Bild: Louis Vuitton
Es gibt Trends, die zeigen sich nicht zuerst auf Laufstegen, sondern in ganz normalen Situationen – im Café, im Zug, im Büroflur. Dort fällt seit einiger Zeit auf, dass Männer vermehrt Taschen tragen, die weder sportlich noch streng funktional aussehen. Louis Vuitton liefert dazu nun mit der „LV Touch“ interessantes Fallbeispiel – eine neue Linie von Herrenlederwaren, die Pharrell Williams verantwortet.
Die Kollektion beruft sich auf Workwear – ein Begriff, der heute eher eine Haltung beschreibt als echte körperliche Arbeit. Statt schwerem Gerät gibt es griffiges, natürlich genarbtes Kalbsleder, kombiniert mit Suede-Details und -Futter. Das Ergebnis ist erstaunlich weich. Offensichtlich hat man erkannt, dass Männer zwar gerne von Robustheit reden, aber im Alltag doch ein Faible für angenehme Haptik haben.
Formal zitiert die Linie die eigenen Wurzeln des Hauses: ein V-förmig abgestepptes Suede-Außenfach, das auf Gaston-Louis Vuittons historische Signets verweist, dazu ein V-Karabiner, der dezent mit Monogram-Blüten verziert ist. Interessant ist, wie nüchtern diese Details integriert sind – eher als zurückhaltende Referenz denn als großes Markensignal.

Bild: Louis Vuitton
Auch bei den Formen wird auf Tradition verwiesen. Die Steamer 30, ein Modell, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts als faltbare Reisetasche gedacht war, erscheint nun in einer weicheren, alltagstauglichen Variante. Dem gegenüber steht der neue Verso Hobo, der sich umdrehen lässt und damit zwei unterschiedliche Oberflächen bietet – ein pragmatischer Ansatz in einer Branche, die sonst gern im Entweder-oder denkt. Steamer Backpack und Delta Slingbag runden das Spektrum ab.
Was an LV Touch auffällt, ist weniger ein großes Stilstatement als ein behutsamer Versuch, Eleganz in den Alltag zu übersetzen. Keine spektakulären Formen, keine protzigen Logos – stattdessen eine Interpretation von Männermode, die leise wirken möchte. Vielleicht trifft das den Zeitgeist: Männer, die nicht länger ohne Tasche auskommen, suchen nach Stücken, die nützlich sind, aber nicht nach „Man Bag“ aussehen.
So zeigt die Linie vor allem eines: Zwischen Tradition und modernen Anforderungen gibt es tatsächlich einen Platz für Lederwaren, die gleichzeitig praktisch und zurückhaltend sind. Und dieser Platz scheint im Moment ziemlich gefragt zu sein. We love!

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