Interview Schreibgeräte

Nachgefragt bei … Jérôme Lambert

Bild: Montblanc

Anspruch, Meppen und Visionen  – Was kann man sich unter der Arbeit eines CEOs vorstellen? Für Horstson war ich in London unterwegs und durfte keinen Geringeren als Jérôme Lambert zum Gespräch treffen. Der überaus sympathische Franzose leitet mit großem Erfolg das Hamburger Traditionshaus Montblanc, „Chapeau, Hut ab!“. Grund genug, um näher nachzuhaken:

Zuallererst: Ich habe gehört, dass Sie im Reitsport aktiv sind?
Richtig, ich habe ein eigenes Pferd. Momentan lässt sich das Reiten jedoch schwer in meinem Alltag integrieren. Ich bin regelmäßig geritten, bis ich in Hamburg angefangen habe für Montblanc zu arbeiten.

Ich liebe Pferde …
Momentan habe ich es leider noch nicht in Deutschland stehen, in Holstein und Hannover gibt es ja tolle Züchtungen. Vielleicht sollte ich mich vor Ort einmal umschauen? Meine Tochter reitet ebenfalls und wir haben schon mindestens ein Dutzend Empfehlungen erhalten, wo man am besten Pferde unterstellen könnte. Soviel zum Thema Reitsport! (lacht)

Kommen wir zum eigentlichen Thema: Was fasziniert Sie an Montblanc?
Die besondere Energie, die Montblanc als jahrhunderte alte Marke versprüht. Man verspürt sie immer und überall, es geht unaufhörlich darum, voran zu streben. Vielleicht liegt das an den Gründern des Traditionshauses, sie haben mit dem Namen Montblanc ein Symbol für Spitzenleistungen geschaffen. Vielmehr einen Gipfel, der ständig erklommen werden will.

Stichwort Bergmassiv?
Genau. Im übertragenen Sinne müssen für jedes geschriebene Wort 4810 Meter bewältigt werden, die ursprünglich vermessene Höhe vom Mont-Blanc-Massiv. Jede Feder ist mit den charakteristischen Ziffern versehen, ein Alleinstellungsmerkmal, dass unsere Kunden und mich zutiefst fasziniert. In den letzten anderthalb Jahren war es unser Ziel, diese Form der Energie in neue Konzepte und Ideen einzubringen – ein unglaublich kreativer Prozess. Gemeinsam mit unserem Team in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz haben wir unsere Ideen sehr gut und auch sehr schnell realisieren können.

Apropos Gründung: Können Sie sich noch erinnern, wann Sie erstmals mit der Marke in Berührung gekommen sind?
Ich war ziemlich jung , vielleicht acht Jahre alt. Ich war zu Besuch bei einem Freund und wir haben gemeinsam das Arbeitszimmer seines Vaters inspiziert. Damals eine Seltenheit, denn ich bin inmitten von Landwirtschaft aufgewachsen. Gearbeitet wurde auf dem Hof, es gab keine Räume mit eigenem Schreibtisch oder einen gesonderten Rückzugsort für Büroarbeiten. Umso aufregender war es für mich, dieses Arbeitszimmer zu betreten. Natürlich war der Zutritt für uns Kinder streng verboten und trotzdem hat uns die Neugierde gepackt. Inmitten des Raumes auf dem Schreibtisch gab es ein Schreibgerät.

Ein Montblanc?!
Ja, nur habe ich ihn auf den ersten Blick nicht wirklich wahrgenommen. Erst als mein Freund zum wiederholten Male betont hat, dass man unter keinen Umständen diesen Füllfederhalter anfassen dürfe, wurde das Interesse in mir geweckt. Den Namen Montblanc konnte ich bis zu diesem Zeitpunkt nur mit Bergen verbinden. Es war um mich geschehen: Diese Situation in diesem Haus, vielmehr in diesem Arbeitszimmer, war prägend für mich. Erst Jahre später habe ich erfahren, dass die edlen Schreibgeräte aus Deutschland stammen.
Montblanc Sfumato Collection EventMontblanc Sfumato Collection Event 2
Bilder: Julian Gadatsch

Hatten sie eine Vision, dass Sie diesen Job als CEO bei Montblanc irgendwann einmal machen wollen?
Als Student habe ich ein Auslandsemester in Deutschland absolviert und zusätzlich regelmäßig an Sprachaustauschen teilgenommen. Ich kann mich dabei noch an Meppen erinnern, eine kleine Stadt in Niedersachen. Ich müsste eigentlich noch mal dorthin fahren: als Dreizehnjähriger war ich vor Ort und habe meine Deutschkenntnisse aufgebessert. Das war ein Sprung ins kalte Wasser – in der Schule hatte ich überwiegend Englischunterricht und habe erst relativ spät angefangen, Deutsch zu lernen. Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich beim Frühstück nur Käse, Wurst und Wasser gereicht bekommen habe. Eine ganz schöne Umstellung, in Frankreich gab es überwiegend süße Sachen und Kaffee.

Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht!
Es war eine sehr, sehr schöne Zeit und ich habe damals viele Freunde gefunden. Die Leute waren unglaublich gastfreundlich und meine deutschen Gasteltern haben anschließend auch meine Familie in Frankreich besucht. Zu dieser Zeit wuchs immer mehr das Interesse in mir, irgendwann einmal in Deutschland arbeiten zu können. Als ich angefangen habe, im Uhrenbereich Fuß zu fassen, ergab sich peu à peu die Möglichkeit, meine Deutschkenntnisse zu nutzen. Meine Frau, eine Französin, habe ich ebenfalls in Deutschland kennengelernt. Insofern mussten wir also nicht lange überlegen, als das Angebot von Montblanc aus Hamburg kam.

Stichwort Uhren: Ihr Sortiment umfasst, obgleich in den Köpfen vieler Käufer verankert, mehr als nur Schreibgeräte!
Die Schreibgeräte sind immer noch unsere Bastion, nicht umsonst verbindet man uns mit erstklassigen Füllfederhaltern. Zusätzlich stehen wir mit unserem Namen aber auch für Lederwaren und Uhren, Bereiche, deren Umsätze rasant steigen.

Man kann also von einem „Montblanc-Lifestyle“ sprechen?
Das geht auf jeden Fall in die richtige Richtung,! Ich würde es jedoch eher einen „Montblanc-Stil“ nennen: Die Eleganz und Stilsicherheit, welche ein Schreibgerät aus unserem Hause versprüht, übersetzen wir auch auf unsere Accessoires und Uhren. Ichwerde immer wieder gefragt, was die Einzigartigkeit von Montblanc-Lederwaren ausmacht: ich nenne dann die deutsche DNA, die historische Entwicklung unseres Unternehmens. Trotz meines französischen Akzents, sind die Leute zu Recht überzeugt, wenn ich ihnen von unseren höchsten Qualitäts- und Stabilitätsansprüchen berichte. (lacht)
Es sind jedoch nicht nur diese beiden Komponenten entscheidend, bei Lederwaren spielt auch der Funktionalitätsanspruch eine unerlässliche Rolle. Unser Alleinstellungsmerkmal ist die Symbiose dieser Ansprüche, wir schaffen dadurch ganz bestimmte Werte. An dieser Stelle ist die Beschreibung eines Lifestyles, einer eigenen Welt, durchaus passend und schließt den Kreis.

Gibt es eine Person, die genau diesen „Montblanc-Stil“ verkörpert?
Hugh Jackman ist natürlich ein sehr gutes Beispiel, nicht umsonst ist er weltweit unser Brand Ambassador. Man kennt ihn durch seine Tätigkeit als Schauspieler, vor allem durch seine Besetzung in den großen Hollywood-Blockbustern. Er ist jedoch vielmehr als nur das: Er ist ein aktiver Künstler auf den unterschiedlichsten Ebenen und egal, ob mit Stepptanz, Theaterauftritten am Broadway oder anderweitigen Engagements – er verkörpert perfekt den 360° Ansatz von Montblanc, alle Perspektiven des Lebens zu berücksichtigen, und zeichnet sich durch seine unvergleichbare Präsenz aus. Sein Interesse für Kunst und Kultur entspricht dabei komplett den Werten von Montblanc, eine mehr als passende Zusammenarbeit.

Der zweite Teil des Interviews folgt in Kürze.

  • Siegmar
    27. April 2015 at 11:42

    Gutes Gespräch mit einer sehr interessanten Persönlichkeit wie Jerome Lambert. Montblanc verkörpert tatsächlich „Stil“ und nicht dieses arg strapazierte “ Lifestyle “ Theater.

  • Tim
    27. April 2015 at 21:02

    Schönes Interview. Wurde es in Deutsch geführt? Interessiert mich gerade

  • Julian
    27. April 2015 at 22:19

    Hallo ihr Lieben,

    @Tim: Richtig erraten, obwohl ich mich auf ein englischsprachiges Interview vorbereitet habe, konnte Monsieur Lambert mir im geschliffenen Deutsch alle Fragen beantworten… 😉
    Ich war darüber mehr als fasziniert, er sah das jedoch als völlig normal an, gerade weil er ja ein deutschsprachiges Unternehmen führen würde – das sei ganz „plausibel“ für ihn, meinte er.

    Beste Grüße,

    Julian

  • Montblanc: Jérôme Lambert im Interview | Horstson
    29. April 2015 at 15:37

    […] in London unterwegs und durfte keinen Geringeren als Jérôme Lambert zum Gespräch treffen (hier der erste Teil des Interviews). Der überaus sympathische Franzose leitet mit großem Erfolg das Hamburger Traditionshaus […]