Meinung

Einstehen, dagegen gehen!

So, da sind wir nun. Trump ist Präsident der Vereinigten Staaten geworden, Pauken und Trompeten des Protests haben geklungen. Haben sämtliche Kanäle der Sozialen Medien bespielt und konnten so ein paar Tage die Masse beschallen. Dann wurde es ruhiger, leider etwas zu ruhig. Da war plötzlich nicht mehr viel zu hören von scharfem Geschoss und dem (Wieder-)Erwachen eines politischen Geistes – die Modebranche verbiss sich an der Outfitauswahl der First Lady. Erst war ich bestürzt über die, plötzlich vermehrt auftretenden Headlines à la „Die Designer X,Y & Z fühlen sich geehrt Frau Trump einkleiden zu dürfen“. Schließlich hatte ich an dieser Stelle auch schon darüber geschrieben. Auch wenn ich differenzieren kann, was und wie ich damit als Autor von der Relevanz her einzuordnen habe. Als es dann nur noch um die ewig nervige Kleiderwahl ging, als ich immer wieder hörte „so ist es jetzt einfach“, dachte ich mir: Okay, so geht das also schrittweise und schleichend mit der Akzeptanz. Wundert es irgendwen? Schließlich reden wir von der (manchmal leider zurecht) als oberflächlich verschrienen Modebranche!

Ich hoffe ihr merkt, dass ich meine Aussagen teilweise überspitze. Klar weiß ich, dass es auch Experten, Kollegen und Freunde gibt, die alles andere als gleichgültig zusehen. Menschen, die in den letzten Wochen und Monaten zu Aktivisten geworden sind. Die nicht nur kleine Bildchen und kluge Sprüche gepostet haben, sondern auch friedlich auf der Straße demonstriert haben. Denn: Da gibt es Themen und verabschiedete Gesetze, die Menschen existenziell betreffen. Hochgehaltene Unterzeichnungen samt grinsender Mannschaft im Weißen Haus sorgen auf Twitter und Konsorten für Angst und Schrecken bei der amerikanischen und ausländischen Bevölkerung. Die schlimmsten Befürchtungen und Ankündigungen wurden im Schnellakkord durchgeführt – einfach schrecklich. Nein, unberechenbar und alles andere als „einfach“. Hier drüben nahm ich, trotz Massenbeschallung, den Trump-Wahnsinn immer seltener im Tagesgeschehen wahr. Klar, sämtliche Newsletter und Artikel auf F.A.Z. Mobil, Süddeutsche.de oder ZEIT Online befassen sich mit dem weltwankenden Thema und werden jeden Morgen von mir gelesen. Dennoch scheinen der ein oder andere vorschnell müde geworden zu sein, ein „so ist es jetzt einfach“ verankert(e) sich rasend schnell.

Denn mal ganz ehrlich: Was lässt uns 2017 noch so richtig aus der Haut fahren? Wann denkt man mal „Scheiße, das kann doch alles nicht wahr sein“? Wann stellen sich noch die Nackenhaare auf, wenn sie doch eigentlich in Dauer-Hab-Acht-Stellung sein müssten? Ein Schock folgt dem nächsten, die Übersicht ist längst verloren (gegangen)! Da können ranghohe AfD-Heinis über den Holocaust schwadronieren und werden von zig Leuten on- und offline bejubelt. Da können Presse, Meryl Streep und sämtliche Kritiker des neuen Präsidenten auf Twitter hämisch kleingeputzt werden. Ein, zwei Tage Presseecho, dann folgt der nächste Skandal und das Medienecho hallt aus. Versucht mal auf eurem Smartphone eine brisante News von vorgestern zu finden – viel Spaß bei der Recherche! Im Schnelltakt geht es weiter, immer weiter, immer fort. Schlagzeile über Eilmeldung. Unter der Gürtellinie? Kniebeuge gerade passiert! Erstmals wird es auch spürbar erdrückend für uns, Freunde von mir und den Weltfrieden: Jeder weiß es mittlerweile, der US-Präsident verfügt eine Einwanderungsbeschränkung gegen sieben muslimisch geprägte Länder. Ich betone es noch mal: „So, da sind wir nun“ gelandet. Was wir daraus machen, das ist die Frage, die ich mir seitdem immer wieder stelle. Die Frage, über die ich mit Freunden, Bekannten und Familie diskutiere.

Habe ich persönlich eine Antwort gefunden? Nein! Aber: Ich nehme mir vor wachsam zu bleiben, bei fadenscheinigen Befürworter der neuen Regierung Kante zu zeigen. Ich setze mich gegen Diskriminierung ein. Wer hätte vor ein paar Jahren schon gedacht, dass unsere, scheinbar fest verankerten, Werte und Normen im „ach so fortschrittlichen Jahr 2017“ plötzlich infrage gestellt werden könnten… Mein Appell an mich, ich freue mich, wenn auch ihr euch angesprochen fühlt: Man muss für etwas Einstehen! Aufstehen, statt faul rum zu sitzen! Nicht nur (Nachrichten) konsumieren, sondern auch (kritisch) kommunizieren!
Glücklicherweise erwachen immer mehr Leute, fast scheint meine Hoffnung vom (Wieder-)Erwachen eines politischen Bewusstsein und der dazugehörigen Verantwortung neu aufzuleuchten. Das ein oder andere Unternehmen zeigt Parole, wenn auch nicht mit scharfen Geschosses. So lässt Nike-CEO Mark Parker in einem Statement verlauten: „Meine Firma glaubt an eine Welt, in der jeder die Kraft der Verschiedenheit feiert.“ Den kompletten Text gibt es hier in englischer Version zum Nachlesen.

Auch Tim Cook von Apple bezieht Stellung: Apple existiert nicht ohne Immigration. Die großen Namen der US-Wirtschaft, Goldman Sachs, Tesla, Coca-Cola oder Facebook knüpfen daran an und stellen sich endlich und stärker als je zuvor gegen US-Präsident Trump. Einen interessanten Beitrag hierzu gibt es bei der Morgenpost zu lesen. Dann wäre da noch Angela Merkel, von vielen kritisiert, zeigt sie sich weiterhin von ihrer meinungsfesten Seite: „Ich habe meine Haltung noch einmal deutlich gemacht, dass der Kampf gegen Terrorismus so ein allgemeines Vorgehen gegen bestimmte Länder und Menschen mit einem bestimmten Glauben nicht rechtfertigt.“ Zum Abschluss ein weiteres Zitat, dass ich gerne und häufig nutze. Ich denke, dass es nie an Aktualität verloren hat: „Widersetzt Euch viel und gehorcht wenig“! Der pazifistische Schriftsteller Armin T. Wegner rief das Motto bei seiner Abiturrede ins Publikum – noch vor dem Völkermord an den Armeniern und der späteren Machtergreifung Hitlers.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag und hoffe, dass ich mit meinen niedergeschriebenen Gefühlen dein ein oder anderen von Euch erreiche. Zudem freue ich mich über Euer Feedback! Lasst mich gerne wissen, was Ihr denkt und welche Lösungsvorschläge wirklichen Anklang finden würden…