Damenmode

Das Beste zum Schluss

(Fendi Damen Herbst/Winter 2019/2020; Foto: Courtesy of Fendi)

1965, also vor über fünfzig Jahren, unterschrieb Karl Lagerfeld seinen Arbeitsvertrag bei dem Pelzhaus Fendi und entstaubte es. Zum Vorschein kam eine internationale Prêt-à-porter-Marke und eines der führenden Accessoire-Labels.
Der Designer nahm dem Metier die damals anhaftende Schwere. Zur Erinnerung: Als Lagerfeld seine Arbeit bei Fendi begann, wurde in Pelzhäusern noch mit Hausmannequins gearbeitet, die die Pelze vorführten. Die Kunden konnten dann ihre Wünsche mit einbringen – vom Schnitt bis Pelzart waren eigentlich keine Grenzen gesetzt. Nicht zeitgemäß, befand Lagerfeld und sorgte schon mit einer seiner ersten Amtshandlungen für Furore: er entwarf das berühmte doppelte „F“ als Markenzeichen, das gleichermaßen für Fendi steht aber auch für „Fun Fur“: „Ich habe das [Doppel-]F in drei Sekunden entworfen“, wie er sich in Loïc Prigents äußerst sehenswerten filmischen Porträt über den Designer erinnert.

Trotz aller Leichtigkeit, das Hauptaugenmerk lag bei Fendi aber immer auf der Handarbeit und der Betonung der eigenen Ateliers. Die Kleidung entsprach sicher nicht zufällig mehr und mehr einer Métiers d’Art-Kollektion – Lagerfeld und Silvia Venturini Fendi, das einzige Familienmitglied, das kreativ in die Firma eingestiegen ist und die dritte Generation darstellt, war es immer wichtig, sich durch die wirkliche Luxuskonfektion von anderen Designerlabels abzusetzen. Die Qualität und das Handwerk bilden die Basis dafür, mit ihrer Raffinesse die Kaufentscheidung zu treffen.

Auf der ständigen Suche nach Schönheit und Innovation ließ Lagerfelds Engagement für sein Handwerk nie nach. Die Kollektion, die Fendi vor wenigen Tagen in Mailand präsentierte, sollte seine letzte für die italienische Maison sein: Am 19. Februar verstarb der Designer in Paris.
Doch Fendis Herbst/Winter-Kollektion ist nach vorne gerichtet. Die Handschrift Lagerfelds begegnet einem in nahezu jedem Entwurf: Architektonisch angehauchte Schnitte gepaart mit leichten, luxuriösen Materialien in neutralen Tönen verwandeln sich in aufregende, extravagante Looks. Markante Schulterpartien, zarte Texturen – Strenge vs. Leidenschaft, wenn man es so möchte. Von dem, was Fendi einst so bekannt machte, ist kaum mehr etwas übrig: Pelz findet sich nur sehr dezent in der Kollektion. Teilweise sogar fast versteckt, sodass man das Fell erst auf den zweiten Blick entdeckt. Apropos versteckt: auf einigen Knöpfen, Kleidern und bei Pelzfutter tauchte auch das „Karligraphy“-Logo auf, ein zweites Logo, das Lagerfeld Anfang der 1980er-Jahre für das Haus entworfen hat. Das Beste zum Schluss, möchte man fast sagen, oder, wie es Silvia Venturini Fendi zum Ausdruck brachte: „Love, Karl“


„Love, Karl“; Foto: Courtesy of Fendi

  • vk
    28. Februar 2019 at 15:53

    erstaunlich wie klassisch elegant, wie althergebracht, das ploetzlich erscheint.
    es ist ja oft so, dass wenn ein designer stirbt, seine arbeiten die zeitgenossenschaft blitzartig verlieren und ins museale uebergehen.
    ett war ne tolle zeit. er war ein toller mann.