Kultur

Der Nussknacker 2018 @ Deutsche Oper Berlin

(Der Nussknacker 2018, Deutsche Oper Berlin; Foto: Bettina Stöß)

Er gehört zu Weihnachten wie der Weihnachtsbaum oder der Adventskranz. Daher gibt es auch in dieser Saison eine neue Nussknacker-Inszenierung an der Deutschen Oper in Berlin. Und auch in diesem Jahr natürlich mit der Musik von Peter I. Tschaikowsky, allerdings deutlich anders inszeniert als in der letzten Saison von Nacho Duato. Und während sich viele Rezensionen u.a. bei Duatos letzter Inszenierung daran störten, dass er keine Kinder in seine Aufführung mit einbezogen hat, hat diese Inszenierung davon fast ein paar zu viel.

Inspirationen aus alter Zeit

Die aktuelle Inszenierung von Vasily Medvedev und Yuri Burlaka ist im Vergleich zur Aufführung von Duato nämlich deutlich mehr auf Kinder und Familien ausgelegt. Medvedev und Burlaka selbst haben übrigens schon vor ein paar Jahren den Nussknacker inszeniert. Sie sind also keine Neulinge. Die diesjährige Fassung beruht laut Presseinformationen auf der szenischen und choreographischen Überlieferung des Originals von 1892. Bühnenbild und Kostüme wurden dabei den historischen Vorlagen angepasst, „die zu den Schätzen russischer Ballettarchive zählen“.

Aber wie war/ist diese Inszenierung nun? Zuckersüß und harmlos. Nicht, dass die letzte Inszenierung brutal und düster war, aber dieses Jahr fehlte es ein wenig an Modernität. Klar, wenn Ballett und Kostüme auf Überlieferungen von 1892 beruhen, wo soll dann Modernität stattfinden? Auf der anderen Seite ist und bleibt der Nussknacker natürlich ein Klassiker, an dem man nicht irgendwelchen modernen Schnickschnack ausprobieren sollte. Dennoch fehlt dieser Inszenierung die Kante. Das Bühnenbild ist schön bunt und fluffig. Die Kostüme wirken aufgrund der Zeit, aus der ihre Inspirationen stammen, etwas angestaubt. So ist Drosselmeier unterhaltsam, sieht aber teilweise aus, wie ein drittklassiger Zauberer, den man für einen Kindergeburtstag engagiert hat. Keine Frage: Die Kinder im Publikum lieben es. Da gibt es kleine Explosionen als Effekte, sehr viele Kinder, die tanzen und Spaß haben und so weiter. Und so schreitet die erste Hälfte voran, in welcher der Kampf zwischen Mäusekönig und Nussknacker eindeutig den Höhepunkt darstellt.

Der Nussknacker 2018, Deutsche Oper Berlin; Foto: Bettina Stöß

Clara und Nussknacker retten es

Viele Nussknacker-Fans freuen sich natürlich auf die vielen unterschiedlichen Tänze in der der zweiten Hälfte des Balletts. Hier liegt der Schnittpunkt zwischen Kennern und Leuten, die nur „die bekannten Stücke“ aus dem Werk kennen: Spanischer Tanz, Arabischer Tanz, Tanz der Zuckerfee usw. Highlight dieser einzelnen Tänze in diesem Jahr: Der Arabische Tanz. Sexy, geheimnisvoll und wunderschön vorgetragen. Wer die Inszenierung der anderen Tänze im vergangenen Jahr gesehen hat, könnte allerdings auch hier von dieser Saison enttäuscht sein. Wo im vergangenen Jahr mit sehr wenig Drumherum die Tänze stattfanden, ist diesmal auf der Bühne sehr viel los, da die opulente Zuckerburg sehr viel Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Clara (Yolanda Correa) und der Nussknacker-Prinz (Murilo de Oliveira) schaffen es dann aber zum Ende hin noch einmal, mit ihrer Leistung die Bühne zurückzuerobern und ein großes Finale abzuliefern.

Das klingt jetzt alles relativ ernüchternd. Und ja, das ist es im Vergleich zu Duatos Inszenierung im letzten Jahr in meinen Augen auch. Wer allerdings mit den Kindern oder der Familie einen Abend voller zuckersüßer Eindrücke, Spaß, Harmonie und ein bisschen Kitsch haben möchte, für den ist diese Inszenierung genau das Richtige, wird hier vor allem für die Kleinsten sehr viel geboten.

Mehr Infos zum Stück gibt es hier.

Weitere Aufführungen dieses Jahr:
FR 14.12.2018 – 19:30
DI 25.12.2018 – 15:00
DI 25.12.2018 – 19:30
DO 27.12.2018 – 19:30

  • Siegmar
    13. Dezember 2018 at 00:05

    Sehr toll, ich habe schon eine Karte