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Buchtipp

Coffee Table Book

Buchtipp: Dior by Roger Vivier

(Evening ankle boot in satin covered with Chantilly embroidered lace, Louis XV heel, Autumn–Winter 1961. Christian Dior by Roger Vivier. The Metropolitan Museum of Art collection, New York. © Gérard Uféras)

Kennengelernt haben sich Roger Vivier und Christian Dior der Legende nach während einer Schifffahrt von New York nach Frankreich. Das war 1947; zu einer Zusammenarbeit kam es aber erst Jahre später: Ab 1953 entwarf der Schuhdesigner die maßgefertigten Schuhe für das prestigeträchtige Haus. Roger Vivier erfand die kühnsten Formen und verwandelte Schuhe in echte Juwelen, die bis 1963 dem typischen Dior-Look den letzten Schliff gaben.
Die Zusammenarbeit zwischen Christian Dior und Roger Vivier dauerte nur zehn Jahre, prägte aber den Stil des Hauses bis heute. „Mein Freund Roger Vivier designt Schuhe für die elegantesten Füße und hilft mir, meinen Traum zu verwirklichen, den Frauentyp, für den ‚Christian Dior‘ steht, von Kopf bis Fuß einzukleiden“, wie Christian Dior in seinen Memoiren notierte.

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In Kooperation mit Taschen Verlag

Robert Nippoldt zeigt in Hamburg: „Es wird Nacht im Berlin der Wilden Zwanziger“

(Bild: Robert Nippoldt; aus „Es wird Nacht im Berlin der Wilden Zwanziger“; Courtesy of Taschen Verlag)

Das Berlin der 1920er ist eine der großen Mythen des 20. Jahrhunderts: eine exzessiv feiernde, moderne Metropole voller Lebenslust, über der schon die Gewitterwolken von Wirtschaftskrise und Naziherrschaft aufziehen. So zumindest wollte es uns „Babylon Berlin“ weiß machen.
Das Berlin der Goldenen Zwanziger zeigt sich in der ARD-Serie in seiner schillerndsten und, ich gebe es zu, unterhaltsamsten Gestalt. Man wünscht sich eine Zeitkapsel, um zumindest eine Nacht im „Moka Efti“ zu tanzen. Dort angekommen wäre man dann vielleicht etwas enttäuscht, denn das, was bei „Babylon Berlin“ ein Club voller ausschweifender Nächte ist, war in Wirklichkeit ein Kaffeehaus, das zwar ein ganz besonderer Ort war, aber eben auch nicht das Berghain der 1920er-Jahre, wie es der „Stern“ treffend formulierte.

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Coffee Table Book

Die Sneaker-Bibel: „Sneaker Freaker. The Ultimate Sneaker Book!“

(Seite 156 aus „Sneaker Freaker. The Ultimate Sneaker Book!“; 1989: The Pump Packaging; Bild: Sneaker Freaker)

Ich habe noch nie nachgezählt, aber es müssten etwas über 100 Paar Sneaker sein, die sich bei uns, in diversen Regalen verteilt, in der Wohnung stapeln. Das mag sich viel anhören, ist aber im Vergleich zu den Sammlungen anderer Menschen verdammt wenig. Eigentlich ist es auch egal, wie viele Sneaker man besitzt, da man eh nur ein Paar auf einmal tragen kann. Trotzdem kauft man immer mal wieder neue Turnschuhe und ärgert sich mindestens genauso doll, wie man sich bei jeder Neuanschaffung freut, wenn man wieder zu spät dran war und andere Sneakerbegeisterte einem einen Schuh vor der Nase weggeschnappt haben.
Möchte man sich rechtzeitig über aktuelle Releases informieren, damit man beim nächsten Mal nicht zu spät dran ist, und vielleicht sogar noch etwas Hintergrundwissen erfahren, kommt man um das Magazin „Sneaker Freaker“ nicht drum herum.

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Buchtipp Fotografie

Chanel – Final Fittings and Backstage

(Chanel Haute Couture 2012 by Benoît Peverelli)

Wenn die Chanel-Modenschauen im Grand Palais oder weltweit in anderen Locations vorüber sind, gibt es natürlich die Fotos der Looks und der Defilés. Ein bisschen warten lohnt sich aber meistens, denn die schönsten Bilder sind die, die Backstage entstehen oder bei der letzten Feuerprobe für die Kollektion, die Accessoirisation, dem Moment, wenn im Studio Chanel alle Durchläufe der Kollektion mit dem versehen werden, was den Look komplett macht: Schmuck, Hüte, Frisuren, das Make-up und die Kleinigkeiten, die ein Kleid oder Kostüm zu dem machen, wie es schließlich seine Wirkung magisch entfachen kann. Diese Making-off-Fotos, sind im Falle von Chanel besonders schön und haben eine intime Wirkung, und das seit einigen Jahren mit einer sehr eigenen Handschrift und einem Stil, der die Kollektionen noch auf eine besondere Weise unterstreicht. Dabei strahlen diese Bilder eine besondere Leichtigkeit aus und machen neugierig auf den Fotografen dahinter.

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In Kooperation mit Taschen Verlag

Ein Ferrari für 25.000 €

(„Ferrari“ von Pino Allievi; Art Edition (No. 1–250) mit Buchständer von Marc Newson; Bild: Taschen Verlag)

Es ist schon paradox: Viele Menschen schrecken zurück, wenn es darum geht, rote Kleidung zu tragen. Dabei ist Rot eine dieser Farben, ähnlich wie Blau, die fast allen von uns gut steht. Meiner unwissenschaftlichen Theorie nach sind RAL-Lackfarben-Rottöne schuld dran, dass viele Menschen vor Rot zurückschrecken, weil sie damit unbewusst etwas Grelles und Indezentes verbinden. Gleichzeitig ist der Traum vieler Menschen ein Auto, das alles andere als dezent daherkommt und das Synonym für Rot ist: ein Ferrari.

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Coffeetable Books

Mario Testino kommt nach Berlin

(Stella Tennant & Peru’s Presidential Guards, Lima; American Vogue, 2012; Copyright © Mario Testino)

Mario Testino wurde von uns in den letzten Tagen häufiger erwähnt. Die Gründe für diesen Testino-Tornado auf Horstson war auf der einen Seite natürlich die Ausstellung „Mario Testino. Undressed / Helmut Newton. Unseen / Jean Pigozzi. Pool Party“ in der Helmut Newton Stiftung

. Auf der anderen Seite warfen wir auch schon einen Blick in „Undressed“, der neuesten Fotografiepublikation von Mario Testino. Erscheinen wird das Buch im Juni im Taschen Verlag, in dessen Berliner Store der Fotograf in wenigen Tagen eine seiner sehr rar gesäten Autogrammstunden gibt.

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Coffeetable Books

Ausgezogen: Testino bei Taschen

(Mario Testino – Undressed; Bild: Mit freundlicher Genehmigung, Taschen-Verlag)

Na, bei dieser Meldung wächst mein heimischer Coffee-Table-Book-Stapel noch und nöcher. Diesmal gibt’s aber keine Einrichtungsinspiration oder bildgewordene Reiseberichte zu vermelden, nein: Vielmehr werde ich diesen Monat in Mario Testinos „Undressed“ investieren. Der TASCHEN-Verlag bringt, zeitgleich mit einer eigens für die Helmut-Newton-Stiftung in Berlin realisierten Ausstellung, eine ziemlich vielversprechende Fotografie-Publikation auf den Markt. Äußert sexy geht es dabei zur Sache, der Titel klärt sich fast schon von alleine.

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Coffeetable Books

Steve Schapiro kommt nach Berlin

(Angeführt von Martin Luther King marschierten 1965 200 Demonstranten von Selma nach Montgomery; Bild aus „James Baldwin. The Fire Next Time“; © 2017 Steve Schapiro)

Ohne es zu wissen, werden die meisten Horstson-Leser die Bilder von Steve Schapiro kennen, ohne sie vielleicht direkt zuordnen zu können. Steve Schapiro ist der Filmfotograf der Traumfabrik Hollywood. Der Fotograf hat an über 200 Filmen mitgearbeitet hat, die zu einem großen Teil zu Recht als legendär gelten. Eine Auswahl gefällig? Zu seinen berühmtesten Filmplakaten zählen die zu Chinatown, Taxi Driver und Der Pate III. Hinzu kommen die Arbeiten, die Schapiro als Pressefotograf geleistet hat: Seine Aufnahmen zierten bereits Titelseiten von „Time“, „Sports Illustrated“, „Paris Match“ und „People“ und sind zudem in vielen Museumssammlungen zu finden.

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70 Jahre Christian Dior – Dior by Mats Gustafson

Wer jetzt die klaren, „aquarelligen“ Zeichnungen von dem 1951 in Schweden geborenen und ronommierten Illustrator Mats Gustafson in dem neu erschienenen Band „Dior by Mats Gustafson“ anschaut, merkt sofort, dass man den Dior-Stil auch erkennt, wenn er auf das Nötigste beschränkt gezeichnet ist.
Mats Gustafson, der schon in den Achtziger Jahren viel für die deutsche und französische Vogue arbeitete, konnte sich aufgrund seines außergewöhnlichen Stils in einer Zeit etablieren, als Modeillustration praktisch gar nicht vorkam und nur die Modefotografie im Vordergrund stand.
Seit der ersten Ausgabe arbeitet er für das „Dior Magazine“ und dokumentierte die letzten Jahre der Kollektionen. Zusätzlich schuf Mats Gustafson jetzt für das Buch „Dior by Mats Gustafson“ zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen von den Kreationen des Mannes, der dem Haus nicht nur den Namen verlieh, sondern auch das Synonym dessen ist, was die Sehnsucht der Frauen nach Mode aus Paris und den Traum von der Haute Couture symbolisiert. „Ein Kleid von Dior“ ist nicht nur im Roman von Paul Gallico, sondern auch ein Synonym, wofür die Luxuswelt steht.

Vor siebzig Jahren, genauer gesagt am 12. Februar 1947, fand in der Avenue Montaigne 30 in dem frisch eröffneten Couture Haus von Christian Dior eine denkwürdige Premiere statt. Der über Umwege in die Mode gekommene Dior stellt seine erste Kollektion im Salon und Treppenhaus eines Hauses vor, das nach seinen Vorstellungen gestalteten wurde. Die Kollektion nennt er „La Ligne Corolle“ – sie repräsentiert sein Bild einer Frau, die sich nach den Entbehrungen des Zweiten Weltkrieges wieder zu Romantik, Weiblichkeit und Glamour bekennt. Weite Röcke, die wie umgedrehte Blütenkelche bis zu den Knöcheln reichen, „Sanduhr“-Taillen, Guipuren und verschwenderische Materialien, wie man sie das letzte Mal vor mehr als zwanzig Jahren gesehen hat.

Das erste Mal kommen nach langer Abstinenz in diesem eiskalten Winter die internationalen Journalisten aus England und den USA wieder zu den Pariser Schauen. Der Einfluss von Paris, vor dem Krieg Grundlage aller Kollektionen, wird benötigt, um das Nachholbedürfnis an Kleidung in allen Ländern mit Input zu versorgen. „Vogue“, „Harper’s Bazaar“ und auch die meist weiblichen Repräsentantinnen der „Times“ und der „Daily Mail“ sind komplett am Start und sehen bei Modehäusern wie Rochas, Lanvin oder Jacques Fath das, was die Franzosen während der deutschen Besatzungszeit weiterentwickelt haben. Allerdings wagt keiner derart mit Materialien in verschwenderischer Opulenz umzugehen und etwas völlig Neues zu zeigen wie Christian Dior. Der „New Look“ wird geboren und alle Anwesenden im Saal spüren, dass Dior die Mode mit seinen bis zu 24 Meter Stoff verbrauchenden Modellen verändern wird. Immer das, was man nicht zu träumen wagt, und genau das Gegenteil von dem, was machbar ist zu verwirklichen, scheint Diors Devise zu sein. Das „Tailleur Bar“ von Willy Maywald an der Seine fotografiert geht um die ganze Welt und wird millionenfach kopiert von jeder auch noch so entlegenen Hobbyschneiderin. Christian Diors Art, die Frau zu kleiden, schien einem Gesetz gleich, die plötzliche Veränderung einzuläuten. Sein Name war binnen eines Jahres in Amerika genauso bekannt, wie in Frankreich und etablierte Dior so zur Nummer 1 der Pariser Modehäuser.

Im Gegensatz zu heute ging Christian Dior nicht von den einzelnen Modellen aus, sondern immer von der Zeichnung und der Grundlinie der Kollektion, die er ganz am Anfang festlegte, wenn er sich für die ersten Entwürfe in sein Landhaus Milly-la-Forêt zurückzog. Milly-la-Forêt war ein Refugium, das er sich am Tag nach der Premiere des New Looks kaufte. Dort kreierte Dior in der Zeit bis zu seinem Tod 1957 unter anderem die H-, A-, X-, die Kuppel- und die Zickzack-Linie. Jede Saison erschuf er sich völlig neu und begründete so die Codes des Hauses.

Zeichnungen und Illustratoren, meist Künstlerfreunde von Christian Dior, spielten von Anbeginn eine große Rolle. Christian Bérard entwarf den Dekor für die Boutique, die an der Ecke zur Rue François 1er eingerichtet wurde, während Marcel Vértes und Carl Erickson, der unter dem Pseudonym „Eric“ bekannt war, Tücher für Dior entwarfen. Der Illustrator René Gruau wurde zur Legende in den nächsten Jahrzehnten durch seine in starken Outlinings gestalteten Dior Werbungen, die besonders den Dior Parfums bis in die Achtziger Jahre mit zu ihren bahnbrechenden Erfolgen verhalfen.

Durch ihre prägnanten Linienführungen war jede Dior-Kollektion sofort erkennbar und der New Look mit seinen schmalen Schultern, den gepolsterten Hüften und den weit schwingenden Röcken wurde in der französischen Wochenschau auf der Avenue Montaigne gefilmt und selbst am Schatten, der auf die Gehwegplatten fiel, konnte man an den Flächen erkennen, dass es sich um das Werk des schüchternen Dior handelte. Übrigens eine Filmsequenz, die viele Jahrzehnte später in einer einzigen Einstellung als Eröffnung in dem Film „Dior und Ich“ auf den Punkt bringt, was die Geschichte und den Stil des Hauses ausmacht; die Dior zum berühmtesten Modeschöpfer seiner Zeit machte und seit nunmehr siebzig Jahren die Marke und die Strahlkraft des Inbegriffes der Pariser Couture ausmachen.

Wer bei Horstson im Archiv stöbert, findet unzählige Berichte, nicht nur zu den aktuellen Kollektionen, sondern auch viele Beiträge zur Geschichte und den Hintergründen des Hauses, aus dem die Weltkarriere von Yves Saint Laurent startete, das Marc Bohan fast dreißig Jahre führte, später dann von Gianfranco Ferré, bevor John Galliano wieder auf die Basis des Gründers zurückgriff und beispiellos flamboyant und Dior mit großer Geste wieder in die allererste Reihe zurückbrachte.

Raf Simons steht für messerscharfes Design und Maria Grazia Chiuri gab im September 2016 ihr Prêt-à-porter-Debüt, im Januar nun ihre erste Haute Couture, die zum 70-jährigen Jubiläum das moderne Bild des Hauses mit großem Respekt vor dem Begründer in einer an die Tradition der von Christian Dior so geliebten Maskenbälle anknüpfte. Als erste Frau und Designerin leitet sie ein neues Zeitalter ein, damit die Tradition nicht nur fortbesteht, sondern auch den Stempel unserer Zeit bekommt. Die Dior-Frau sieht in jeder Generation anders aus, hat aber die gleichen Anforderungen, wenn sie sich für ein Stück von Dior entscheidet, wie alle Frauen vor ihr. Denn Dior steht für das Frausein in allen seinen Facetten und den Traum, in diesem Bild, wie eine Blume zu erblühen. Genau so hat es Christian Dior in seinem Buch „Ich mache Mode“ geschrieben – eine Metapher, die bis heute unterschwellig gilt.

Mats Gustafsons Buch macht auch Appetit auf den wunderschönen Bildband „Christian Dior 1947 – 1957“ von Olivier Saillard mit Fotos von Laziz Hamani, der bei Assouline erschienen ist. Er ist der erste Band von insgesamt fünf, die die einzelnen Perioden des Hauses und der Marke Dior beleuchten. Etwas für wirkliche Liebhaber, denn allein schon wegen seines großen Formates und der Ausführlichkeit sollte man sich viel Zeit nehmen, um „Naht für Naht“ das Werk Diors zu entdecken.

Siebzig Jahre Dior bedeutet nicht nur ein Jubiläum, sondern ist eines der wichtigsten Zeiträume für die Geschichte der internationalen Mode überhaupt: Die Marke Christian Dior entstand zu der Zeit, um die Basis dafür zu legen, wie Marken und Brands heute weltweit agieren und geformt sind. Denn der Träumer Christian Dior könnte nicht nur gut Kleider entwerfen, sondern war auch ein brillanter Stratege.

Dior by Mats Gustafson – ein weiterer wunderschöner Baustein für die heimische Modebibliothek.

Dior by Mats Gustafson
Geschrieben von Mats Gustafson und Tim Blanks

„Dior by Mats Gustafson“ ist im Rizzoli Verlag erschienen und ab sofort erhältlich.