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Saint Laurent rive gauche – die erste Designer-Boutiquen-Kette der Welt

Horstson Leser wissen viel über den Magier der Mode des 20.Jhd, Yves Mathieu Saint Laurent, weil er mir besonders am Herzen liegt und immer wieder in Horst’s Blog darüber geschrieben wird. Nun allerdings gibt es eine Ausstellung in Paris, in der Fondation Pierre Bergé – Yves Saint Laurent – 5, Avenue Marceau , dem ehemaligen Couture Haus von Yves Saint Laurent, die sogar den Namen eines unserer Artikel trägt – La révolution de la mode – Saint Laurent rive gauche.
Vier Quadrate, zwei orangefarbene und zwei pinke, ergeben das Logo von rive gauche und zieren auch die Einkaufstasche des ersten Designer Prêt-à-Porter-Labels. Die erste Boutique machen die Saint Laurents gleich vor der Haustür in Paris auf – in der Rue Tournon 21 in St.Germain. Sie eröffnet am 26.September 1966.

Werbe-Ikonen werden auch gleich im Freundeskreis gefunden: Betty Catroux (ex Chanel-Model), Loulou de la Falaise, deren Oma schon Model in den dreißiger Jahren war und Catherine Deneuve. Die Geschäftsführung übernimmt Pierre Bergé und ein einheitliches sehr gläsernes Schaufensterkonzept mit einer fast quadratischen Eingangstür sind das Signet der rive-gauche-Boutiquen. Innerhalb von vier Jahren werden fast identische Läden in London, New York und allen größeren Städten Frankreichs eröffnet. In Deutschland kommen 1970 Hamburg, Frankfurt, München und Stuttgart dazu.
Die Saint Laurent rive gauche Boutiquen sind die ersten Prêt-à-Porter-Boutiquen eines Modeschöpfers überhaupt und eine Frühform von Globalisierung. Kein anderes Couture-Haus betreibt zu dieser Zeit ein solches Netzwerk von Läden.

Die Vogue zeigt 1966 den Vergleich: Ein Couture-Ensemble aus Rock, Bluse und Pulli kostet 5.500 Franc, ein gleichartiges rive-gauche-Prêt-à-Porter-Ensemble 650 Franc. Die Mode von Saint Laurent konnte die Allgemeinheit, oder sagen wir: die gehobene Allgemeinheit erobern. Er selbst sagte in der Ankündigung, dass er Konfektion herausbringen würde: Das Ritz geht an die Basis auf die Straße!!

Typisch für die Prêt-à-Porter-Kollektionen in den nächsten Jahren sind das weibliche, romantische – fast ein bisschen hippieesque Element. Love-Gürtel, Posamenterie-Ketten und Accessoires, Jeans-Taschen, Liberty-Blümchen-Röcke und -Kleider. Natürlich auch Konfektionsausgaben von seinen ewigen Klassikern, der Safari Jacke, des Smokings, der Wildleder-Weste und natürlich Trenche in allen Variationen.
Jede Saison erscheinen Kataloge, die zu Sammlerstücken werden – photographiert von Helmut Newton oder gezeichnet von Antonio Lopez. Der Hype erobert die Welt im Hurra.

Die Wartelisten auf einzelne Artikel sind lang und wie heute bei den Hermès-Taschen warten auch die gut situierten Kundinnen geduldig – es gibt ja auch keine Alternative zu ihnen. Die Stoffe sind Exklusivdrucke von Corisia, Gandhini und vor allem von Abraham in Zürich, der Strick kommt von Malhia, nähen tut alles Mendes im Montmatre in Paris – nix Auslandsproduktion – alles wird in Frankreich gefertigt, meist in Heimarbeit oder bei Zwischenmeistern. Die Stoffe kommen alle aus Italien, Frankreich oder der Schweiz.
London und New York werden die erfolgreichsten Boutiquen der Welt und müssen mehrmals geschlossen werden ,weil sie vor den Saisonenden ausverkauft waren und die Werkstätten nicht nachliefern konnten.
Die Kollektionen wurden von Saint Laurent gezeichnet und seinen Assistentinnen Anne Marie Munoz und Loulou de la Falaise umgesetzt und mit den Konfektionären für die Umsetzung besprochen. Anne Marie Munoz machte Schnitte und die Stoffauswahl. Loulou de la Falaise dachte sich Ketten, Tücher, Gürtel, Taschen und Accessoires aus – sie waren der Verkaufsschlager. Saint Laurent legte damit auch den Schwerpunkt, wie er heute noch in Designer-Boutiquen besteht – nämlich das zwei Drittel der Umsätze aus dem modischen Beiwerk bestehen.

Die Ausstellung geht noch bis Mitte Juli und illustriert inklusive Werbekampagnen, Bildern der Läden und der original Atmosphäre der roten Hexenhöhlen der Verführung, wie sie damals genannt wurden, den steilen Aufstieg des Modegiganten und seiner ungeheuren Verführungskraft.
Schöner Nebeneffekt ist, das die Ausstellung in den Räumen von YSL’s Haus in der Avenue Marceau statt findet – man sieht also Ausstellung und den original Ort des Wirkens des Meisters – unbedingt hingehen wenn man es einrichten kann.

Für Saint Laurent Fans ist die Ausstellung nach der großen Retrospektive im letzten Jahr im Grand Palais ein weiteres Highlight – diesmal also Saint Laurent „light“ mit seinem Prêt-à-Porter – ein weiterer Gottesdienst für Novizen und Anhänger von Mode und schönen Dingen.

Bilder: YSL Archiv, privat

  • Bri
    28. April 2011 at 14:52

    Hui Hui toller Tipp – bin nächsten Monat eine Woche in Paris und werde berichten! 🙂

  • siegmarberlin
    28. April 2011 at 15:17

    @ Peter kempe
    für diesen Artikel machen einen tiefen Diener vor Dir und natürlich vor dem grossen Yves Saint Laurent.

  • Katharina
    28. April 2011 at 15:21

    Ich glaube ja das es total aufregend für die Frauen in den 60 Jahren gewesen sein muss als die Kollektionen auf einmal bezahlbar waren und sie nicht nur in der Vogue gucken konnten!

  • Daisydora
    28. April 2011 at 16:28

    @Peter Kempe

    Ich schließe mich siegmar an….dich gibt es nur einmal für Modeblogs und die Welt der schönen Dinge in Deutschland 🙂

  • Epi
    28. April 2011 at 16:39

    Ich muss dahin! Außerdem war ich schon viel zu lange nicht mehr in Paris… 🙁

    Ein schöner Artikel, übrigens. 😉

  • peter kempe
    28. April 2011 at 16:45

    und das tollste daran ist ja das die ausstellung auch noch von loulou de la falaise dekoriert wurde und alles genau so ist wie damals ich hab meine alten saint laurent tücher von meienr mama alle rausgeholt und trage sie jetzt ständig‘!!tausend dank für euer lob aber yves ist auch einmalig ich liebe liebe saint-laurent!!

  • blomquist
    28. April 2011 at 17:05

    Und es gab sogar eine Boutique in Hamburg?
    Wie toll.
    Schade das meine Mutter keine Tücher etc. dort gekauft hat…

  • peter kempe
    28. April 2011 at 17:32

    @blomquist
    hamburg am jungfernstieg 48 war die erste ausserhalb frankreichs und englands die hamburger sind ein jahr nicht hingegangen weil sie angst vor dem neuen hatten!1wie heute

  • san
    28. April 2011 at 19:04

    wow…ich geh gleich morgen hin. nach der Autoshow von Ralph Lauren im Musee des arts decoratifs.

  • muglerette
    28. April 2011 at 22:43

    ich habe mir grad vor ner woche das buch bei colette gekauft und liebe es!!!!!!vive yves

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    1. Mai 2011 at 09:43

    […] als Saint Laurent seinen ersten rive gauche Laden aufmachte und was hat das mit der Ausstellung La révolution de la mode zu tun? Peter klärt auf… 2) Kann man bei Pullovern von Jil Sander und Etro eigentlich […]