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Fendace: Versace und Fendi gehen (k)eine Kooperation ein

Fendace; Foto: Courtesy of Fendi

Wenn Fendi-Designer Kim Jones für Versace Kleidung entwirft und Donatella Versace, Kreativdirektorin von Versace, für Fendi und beide Kollektionen in einer Präsentation gezeigt werde, handelt es sich um keine Kollaboration. So lassen es zumindest beide Modehäuser verlautbaren und man fragt sich, warum ausgerechnet bei einer solchen Zusammenarbeit das Wort gescheut wird, das es am besten beschreibt – sonst zeigen sich weder Versace noch Fendi kooperationsmüde.

Sei es drum‘, das, was vor wenigen Tagen in Mailand gezeigt wurde, ist eine kleine Premiere: „Das ist ein Novum in der Geschichte der Mode: zwei Designer, die einen echten kreativen Dialog führen, der auf der auf Respekt und Freundschaft beruht„, wie Donatella Versace erklärt. „Das hat dazu geführt, dass wir die Rollen getauscht haben, um diese beiden Kollektionen zu entwerfen.“
Auch wenn dieser konzeptionelle Ansatz sehr ungewöhnlich ist, ist zumindest die Idee einer Zusammenarbeit zwischen zwei Luxuslabels nicht neu: 1996 feierte Louis Vuitton den 100. Geburtstag des Monogramm-Canvas. Lange bevor Marc Jacobs der Creative Director der französischen Marke war, wurden die „Seven Designers in Monogram“ gebeten, eine Sonderedition zu kreieren. Vivienne Westwood entwarf eine „Bump Bag“ die ihrer „Cul de Paris“-Silhouette entsprach. Isaac Mizrahi steuerte eine transparente Strandtasche bei, Romeo Gigli eine Schultertasche und Sybilla einen Ruck mit integriertem Sonnenschirm. Manolo Blahnik war natürlich für eine runde Shoebag zuständig und Helmut Lang entwarf einen DJ-Koffer. Vor wenigen Monaten „hackte“ Alessandro Michele für Gucci eine Auswahl von Balenciaga-Designs und experimentierte mit ihnen. Kooperation? No!

Das Zusammentreffen von Fendi und Versace firmiert unter dem Wortspiel „Fendace“ und man merkt sowohl Kim Jones als auch Donatella Versace den Spaß an der Kooperation an, die keine Kooperation sein möchte. Die Kollektion Fendace zelebriert die italienische Mode und stört auf einen flüchtigen Blick die etablierte Ordnung der Dinge auf das Äußerste, wirkt dann aber erstaunlich gefällig.

Über den Tellerrand von Luxuskonzernen hinweg ist die doppelte Signatur von Fendace ein kleiner, sexy Flirt, bei dem die Rollen getauscht werden. Zum ersten Mal haben Donatella Versace und Silvia Venturini Fendi ihre jeweiligen Familienhäuser verlassen, um sich von der Vision des anderen inspirieren zu lassen, während Kim Jones den Weg weist.
Hier übernehmen Jones und Venturini-Fendi das Design der Damen- bzw. Herrenmode und zeigen ihre ungewohnte Vision von Versace, während Versace das Design von allem übernimmt und ihre Interpretation von Fendi vorstellt und damit dem Haus eine Sexyness verpasst, die so raffiniert ist, dass man sich einen regelmäßigen Rollentausch wünschen würde.
Im Fokus beider Designer stehen naturgemäß jeweils die Signature-Designs: Barocke Opulenz, Meander und Medusa treffen auf das doppelte F von Fendi. Das wirkt im Ergebnis so selbstverständlich, als sei Fendace ein ganz normales Modehaus. Bellissimo!