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Peter’s Cuttings – Wo Lady Gaga klassisch wird

Neulichst war Lady Gaga ja unter großer Medienaufmerksamkeit in Paris und hat natürlich auch die örtlichen Modehäuser mit Ihrem Besuch beehrt.
Wenn man Ihre Looks verfolgt denkt man ja nicht spontan, dass sie klassische Maß Schuhe begehren könnte und würde sie eher in Gaultier, Rick Owens oder in Stretchleder-Outfits von Jean-Claude Jitrois sehen.
Nachdem sie mit buntbemalter Tüte, die Karl Lagerfeld veredelt hatte, mit seinem und der Gaga’s Konterfei, die Rue Cambon verließ, machte sie sich auf in die Rue de la Paix, an einen Ort, der unmittelbar hinter dem Place Vendôme gegenüber dem Stammhaus von Cartier liegt. In einem schlichten Zwischengeschoss mit halbrunden Fenstern liegt die Werkstatt und der Anprobesalon von Massaro.

Massaro gibt es bereits seit 1884 und der in der dritten Generation hat es bis 2008 Raymond Massaro geführt, der 84jährig beruhigt in Rente gegangen ist, weil seit 2002 Chanel dieses Unternhemen aufgefangen hat und Monsieurs Massaros Angst keinen Nachfolger zu finden, genommen hat. Das Handwerk wird also in die Zukunft geführt und die Fertigkeiten weiter geführt. Die Werkstatt ist auf Maßschuhe spezialisiert für Damen und Herren. Keine Ecke drückt die Hühneraugen oder der Ballen des Fusses und schon Marlene Dietrich oder Charles de Gaulle wussten den Komfort von Massaros Tretern zu schätzen, die, wenn man sie gut pflegt, lebenslange Begleiter werden.

Berühmt wurde das Haus, weil Coco Chanel 1956 einen Coop-Partner suchte, der eine Idee von Ihr umsetzen konnte. Sie hatte beim Eintauchen eines Löffelbiskuits in Café immer wieder die Assoziation gehabt, wie ein beiger Schuh mit brauner oder schwarzer Kappe aussehen könnte. Massaro kreierte daraus ihren berühmten Two-Tone Sling Pumps, der mittlerweile auch im Prêt-à-Porter seinen Siegeszug um die Welt angetreten hat. Allerdings kommen diese aus Chanel’s eigenen Fabriken in Italien.

Zweimal im Jahr allerdings, wenn die Haute Couture vorbereitet wird, wandern die Handwerker von Massaro aus ihrem Haus zum Place Vendôme durch den Vordereingang des Hotel Ritz, den Hotelflur entlang und durch die, durch das Video von Lady Diana bekannt gewordene Drehtür zur Rue Cambon wieder hinaus, in die Ateliers von Chanel um die Ideen von Karl Lagerfeld in Prototypen umzusetzen.
Aber nicht nur für ihn, sondern viele Modeschöpfer wie Givenchy lassen die Schuhe, die genau zu einem Kleid passen sollen, bei ihm mit Stoff beziehen oder lassen ihn einen avantgardistischen Absatz konstruieren.

Seit einigen Jahren hat Massaro auch eine kleine aber feine Herrenlinie, die fertig in Größen zu erwerben ist und ein bisschen weniger kostspielig als die Maßschuhe sind.
Bei Maßschuhen wird ja zunächst ein Fußabdruck genommen und dann, genau nach der Fußform ein holzgeschnitzter Leisten erstellt. Auf diesem Leisten wird das erste paar Probeschuhe gefertigt und mit dem Kunden probiert. Wenn dieser verbessert und perfektioniert wurde, kann dann das erste Paar Schuh gemacht werden, dass der Kunde nach einem Modellbuch wählt oder einer von ihm gewünschten Lederkombination entspricht.
Das erste Paar Schuhe hat deswegen auch einen höheren Preis als die folgenden, weil ja zunächst die Entwicklung mit einfließt. Danach hat man praktisch lebenslang seinen Leisten beim Schuhmacher stehen und wenn sich der Fuß verändert, kann mit einer Art Holzmasse an dem Leisten ausgeglichen werden.
Auf diesem Leisten wird das Leder aufmodelliert und dann mit kleinen Schuster-Nägeln fixiert. Die Sohle wird gebaut und der Absatz aufgebaut. Ein Handwerker mach ähnlich wie bei Hermès die Taschen ein paar Schuhe von A-Z – dieses dauert manchmal einige Wochen bei besonders komplizierten Modellen, außerdem braucht der Schuh immer wieder zwischendurch Ruhezeiten.

Aber Massaro kann auch Schuhe machen aus besonderen Kombinationen von Stoff oder bestickt mit Steinen sind. Da kommen wir doch Lady Gaga wieder etwas näher: Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass sie sich klassische Budapester Schnürschuhe für ihren morgendlichen Marktbesuch dort machen lässt.
Vielleicht ja eher etwas mit einem Absatz aus drei übereinanderliegenden strassbesetzten Golfbällen wie einst Frau Dietrich??? Oder den Eiffelturm unter roten Satin Sandalen?? Vielleicht blitzt ja bei einem ihrer nächsten Auftritte das Massaro Zeichen unter der Sohle auf?? Oder vielleicht wird ja Lady Gaga bei den Schuhkünstlern von Massaro wirklich klassisch und hat sich tatsächlich mal was Flaches machen lassen.
Wir bleiben dran….

Alle Bilder: Massaro; Twitter Lady Gaga

  • Therese
    1. August 2011 at 10:09

    Dann hat Lady Gaga bald richtig schöne Schuhe an 😉

  • siegmarberlin
    1. August 2011 at 12:18

    schön zu lesen und handgearbeitete/massgefertigte Schuhe sind einfach Weltklasse, ich habe seit Jahren 2 paar von Alden und bin immer wieder begeistet über den Tragekomfort.

  • itsallaboutchanel.tumblr.com
    1. August 2011 at 12:30

    😀 Das mit dem Löffelbiscuit gefällt mir

  • Johan
    1. August 2011 at 16:17

    Die Dame ist nicht meine Generation aber die Schuhe sind wundervoll! Danke

  • Daisydora
    1. August 2011 at 16:27

    Ich liebe Massaro, reihe mich mit meinen zwei Paar gleich hinter siegmarberlin ein. Danke für deinen schönen Bericht darüber, lieber Peter. Lieber kein so voller Schuhschrank, aber ein paar schöne Schuhe, in denen man wie barfuß läuft und seine Füße nicht deformiert……