung wirtschaftlicher, da es sich zumeist um Nutztiere handelt, das Leder und Fleisch also gleichermaßen verwendet wird. Krokodil, Nerze, Füchse, Zobel werden ja doch eher selten verspeist.
    2.“Ich finde, dass ein Besuch beim Fleischer noch viel schlimmer ist. Das ist so, als ob man einem Mörder einen Besuch abstattet.“ Wer der Aussage zustimmt, dass ein Besuch beim Fleischer schlimmer ist, als bei einer Pelzzucht, erscheint mir zumindest verhaltensauffällig.
    3. „Aber hinter den Pelzen steht eine ganze Industrie. Wer wird die Leute bezahlen, die arbeitslos werden, wenn man die Pelzindustrie abschafft?“ Stirbt eine Industrie, entsteht eine Neue. Zum Beispiel die einer Kunstpelzindustrie, sollten alle, die vorher echten Pelz getragen haben, nun falschen tragen. Scheinargument also.

    So sehr ich Karl Lagerfeld mag, ich finde seine Aussagen diesmal auch beschämend. Vor allem weil sie dumm sind. Dies ist sonst nicht seine Art. Und hier einen Artikel mit dem Aufmacher zu bringen (nachdem ihr das widerliche Pelz-Alter-Ego Lagerfelds immer wieder anpreist) finde ich auch eine eher billige Art, mehr Kommentare zu generieren, auch wenn ich selbst wieder darauf hereinfalle.

  • Siegmar
    11. März 2015 at 11:07

    Das Interview finde ich ebenfalls sehr flach, KL hat, wie Sören schreibt, immer wieder Kunstpelz propagiert und es ist höchste Zeit auch dies umzusetzen. Pelze funktionieren da, wo alles verwertet wird, wie bei den Inuit. Ich kann doch nicht mit gutem Gewissen einen Pelz tragen wenn ich weiß wie die Tiere gehalten und getötet werden. Trifft ebenfalls auf die Krokodil-Farmen zu. Ich habe eine in Florida gesehen und auch wie die Tiere getötet wurden, mir war anschließend „kotzübel “ in jeder Hinsicht.

  • Monsieur_Didier
    11. März 2015 at 12:39

    …Danke Sören, eine sehr gute Zusammenfassung des ganzen…
    ich hab es hier schon öfter geschrieben und kann es nur noch einmal erwähnen: …ich mag Pelz, ich finde ihn einmalig und wunderschön, ohne Frage, aber ich würde nie etwas aus Pelz kaufen, ich könnte es auch nicht mit einem annähernd guten oder ruhigen Gewissen tragen…
    die ganzen Mädels und Frauen, die diese chicen, hippen Strickmützen mit dem Pelzbommel am Ende tragen, würden höchstwahrscheinlich hysterisch werden und/oder schamrot, wenn sie wüßten wo der Pelz herkommt und welche Tiere dafür sterben mußten…
    das gilt selbstverständlich auch für Jungs oder Männer, die den nicht wirklich notwendigen Pelz z.B. am Kapuzenrand zur Schau tragen…

    …by the way: …den Satz „…Ich hasse die Vorstellung, Tiere auf eine schrecklicheArt zu töten, allerdings haben sich die Methoden schon verbessert… empfinde ich als degoutant und selbstgefällig…

  • Tim
    11. März 2015 at 14:35

    Typisch Lagerfeld eben. Hält sein Fähnchen in den Wind: http://www.peta.de/lagerfeldfakefur#.VQBErFpFtd0

  • Franziska
    13. April 2015 at 15:23

    Seine Aussage hatte die Welt erschüttert, besonders die Aktivisten in unseren Reihen. Wir wussten doch, er arbeitet mit Fendi zusammen, so ist es kein Wunder, Pelz wird niemals aus der Mode kommen, es ist seit je her ein Bestandteil unserer Garderobe, so wird es auch weiterhin sein.