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Quai des Brumes – Es wird neblig bei Chanel im nächsten Winter

Gestern zeigte Karl Lagerfeld die Prêt-à-porter Kollektion für Chanel für den nächsten Winter. Während wir uns auf etwas wärmere Temperaturen freuen und die Sonne genießen wirds bei Chanel ziemlich neblig und streng zur nächsten Saison.
Eben noch flatterten Libellen in der Haute Couture Show über den Laufsteg in hunderten fragilen Pastellabstufungen, nun dreht der Meister den Spieß um – sofort kommen Assoziationen an Stummfilmzeiten, Existenzialismus und die Filme der Nouvelle Vague, aber irgendwie musste ich die ganze Zeit an das Meisterwerk Quai des Brumes mit Jean Gabin denken, wo der ganze Film wie die Schau in tiefstem mystischen Nebel liegt. Farben außer einem herbstlichen Marron-Ton? Fehlanzeige!

Karl macht schwarz-weiß Kontraste, Gris-en-Gris-Töne, Mausgrau, Graphit, verschiedene Kohletöne und nochmal schwarz zu seiner Headline. Es gibt schwere Stoffe, die teilweise zu Kostümen, die wie oversized wirken oder zu Mänteln, die wie schwere Militärkutten verarbeitet sind. Die Tweeds sind melangig in aschigen Grautönen. Hosen Ensembles mit Mantel haben, zu pumpartigen Hosen, die Silhouette von Karrierefrauen der neunziger Jahre, als Frauen glaubten, wenn sie sich in männliche Nicht-Farben kleideten, den Weg zur Karriere zu erleichtern. Es wird ganz stark mit Doppeleffekten gespielt und Kontrasten zwischen schwarz-weiß und grau-weiß.

Die Strenge wird ein wenig aufgebrochen durch Volantkleider und Jet-Stickereien bei den Abendkleidern. Insgesamt ist die Silhouette wenig sexy und eher wirkt die ganze Kollektion so, als wäre sie für einen wirklich strengen Winter gemacht.
Der Körper wird wenig betont und die Kleider streifen nur die Silhouette der Frauen – manche Kleider wirken aber auch eher, von der Silhouette her, etwas sackig. Accessoires werden sparsam oder durch die nicht vorhandenen Farben wenig sichtbar eingesetzt, die Monochromie der Kombis hebt sich kaum von den Taschen ab. Karl setzt für die Vorführung seine Wunderwaffe Stella Tennant ein und die Ensembles, die sie vorführt, überzeugen mich, weil an ihr die Teile lässig aussehen:

Nachdem im letzten Jahr die Eskimos und Eisbären los waren, setzt Karl den düsteren, unfarbigen Winter fort.
Für mich symbolisiert diese Kollektion ein typisches Phänomen der Mode, dass wenn die Zeiten wirtschaftlich bergauf gehen, die Linie puristischer, einfacher und ungeschmückter wird – Oder einfach gesagt: Geht’s den Leuten wirtschaftlich gut, wird die Mode einfacher und in schlechten Zeiten wird’s dann eher farbig, prunkvoller und auffälliger.
Karls Herbst/Winter-Kollektion ist eindeutig darauf ausgerichtet. tragbare Sachen zu produzieren, aber das ist ja eine Tendenz, die fast alle Modehäuser diese Saison haben, zurück zu den Wurzeln und eher Dinge, die sich auch verkaufen lassen.

Die Kollektion ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, wie ich finde, dass liegt vielleicht auch daran das ich kein Fan von Mystik und Düsterheit bin, die handwerklichen Details, wie Stickereien, Schnitte und Nahtführung sind in bester Pariser Schneiderkunst gemacht und überzeugen wieder einmal für die Meisterschaft der Chanel-Ateliers.

Ich glaube das diese Kollektion viel diskutiert und umstritten sein wird, sie spielt auf experimentelle Weise mit den Attributen, die den typischen Chanel-Stil ausmachen, will aber versuchen einen futuristischen Einfluss herein zu bringen – was immer ein Spagat ist. Aber in puncto Spagat hat Herr Lagerfeld ja keine Probleme – immer wenn man sich an eine Richtung gerade gewöhnt hat, schwenkt er um: Eben haben wir noch gedacht das byzantinische Zeitalter des Prachtrausches bricht über uns hinein (die Kollektion wird’s im Juni in den Boutiquen geben), schreiten wir im Dezember schon schwarz in den Nebel hinein. So ist er halt und die Mode ebenso, wechselhaft wie das Wetter und unsere heutige Zeit. Aber vielleicht gibt es deswegen so viele Kollektionen, damit man sich jeden Tag wieder neu entscheiden kann – Karl Lagerfeld tut es stündlich – hat man zumindest das Gefühl.

Auf in den Nebel mit Chanel!

  • Horst
    9. März 2011 at 18:40

    find ich super die Kollektion und das drumherum sowieso!

  • nicolas
    9. März 2011 at 18:56

    find ich irgendwie billig die Kollektion und das drumherum sowieso!

    … Na ok, nach dem dritten Blick gehts, aber für diesen Look geht man besser zu anderen Designern, die Hosen waren hier durch die Bank nix.

    Zum Biedermeier-Beitrag (und Bloggergesocks generell) fand ich diese Seite mal wieder passend… (Belle on Earth über ihren Previlegienblog „einfach ein Online-Kunstwerk“, genau!) 😮

  • Daisydora
    9. März 2011 at 19:16

    Ich finde beide ärmellosen langen Klieder sehr schön, die Kollektion eher futuristisch, was Chanel gut tut, da mir die letzten Saisons teilweise zu aufgerüscht waren..

    Den Bericht mag ich wieder sehr, danke,Peter 🙂

    @nicolas

    Ich vermute nur, das zu verstehen, was du hier schreibst. Tut mir leid, ich habe den Bericht geschrieben und würde deinen Kommentar ansonsten gerne beantworten … 🙂

  • itsallaboutchanel
    9. März 2011 at 21:29

    mir gefällts

  • Jan Who
    9. März 2011 at 22:05

    ICH LIEBE LIEBE LIEBE LIEBE DIESE KOLLEKTION !!!!!!!!

  • nicolas
    10. März 2011 at 01:59

    @ daisydora

    ich habe den kommentar nach den ersten paar bloggern geschrieben, weil sie für mich genau in die kategorie biedermeier passten und zwar nicht nur äußerlich. später kommen ja auch ein paar ernstzunehmende beiträge (blica etc.).

  • Daisydora
    10. März 2011 at 09:08

    @Nicolas

    Vielen Dank für deine weiterführenden Informationen ….

    Dazu habe ich folgende Gedanken: Nicht jeder Blog, der keinen Peter Kempe an der Hand hat, den es ja nur einmal gibt, schreibt deshalb so schlecht über Schauen wie Chanel, wie das einige exponierte Blogs tun… Meiner Ansicht nach kann man seinen Lesern auch auf Grundlage des Bildmaterials von style.com sehr interessante Berichte verfassen, wenn man es denn kann und sich Mühe gibt und eben nicht faul ist und nur lässig drüberwischt….

    Aber natürlich bin ich sehr glücklich darüber, dass es Leute wie Peter gibt, die diesem Geschenen und den Akteuren wesentlich näher sind und wirklich viel Ahnung von der Materie haben.

    Den Artikel von Blica habe ich gelesen und den finde ich auch wie die meisten Berichte auf ihrem Blog sehr gut gedacht und geschrieben. Nur leider hängt die absolute Glaubwürdigkeit von Bloggern für mich auch daran, seine Qualitätsansprüche auch auf etwaige Partner in der Branche anzuwenden… und das tut Blica leider nicht …. schade…

    Vielen Dank für deinen Kommentar ..

    🙂

  • peter kempe
    10. März 2011 at 10:22

    @rob
    doch rob ich liebe die kollektion und finde sie für chenle genaud en weg in die zukunft zu gehen.in diesem jahr ist ganz klar die couture und die byzanz sind die kollektionen die sich an die klassische reiche kundschaft wendet also ein bisschen amdamiger aber die frühjahrs kollektion war schon purer und neuer und diese kollektion sit der absolute hammer trotzdem ein spagat aber ien positiver!!!
    das lustigste war aber als karl gefragt wurde wo die inspiration herkommt(wir würden jetzt mal vermuten bergwerke,manchester!!) hat er gesagt er ist in schleswig holstein aufgewachsen(wie ich) und da siehts so aus das fand ich den knaller es gibt ja auch soviel kohle bei uns.
    die kollektion ist eine der besten von chanel karls germinal!!

  • peter kempe
    10. März 2011 at 10:44

    übrigens kommt die inspiration mit den kohlebergwerken auch aus dem leben von chanel denn Arthur Capel der einzige mann den coco wirklich jemals geliebt hat war engländer und hat sein geld mit kohlebergwerken gemacht im ersten weltkrieg bei karl hat immer alles einen hintersinn auch wenn es für die meisten menschen hidden ist:-))er ist halt ein schlauer fuchs..

  • siegmarberlin
    10. März 2011 at 12:24

    @ Rob

    ich bin wirklich, wirklich begeistert, da stimmt für mich alles, diesmal hat mir sogar ein zwei Teile für Männer gut gefallen, da ich ansonsten nicht so auf Chaneljäckchen für Männer stehe.

  • nicolas
    10. März 2011 at 17:13

    @daisydora:
    ich glaube das gibts ein missverständnis und jetzt weiß ich auch warum. der erste Teil meines ersten Kommentars bezog sich auf die kolletion von chanel, der zweite auf einen link, den ich aber total vergessen habe mithineinzu“pasten“.

    http://maxi.wunderweib.de/bildergalerie/1577543/Blogroll-Unsere-Lieblings-Blogs-aus-Mode-Do-it-yourself-und-Design.html

    das mit belle on earth und blica bezog sich also auf obigen link und du wirst denke ich sofort wissen, was mich an dem Beitrag stört, den Chanel-Kommentar stört mich nichts, außer eben die Kollektion =)

  • nicolas
    10. März 2011 at 17:17

    … an dem Chanel-Kommentar….

  • Daisydora
    10. März 2011 at 17:46

    @Nicolas

    Herrlich …. ich danke dir für den erhellenden Hinweis …. hätte mich sonst womöglich noch weiter verfrandt … danke auch für den Link, da ist ja wirklich allles an Elite-BloggerInnen darunter, die gerne mal so aussehen, wie die Erbhofbäuerin ohne Erbhof ….. 🙂

  • Daisydora
    10. März 2011 at 17:47

    verfranst, sollte das heissen … sorry…

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    13. März 2011 at 10:06

    […] mit der Chanel-Kollektion zu lesen – bei Horstson nicht, dafür aber von einer überraschenden Modenschau von Lagerfeld für Chanel 2) Was ist denn da in Potsdam los? Von “goldenen Wunderkind-Lettern über dem […]