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Die Wandmalereien Tibets

(© Thomas Laird, 2018 / TASCHEN, Murals of Tibet)

Ende der Achtziger Jahre kam man bei der französischen Vogue auf die Idee, die Dezember/Januar-Ausgaben, also die traditionellen Weihnachtsausgaben, von Prominenten gestalten zu lassen, die als Gast-„Chefredakteure“ agierten.
Nun waren die Zeiten damals für Printmagazine andere als heute, und so wurde kurzerhand die A-Prominenz angefragt: Der Dirigent und Cellist Mstislav Rostropovich ebenso wie der amerikanische Regisseur Martin Scorsese; Caroline von Monaco, der Künstler Bernard Tàpies, Nelson Mandela – selbst der Dalai Lama verantwortete eine Ausgabe.
Es kommt, so scheint es, auf das richtige Projekt an, um Prominente bzw. ein geistliches Oberhaupt für eine Sache gewinnen zu können.

Tibetan Yoga, detail from the Path of Dzogchen (18th century). Lukhang, 3rd floor, north wall, 136 × 472 cm (54 × 186 inches) © Thomas Laird, 2018/TASCHEN, Murals of Tibet

Mehr als ein Jahrzehnt lang reiste Thomas Laird durch das Hochland von Tibet, um die atemberaubenden buddhistischen Wandgemälde des Landes zu fotografieren. In prächtigen Farben und großem Detailreichtum laden sie mit ihrem reichen ikonografischen Programm, zu dem neben Mandalas, Szenen aus dem religiösen Alltagsleben, Bildnissen der Religionsgründer, Fantasiewesen und Paradiesszenen auch der ganze, weitverzweigte „Götterhimmel“ des tibetischen Buddhismus zählt, zur inneren Einkehr ein.
Die entstandenen Bilder werden nun in einem umfangreichen Projekt zusammengefasst: „Murals of Tibet“, das sich auf 498 Seiten mit sechs Ausklappseiten und einem illustrierten 528-seitigen wissenschaftlichen Begleitbuch präsentiert – inklusive eines von dem Pritzker Preis, dem „Nobelpreis für Architektur“, Shigeru Ban, entworfenen Buchständers, schließlich braucht ein solches Wer einen entsprechenden Präsentationsrahmen.

Angesichts der großen Bedeutung der Wandbilder, über die der Dalai Lama sagt, dass sie nicht nur hübsch anzuschauen sind, sondern jenen Menschen, die Buddhismus, Yoga und Meditation praktizieren, sowie jedem, der Achtsamkeit fest in seinen Alltag einbinden möchte, als Leit- und Orientierungspunkte dienen, signierte das geistliche Oberhaupt der Tibeter sämtliche 998 Exemplare der Collector’s Edition.

Wer sich „Murals of Tibet“ einmal genauer anschauen möchte, kann das am Ostersonntag, den 1. April, um 20.30 Uhr, im Schloss Elmau und am Donnerstag, den 12. April, um 18 Uhr der in der Buchhandlung Wrage in Hamburg machen, wo das „Buch“ – was eine komplette Untertreibung wäre – vorgestellt wird.

Gerade erst gab es übrigens traurige Nachrichten aus Lhasa. Dort brannte es im wichtigsten Tempel des tibetischen Buddhismus – dem Jokhang: der tragische Vorfall verdeutlicht, welchem Zerstörungsdruck die Wandtafeln ausgesetzt sind.

Wer „Murals of Tibet“ kaufen möchte: Es kostet € 10.000 und ist im Taschen Verlag erschienen.