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(„Gucci Décor“-Kollektion; Illustrated by Alex Merry)

Modelektion 1: Trage niemals und unter gar keinen Umständen einen Komplettlook. Das, was in der Mode gilt und was wir natürlich alle beherzigen, versteht sich auch bei den eigenen vier Wänden. Jedes Zimmer, und sei es noch so klein, lebt durch einen Stilbruch oder, das ist dann sogar noch besser, durch ganz viele Stilbrüche.
Ganz ähnlich ist die Idee hinter der „Gucci Décor“-Kollektion. Alessandro Michele sorgt eben nicht für einen ganzheitlichen heimischen Look, sondert liefert Elemente, mit denen Lebensräume persönlich gestaltet werden können – also kein Gucci-Komplettlook für die Wohnung. Gott sei Dank, möchte ich da mal in Richtung Mailand sagen.
Die „Gucci Décor“-Kollektion greift auch beim zweiten Durchgang (ihre Premiere feierte die Interieurlinie vergangenes Jahr) bekannte Laufstegmotive des Hauses auf. Das Ergebnis: eine wilde Kombination aus Farben, Mustern und Designs, bei der es nur eine Regel zu geben scheint: Bunt muss es sein, was auch durchs Lookbook – illustriert von Alex Merry – unterstrichen wird.

Im Herzen der Kollektion: italienisches Kunsthandwerk und die Leidenschaft für italienische Kunst und Kultur. Diese wird in einer Auswahl an Vasen offenbar, die mit den Slogans und Mustern des Hauses verziert sind – mit dekorativen Schlangen als Henkel. Die Vasen und die die kleineren Keramikelemente der Kollektion sind aus Porzellan gefertigt und werden von der 1735 in Florenz gegründeten Manufaktur Richard Ginori hergestellt. Richard Ginori? Da klingelt es in den Ohren eingeschworener Fans des Labels Gucci: Michele hat, bevor er seinen Posten als Designchef bei Gucci annahm, die Designabteilung der Porzellanmanufaktur geleitet.

Eine bedeutende Weiterentwicklung der „Gucci Décor“-Kollektion ist der Capitonné Porters Sessel aus farbigem Leder oder Samt mit eigener Schublade, der auf englischen und – ab dem 16. Jahrhundert – französischen Designs basiert; seinerzeit saßen Bedienstete darin am Eingangstor wichtiger Häuser. Der Sessel wird von Handwerkern aus der Toskana gefertigt und besticht besonders dank seiner Egg-Shape-Rückenlehne. 28 Stunden dauert es, bis die Capitonné-Rückenlehne gefertigt ist, 64 der gesamte Sessel. Die Schublade ist mit einem Jacquard Stoff aus vorherigen Ready-to-Wear-Kollektionen des Hauses ausgekleidet.

Mir gefällt auch die 2. „Gucci Décor“-Kollektion, wenngleich manchmal Erinnerungen an Piero Fornasetti aufkommen, oder?

  • Matthias Adams
    10. Juli 2018 at 11:19

    Sieht aber leider doch nach Komplettlook aus.