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Wiederentdeckt – „Die Träumer“ von Bernardo Bertolucci

Es gibt Filme, die man immer wieder neu entdeckt und die auf ihre Weise einfach schon bei Drehbeginn das Zeug zum Klassiker haben. Ein solcher Film ist „Die Träumer“ von 2003 von Bernardo Bertolucci.
Paris 1968 – in einer Zeit des Aufbruchs, der Liebe und der Leidenschaft, treffen sich der Amerikaner Matthew und das Geschwisterpaar Isabelle und Theo auf einer Protest-Veranstaltung gegen die Entlassung des Leiters der Cinémathèque Française.
Sie teilen nicht nur die Liebe zum Film, sondern auch das Verlangen nach sexueller Befreiung. Da ihre Eltern für eine Woche verreist sind, laden die Zwillinge Matthew für diese Zeit zu sich nach Hause ein.
Was als harmloses Film-Quiz in der elterlichen Wohnung beginnt, entwickelt sich peu à peu zu einem gefährlichen Spiel um Lust und Begierde.
Bernardo Bertolucci schenkt uns mit dem Film „Die Träumer“ eine Meisterwerk, dass subtil und voller Erotik genau die Stimmung der 68er Generation und Revolution in Paris wiedergibt. Eine Generation die nicht mehr mit den Lügen und dem Nicht-Sprechen ihrer Eltern leben will, die eine neue Lebensweise, abgekehrt von der Verklemmtheit vorhergehender Generationen, will, aber kein klares Bild davon, wie das aussehen könnte und versucht, durch Erfahrungen und Grenzerweiterungen ihren Weg zu finden.

Obwohl die eigentlichen Straßenschlachten der Studenten draußen ohne die drei stattfinden, geht eigentlich genau dieser Prozess auch zwischen den dreien ab.
Genial besetzt, sind die drei Rollen der jungen Protagonisten, wobei besonders Frankreichs erotischste Schauspieler-Waffe, Louis Garrel, eine Leistung von aufwühlender Intensität bietet. Garrel verkörpert in sich so was wie die eigentliche 68er Revolution. Wild, ungestüm und doch total Parisien verkörpert er in Bertoluccis Film den Typus, der zu allem bereit ist.
Garrel, abgesehen davon, daß er hervorragende schauspielerische Leistung bringt, ist eine moderne Stil- und Fashionikone, der lässig, ungebremst aber doch wohlerzogen wirkt. Sicherlich kann sich eine ganze Generation von Parisern gut mit ihm identifizieren und er ist total Off-Beat und trotzdem geprägt von einer klassischen Herkunft. Louis Garrel ist einer der begabtesten und zukünftigsten Schauspielern, mit einem total intellektuellem Touch.
Der Film vermittelt auf eine gefühlvolle und nachvollziehbare Weise gut die Stimmung, die damals herrschte, stellt aber eigentlich auch die Konflikt-Situation, da in der wir immer noch leben, dass wir einen Aufbruch wollen, aber in letzter Konsequenz doch keine Kraft haben, eine Umkehrung zu erreichen.
Der Film ist auf DVD erhältlich und sollte in keiner DVD Sammlung fehlen finde ich. Viel Spaß beim Wiederentdecken.

  • Sören
    19. April 2012 at 11:09

    Hab ich mir grad die Tage auch wieder angeschaut,
    einer meine absoluten Lieblingsfilme.
    Allerdings macht Louis Garrel tatsächlich jeden Film sehenswert.

  • Siegmar
    19. April 2012 at 16:13

    wunderbarer Film, x-mal schon gesehen, Garrel ist ein begnadeter Schauspieler

  • Jigsaw
    19. April 2012 at 17:53

    T
    O
    P
    !