Männermode

Hermès Männer Frühjahr/Sommer 2020 – Mit Leichtigkeit durch den Sommer

(Hermès Défilé Herren Spring/Summer 2020 – Photo: Geordie Wood)

Veronique Nichanians Design steht als Basis für eine gründliche Kombination aus Lederhandwerk, künstlerischem Ausdruck und Geschichtenerzählen, die das ausmachen, was normale Mode von einer Highend-Kollektion unterscheidet, die Hermès wie kein zweites Haus symbolisiert. Dabei, obwohl klassisch und auf keine Trends aufspringend, überdenkt sie diese immer wieder neu und beherrscht es sie raffiniert und extra zu machen. Immerhin ist der Hermès-Mann ein Weltbürger von einwandfreiem Geschmack.
Mit Zuversicht und Leichtigkeit schreitet er durch den Sommer 2020. Seine sommerliche Lässigkeit gedeiht in einer großzügigen Silhouette, die ein Gefühl der glücklichen Freiheit vermittelt, aber trotzdem nicht oversized wirkt. Exzellentes Fitting, das trotzdem casual erscheint.
Durch fließende und luftige Materialien fühlt er sich entspannt und einige Teile sind sogar reversibel, beidseitig tragbar, und passen sich dem Tag und der Stimmung an. Hier werden die emblematischen Materialien des Hauses, wie Leder, Seiden- oder Baumwolldrucke in völliger Einfachheit mit Einfallsreichtum und Know-how neu erfunden und kombiniert.

Hermès Défilé Herren Spring/Summer 2020 – Photo: Geordie Wood

Die Seidenschals, in ihrem Original-Dessin oder überfärbt in Dip-Dye-Techniken, werden in fröhlichen und entspannten Anordnungen auf Jacken und Hemden montiert und so raffiniert artifiziell verfremdet. Die Reise des Hermès-Mannes erinnert an eine entspannte und spontane Garderobe, die aber wohl kalkuliert ist.
Minze, Aqua, Pflaume oder Chewinggum-Pink sind die belebenden und farbenfrohen Akzente seines Sommers.
Die Kollektion umfasst eine Vielzahl von Hosen mit weitem Bein und übergroße Strickwaren in diversen Sommerfarben. Zu den Schlüsselstücken der Frühjahr/Sommer Kollektion zählen eine hellblaue Nadelstreifen-Pyjama-Hose, eine hoch taillierte Kamelhose und eine ultra-schwarze Hose. Weitere sommerliche Stücke sind die gelben Hosen mit weitem Bein und die Jogginghose in satinrosa, die beide eine verspieltere Seite von Hermès repräsentieren. Überhaupt sind es diese Gegensätze, die die Looks am besten beschreiben. Ein einfarbiges Hemd im maritimen Stil mit grünen Reflexen setzt diesen verspielten Look fort, während ein erdiger Blazer und eine Auswahl an taillierten Ledermänteln Hermès zu seinen formaleren Wurzeln zurückbringen.
Übergroße Pullover und Cardigans aus Baumwolle und Kaschmir, teils mit raffinierten Lammfellapplikationen, hochgeschlossene Pullover aus Kaschmir und Seide, mit dem ikonischen Carré-Dessin „Été Indienne“ versehen, T-Shirts mit tunesischem Kragen und Cardigans aus kühler Crêpe-Baumwolle, mit dem Tuch Motiv „Étude pour un Carré“ bedruckte T-Shirts mit kurzen Ärmeln aus feinstem Kaschmir.

Wie immer bei Hermès sind hinter jedem Teil unendliche Details zu entdecken und doch von selbstverständlicher Ausstrahlung.
Veronique stellt Farbe als Botschaft des Sommers in den Vordergrund und besondere Jacken in den Fokus vieler Looks. Eine blaue Jacke mit Allover-Print aus Juwelen, Referenzen an surrealistische Kunst, Blumen oder nautischen Gegenständen, sowie eine mutige rote Bomberjacke aus feinstem Lammveloursleder.
Abgerundet wurde die Schau durch eine Vielzahl von Taschen und Schuhen, für das das Haus steht. „Bolide“-Taschen mit Applikationen oder raffinierten Lederkombinationen. Herausragende Teile wie ein cremefarbener und schwarzer Canvas-Duffle-Schuh, eine blaugrüne Umhängetasche oder eine mehrfarbige Umhängetasche aus Patchworkleder zeigt die Virtuosität der Ateliers auf lässige Weise.
Objekte der Begierde, die so gar nicht alternativ aussehenden, bildschönen Sandalen, die, wie ich finde, seit Jahren keiner in so einer Perfektion gezeigt hat. Hermès ist einfach immer authentisch, verirrt sich nicht in imaginären Trends und fällt auch nicht kurzfristigen Marketingstrategien und „One-Shots“ zum Opfer. Welch wohltuende Insel in der Welt der Männermode. Stil, der einen täglich umgibt und deren Träger sicherlich nicht ständig auf neuer Identitätssuche sind. Genau dieses Selbstbewusstsein mit viel Leichtigkeit merkt man der Kollektion an.

  • fred
    3. Juli 2019 at 21:58

    Ich mag Hermes. Nicht die Krokotaschen, die sind abscheulich. Aber Hermes an sich mag ich. Die Parfums usw. Die Kleidung auch. Aber es fehlt immer etwas der Pfiff. Es ist zu steif, zu alt, zu „hermesig“. Die Sachen sind unglaublich schön, aber es sind „Roboterklamotten“. Es fehlt etwas Leichtigkeit und letztendlich Freude. Es sind sehr schöne Sachen für Leute, die viel Geld haben, aber wenig Freude. Es fehlt etwan französische Leichtigkeit. Das gewisse „savoir faire“. Aber das eine oder andere Stück hätte ich gerne, gebe ich neidvoll zu.