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Verletzbarkeit und Härte – Baldessarini Herbst/Winter 2012

„Die Axt im Haus erspart den Zimmermann“ heißt ein bekanntes deutsches Sprichwort. Bei Baldessarini stimmt das in zweifacher Hinsicht nicht: Zuerst einmal sind die Designer Karl Zimmermann und Markus Brunner und dann haben sie sich als Symbol für die Herbst/Winter Kollektion 2012 auch noch die gekreuzte Axt ausgedacht, die in bester kanadischer Holzfäller-Tradition eine der Wurzeln der Männlichkeit beschreibt.
Baldessarini ist eines der wenigen wirklich internationalen deutschen Herrenlabels, und im Gegensatz zu den meisten im hochwertigen Bereich, eine wirkliche Alternative zu den Franzosen und Italienern.

In Moskau und London lösen die Kollektionen der Münchner schon Labels wie Yves Saint Laurent als deutliche Konkurrenz und Alternative ab. Ihr Meisterstück und das absolute Aufhorchen der Presse und internationaler Einkäufer legten die beiden Designer mit der Key-Kollektion „Licht und Schatten“ ab, die das, was uns jetzt in Mailand und Paris reihenweise vorgeführt wurde, vorwegnahm. Unzählige Grautöne und gedeckte Nuancen in einer vollkommen eleganten und zukünftigen Silhouette, die Männlichkeit und Eleganz auf eine symbiotische Weise verbindet.
Die Kollektion wirkte bahnbrechend und ebnete den Weg für die rasante Entwicklung und die Perfektionierung des Baldessarini-Stils. Den Designern gelingt der Spagat zwischen Tragbarkeit, tadellosem Handwerk und einer Akribie für Stofflichkeiten und Materialien, die sehr fragil und subtil die Persönlichkeit und den Komfort des Trägers unterstützen.
Ihre leise, bescheidene, bodenständige Charakteristik erinnert an den Designer Dries van Noten, ihr admirables Farb- und Materialgefühl an die Meisterschaft Cristobal Balenciagas. Zwei Männer im Hier und Jetzt, die das verantwortungsvolle Gestalten einer Kollektion für einen immer anspruchsvolleren, globalisierten Markt, für eine starke Marke, beherrschen. Zwei Deutsche und eine Marke, von der wir in Zukunft sicherlich noch viel – auch auf den neuen Modemärkten – hören werden … und eine Marke, die eine wirklich deutsche Luxusmarke werden wird.

Alles, was jetzt international gezeigt wurde, scheint für Baldessarini schon Vergangenheit zu sein. Das Designer-Duo Zimmermann und Brunner ist auf seiner Reise in die Zukunft schon wesentlich weiter – aufgebrochen in die Welt des „Urban Wanderers“. Einem Mann, der 2012 perfekt das Crossover der Kulturen und der Kleidungs-Stile beherrscht. Der Stilsicher kombinieren kann. Luxuriöse Materialien wie Flanell, Tweed, Loden, Kaschmir, Cord und Samt werden in den Farben Fango, Black, Olive, Dull-Grey, Midnight-Blue und Black Kaviar genauso von den Kosmopoliten gemischt, wie Formal-Wear mit Sportswear.

Der Baldessarini Mann ist intelligent und hat Humor. Er zitiert Stilikonen wie die Pullover des Herzogs von Windsor genauso, wie den jüdischen Bankiers-Mantel der Rathenau-Zeit mit Phantombieber-Kragen. Kann aber auch die Holzfäller-Jacke oder die Himmelblaue Daunenjacke in seinen Alltag einbauen. Raffe Optiken mit weichen und luxuriösen mischen. Er ist bad und good boy zugleich.
Tradition – völlig neu aufgeschüttelt, perfekt für das 21. Jahrhundert. Schneider-Traditon vom feinsten, mit einer Modernität der Looks, und immer wieder ein wunderbarer, intelligenter Humor. Der Baldessarini-Mann ist im Wald genauso zuhause, wie in Aspen, im Lenny-Kravitz-Look im Pelzmantel, auf den seidenen Stühlen der Haute Couture-Salons oder im Samt-Tuxedo in Monte Carlo.
Baldessarini schafft sogar den absoluten Spagat: In einer Capsule-Kollektion, die in Zusammenarbeit mit dem Trachten-Experten Markus Meindl entstand, den Urban Wanderer perfekt gestylt aufs Oktoberfest zu schicken.
Mit großer Bedachtsamkeit, aber auch einer traumwandlerisch-humorvollen Verspieltheit, beherrschen es die beiden Designer, uns auf eine Weltreise mit zu nehmen … die Koffer zu packen, für richtige Männer und Jungs, die Freude an absolut perfekter aber spielerisch gestalteter Garderobe besitzen.

Weiche Seiten und eine Verletztbarkeit dürfen sich Männer von heute, die international erfolgreich sind, genauso anmerken lassen, wie ihre Abenteuerlust und die harte Seite, wenn eben doch mal die Axt heraus geholt werden muss, um das Feuerholz aus dem Wald zu holen.
Die Anzüge pendeln zwischen absolutem Schneiderhandwerk und Sherlock Holmes Urenkel, der wegen Frechheit gerade aus der Serie „Downton Abbey“ herausgeflogen ist.
Blättert man das Lookbook durch, hat man das Gefühl, in unendlicher Weise auf eine Clique von phantasievoll-klassisch angezogenen Männern zu treffen, mit denen man gern ausgehen würde in den Metropolen der Welt.

Die Baldessarini Kollektion spiegelt genau die Männlichkeit wieder, die man 2012 besitzen sollte: Verletzlichkeit und Härte in einer globalisierten Welt, Mit Humor neu interpretieren … Intelligenz und eine immer stärker werdende Individualisierung. Anspruchsvolles Crossover, das Hintersinn und absolute Stil- und Qualitätssicherheit ausstrahlt – eins haben die Jungs auf jeden Fall geschafft: Eine einzigartige Kollektion zu kreieren, die uns im nächsten Winter auf eine wunderbare Reise mitnimmt. Jedes Teil ein Objekt der Begierde. Deutsche Mode mit großem Horizont und internationaler Bedeutung.

  • siegmarberlin
    3. Februar 2012 at 12:43

    wie immer toller Artikel, eingentlich find ich die Kollektion wirklich gut, leider vergess ich oft tartsächlich mir mal alles genau anzusehen.

  • Horst
    3. Februar 2012 at 17:53

    Sehr schön, oberster Anzug ist mein Favorit!!

  • jürgen
    3. Februar 2012 at 20:27

    einfach gut gemacht die sachen 🙂

  • blomquist
    3. Februar 2012 at 21:08

    Hmmmmm…
    die Kollektion gefällt mir irgendwie gar nicht…

  • jürgen
    5. Februar 2012 at 03:21

    du würdest mir auch in den sachen nicht gefallen blomquist 🙂