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Dior Prêt-à-porter Frühling-Sommer 2021 – Savoir-faire der Extraklasse

Dior Prêt-à-porter Frühling-Sommer 2021; Foto: Dior

Wie in jedem Jahr eröffnete Dior die Pariser Prêt-à-porter-Woche – dieses Mal mit besonderer Spannung erwartet, schließlich war die Frage, wie die Alternativen aussehen, die sich die Häuser ausdenken mussten, um halbwegs Normalität in die Präsentationen zu bringen.
Die verschärfte Situation in Paris führte natürlich dazu, dass aus vielen Ländern keine Journalisten in die Metropole reisen konnten. Selbst einige Teams der Modehäuser konnten nur von zu Hause aus die Defilees verfolgten – online.

Bei Christian Dior entschied man sich für eine gewohnte große Performance in den Tuilerien – natürlich mit viel weniger Publikum aber sehr aufwendigen Kontext: Das Szenenbild wurde von der italienischen Künstlerin Lucia Marcucci, einer Avantgardekünstlerin der Sechziger und Siebzigerjahre, die mit ihren Collagen schockierte und provozierte, gestaltet. Marcucci designte für die Schau eine Art klerikalen Raum, der ein wenig an die Fenster von Kathedralen erinnerte. Die Performance wurde durch den Gesang von korsischen Sängerinnen des Sequenza 9.3 Ensembles – unter der Leitung von Catherine Simonpietri – unterstrichen, wodurch eine Art „Live Soundtrack“ entstand.

Dior Prêt-à-porter Frühling-Sommer 2021; Foto: Dior

Maria Grazia Chiuri verfolgt für Dior weiter ihre Verbindung von Künstlerinnen und avantgardistisch feministischen Elementen, die sie mit den Damenkollektionen kombiniert. Sie sieht ihre Designsprache als Gesamtkonzept, bleibt aber bei der eigentlichen Kollektion, um die es schlussendlich geht, wenn man den Rahmen der Show streicht, der DNA Diors und ihrer eigenen, sich immer weiter fortsetzenden Linie treu. Den Fokus setzte Chiuri auf zwei wesentliche Elemente: Zum einen greift die Kollektion das Konzept der Kleidung im Wesentlichen auf – von Herrenhemden bis hin zu eleganten Mänteln zelebriert die Designerin textile Ikonen aus Kulturen auf der ganzen Welt, von Japan bis Indonesien.
Zum anderen nutzt Chiuri, obwohl es sich um Luxus-Prêt-à-porter handelt, die raffinierten Handwerkstechniken der Dior-Ateliers und der angegliederten Métiers-d’Art-Werkstätten, wie Jean Guy Vermont. Hauptaugenmerk lag hier bei Patchwork-Techniken und folkloristisch Stickereien, die den Dialog zwischen Transparenz und Opulenz besonders schön zur Geltung kommen lassen. Auch verlaufende Batiktechniken und das Spiel mit kostbaren Materialien, wie Spitze, Tüll und Seide, setzt Chiuri gegen Denim oder Woll-Satin und spielt so immer wieder mit Gegensätzen.

Für mich das grundlegend neue und besonders selbstverständlich erscheinende Highlight sind die Kimono-Jacken und losen Mäntel, die mit einfachen Gürteln – mit CD-Monogramm – geschlossen werden.
Ob in schlichten Denim oder aufwendigen Patchwork-Stoffen das absolute Highlight der Saison: Die fließenden Kleider (für die Maria Grazia Chiuri schon bei Valentino stand) und die feminin fallenden Hippie-Kleider, die fester Bestandteil einer jeden Dior-Kollektion geworden sind. Windbreaker in Dégradé werden von Sportswear-Elementen zu femininen Looks gewandelt – ein Look, der sicherlich zu den Verkaufsschlagern der nächsten Saison avanciert.
Logos werden dezenter oder in den Accessoireslinien eingesetzt. Die Designerin reagiert hier auf den gesellschaftlichen Wandel, indem ihre Looks, abgesehen von den Abendkleidern und transparenten Outfits, rund um die Uhr getragen oder kombiniert werden können. Besonders besticht die Schlichtheit der Denimentwürfe, und die der Jacken, die über jedes Outfit geworfen werden können – ein neuer Dior-Klassiker ist geboren, der sicherlich gerne und kopiert werden wird.
Bei den Accessoires stechen besonders die neuen Gürtel heraus; die Book-Tote-Bag gibt es in vielen Variante in den Themen und Stoffen der Kollektion angepasst. Tapisserie-Match-Säcke und Tote-Bags mit Posamenten begleiten die Dior-Frau mit verträumter Romantik in lauen Sommerabenden.

Die Farben und Dessins sind viel in Khaki, Sand und Tönen, die an etruskische Fresken erinnern, gehalten. Tapisserie und warme Töne wie Orange, Koralle wechseln sich mit Schwarz und vielen Indigo-, Denim- und Blau-Tönen ab.
Trotz aller Stärke zeigt sich die Heldin Maria Grazia Chiuris in femininen und weichen Silhouetten und weiblichen Farben. Nichts wirkt beengt oder steif, die Selbstverständlichkeiten des Alltags werden komfortabel bei ihr mit Luxus verbunden. Eine Kollektion, die mit beiden Dior-Beinen auf dem Boden bleibt und trotzdem zum Träumen einlädt und ihrer Trägerin schmeichelt.

  • JayKay
    6. Oktober 2020 at 09:58

    Danke für den – wie immer – schön geschriebenen Beitrag.
    Die schmalen doppelt gebundenen Gürtel fände ich sogar für mich cool 🙂

  • Peter Kempe
    6. Oktober 2020 at 10:09

    @jaykay die Gürtel find ich so toll und die Kimono Jacken zu ganz normalen
    Jeans mit Pulli drunter ein Traum

  • Stephanberlin
    19. Oktober 2020 at 10:04

    Ich versteh nicht, warum das ganze noch unter dem Namen DIOR läuft, es hat ja noch nicht einmal im entferntesten etwas mit der Ur-DNA zu tun. Eigentlich wär es an der Zeit, die alten Namen aussterben zu lassen anstatt sie totzureiten!

  • paule
    19. Oktober 2020 at 20:11

    @PETER KEMPE

    Ja, das stimmt. Die Kimono-Jacken sind ein Traum. Es gab vor einigen Jahren bei einigen kleineren Pariser-Labels kurze Kimonojacken für Männer. Ich hatte mir damals eine bestellt. Ich trage sie seither. Über Hemd, T-shirt, oder eben auch Pulli.