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The Dukes Wardrobe – Im Kleiderschrank des Herzogs von Windsor

Eine der größten Stilikonen für Herrenmode im zwanzigsten Jahrhundert war ohne Zweifel der Herzog von Windsor.
Neben Cary Grant oder Steve Mc Queen immer wieder gerne kopiert und Grundlage vieler Inspirationen für Herrenkollektionen. Er führte den Mustermix ein und das kombinieren von Sportsachen mit Formal-Wear. In Frankreich ist das Glencheckmuster als „Prince de Galle“ nach ihm benannt. Der Krawattenknoten, den er band, wurde unter dem Namen Windsor-Knoten zum Standard bei abertausenden Männern, die morgens in die Büros strömen.

Nach seiner Abdankung als englischer König und der Heirat mit der zweimal geschiedenen Wallis Simpson blieb er der Stil-Vorreiter und war berüchtigt für seine kühnen Mustermixe und seine gestreiften und farbigen Socken.
Dabei wechselte der Herzog eigentlich gar nicht oft seinen Stil bzw. trug seine Sachen teilweise ein Leben lang. Seinen berühmten Mantel mit dem Persianer-Kragen hatte er schon von seinem Vater geerbt und änderte ihn einfach ab. Seine Anzüge trug er teilweise fünfzig Jahre lang, immer wieder anders kombiniert, mit Maßhemden von Hilditch & Key oder Sporthütchen von Lacoste. Traditionelle Tartan-Kilts gehörten ebenso zu seiner Garderobe, wie weite großkarierte Hosen. Überhaupt liebte der Herzog Karos und Streifen in allen Variationen über alles.
Was wäre ein Engländer ohne Tweeds?

Edward hatte in seinem Ankleidezimmer Switchboxes (siehe Photo), in denen kleine Karteikarten mit Stoffschnipseln wie ein Fächer geordnet waren, anhand denen er morgens seine Sakkos und die dazu passenden, oder nicht passenden Hosenstoffe kombinierte und dann aus seinem Schrank nahm. Die Hosen waren innen warm gefüttert, zum Beispiel für die Entenjagd, außerdem mit speziellen Knöpfen versehen, die auch an das Hemd geknöpft werden konnten, damit es nicht aus der Hose rutscht:

Seine Schuhe verwahrte Edward auf Zedernholzspannern in einem separaten Schrank, fein geordnet nach Formellen-, Alltags-, und Sportschuhen. Seine Abendslipper hatten feine Schleifen aus Grosgrain.

Der Herzog war ein wahrer Gentleman und deswegen gab es natürlich auch Morgenröcke, Karminjacken und feine Hauspyjamas in seiner Kollektion.
Die Stoffe und die Schnitte seiner Garderobe wurden sofort von allen Savile Row-Schneidern übernommen, wenn er sich in einem Outfit zeigte. Als sein Nachlass versteigert wurde, rissen sich Firmen wie Brioni, Kiton oder auch Burberry’s darum, die Original-Outfits in ihre Archive und Sammlungen zu bekommen.

Der Tartan-Anzug in Royal-Stewart-Check ging für mehr als 100.000 Pfund an Brioni und sein Smoking brachte die stolze Summe von 250.000 Pfund.

Die Kleider und der Schmuck der Herzogin von Windsor waren schon legendär, aber der Herzog hat wirklich nachhaltig den Stil der modernen Männermode im zwanzigsten Jahrhundert beeinflusst. Mein Lieblingsteil aus seiner Garderobe ist allerdings eine schottisch-karierte Aktentasche (Horstson berichtete), welche die Herzogin 1949 beim Pariser Sattler Hermès für ihn bestellte, nebst dem passenden Agenda.

Noch heute sind für Paul Smith oder Jeremy Hackett die Kleidung und der Stil des Herzogs richtungsweisend und in vielen ihrer Kollektionen gibt es immer wieder Stücke, die sie im Geiste aus seinem Kleiderschrank gestohlen haben.
Ich würde den Pulli, den der Herzog auf einem Gemälde anhat, im Muster der schottischen Orkney-Inseln, sofort eins zu eins übernehmen. Als Hommage an diesen stilvollen Mann. Schon als Junge wäre ich gerne so angezogen gewesen wie er und eigentlich passen die meisten Sachen ja auch gut in jeden glamourösen Männer-Kleiderschrank. Morgen hol ich mein schönes altes Tweedsakko raus und werd an ihn denken, er hätte bestimmt seine Freude an meinem Mix mit kariertem Hemd, Pullunder und gestreiften Socken.

Bilder: via Harrys Of London; thewelldressedman; mr lapel; anaffordablewardrobe; thetrad; Stulen Stil; stylesalvage

  • siegmarberlin
    25. November 2011 at 12:02

    das Porträt des Herzogs ist wunderbar, durch sein Ankleidezimmer wäre ich gerne mal spaziert und die Idee der switchboxes ist genial, wusste ich auch nicht. Wie immer bei Dir, ein so schön und interessant zu lesender Artikel.

  • Johan
    25. November 2011 at 12:14

    Sehr schöner Artikel über einen richtigen Gentlemen. Danke

  • Arndt
    25. November 2011 at 12:17

    Hallo Peter,

    den Pulli den Du so gerne hättest hab ich 1:1 bei GANT gesehen.
    Also wenn es Dich so danach gelüstet dann schau doch mal in einer Filiale von denen vorbei 🙂

  • Rene Schaller
    25. November 2011 at 13:54

    Hast du die Doku auf Arte vor zwei Tagen gesehen? Ich habe immer ein bisschen ein gespaltenes Verhältnis zu ihm, weil ich seine gesellschaftliche Rolle nicht von seiner politischen zu trennen vermag.

  • jürgen
    25. November 2011 at 18:46

    geht mir genauso wie rene!

  • Daisydora
    25. November 2011 at 18:58

    Ein tolles Portrait, Peter, die Switchboxes und so manches Karo-Sakko möchte man auf der Stelle haben 🙂

  • The Dukes Wardrobe – Im Kleiderschrank des Herzogs von Windsor | Placedelamode
    26. November 2011 at 04:09

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