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Peter’s Cuttings – Patti Smith ist eine Legende

Die 1946 in Amerika geborene Sängerin und Musikerin gilt als „Godmother of Punk“. Sie ist Lyrikerin, Sängerin, Rockmusikerin.
Geboren in Detroit, in eine arme Familie, ging sie mit 16 Jahren in die Fabrik um zu arbeiten. 18jährig schwanger geworden, entscheidet sie sich, ihr Kind zur Adoption frei zu geben.
Mit 19 Jahren zog sie nach New York und lernte den Photographen Robert Mapplethorpe kennen und lebte mit ihm zusammen. Sie gehörte zur Beat-Generation und der 68er Bewegung und nahm ihre erste Platte auf, veröffentlichte ihre Poesie in Zeitungen.

Rimbaud, Jim Morrison, Sam Shepard, sind ihre Idole. Politische Themen wie die Entführung von Patti Hearst sind Gegenstände ihrer Songs. Sie ist ein absolutes Multitalent und eine Legende – eine der coolsten Frauen der Welt. Ikone der Frauenbewegung, Vorbild der englischen Punkbewegung – das sind nur einige Synonyme, die auf sie zutreffen.
Der Film „Dream of Life“, der 2008 über sie gedreht wurde, ist super empfehlenswert, er zeigt sie in all ihren Facetten.

Jetzt hat Patti Smith für die französische Elle ihre Polaroid Kamera, die sie seit Jahren hat, wieder herausgeholt und wie ich finde, umwerfende Portraits der besten französischen Schauspieler für eine Strecke gemacht.
Neben Vincent Cassel, Vincent Lindon und Ralph Fiennes sticht besonders das Portrait von Louis Garrel heraus. Bekannt wurde Garrel durch den Film „Die Träumer“ von Bernardo Bertolucci, der eine Dreiecksbeziehung in Paris während der Mai-Unruhen 1968 in Paris beschreibt. Einer meiner Lieblingsfilme, der erotisch und fragil die Jugend und ihre Wut in dieser Zeit beschreibt.

Louis Garrel (Header) ist eigentlich ein typisch französisches Phänomen. Er repräsentiert perfekt den Typus des Pariser Upper-Class Saint-Germain-Jugendlichen, der mit zerzaustem schwarzen Haar und einer gekonnt inszenierten Lässigkeit – Samtsakko, Slimjeans, weißes Hemd oder T-Shirt, mit abgetretenen Weston Schuhen eine eigene Lässigkeit verkörpert. Die Lässigkeit ist aber mit Kalkül, bedacht genutzt und entspricht einer Mischung aus Serge Gainsbourg, intellektuellem Literaten und französischer Rockmusik.
Image: Angesicht eines Engels, mit der Seele eines Teufels, könnte man das umschreiben. Trotzdem blitzen das „gut-erzogen-sein“ und die Herkunft immer mal wieder einen Zipfel hervor und die Zigarette und der Wein gehören zu den unabdingbaren Accessoires.

Paul Verlaine und Arthur Rimbaud sind auch hier deutlich aus der Bildsprache raus zu lesen und das Bild könnte auch vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts sein. Die Stummfilmhafte Optik der Bilder zieht sie ein bisschen aus dem Hier und Jetzt und gibt den durchaus bewusst aktuellen, im Zeitgeist gestylten Schauspielern, etwas melancholisches und gestriges. Das Garrel-Portrait erinnert perfekt an den Stummfilmklassiker „Napoleon“ von Abel Gance und ruft das Bild von Marat in einem hervor, der mit „Smokey Eyes“ der zwanziger Jahre eine der brillantesten Rollen in diesem Kultfilm der Stummfilmära spielt.

Patti gibt den Gesichtern der Darsteller etwas ewiges und obwohl sie alle 2011 zu den großen Schauspielern Frankreichs gehören, könnte ihr Gesichtsausdruck zu jeder Zeit bestehen und auch dem Zeitgeist aus anderen Jahrzehnten entsprechen.

Die Portraits sind zusätzlich mit den Bemerkungen und Assoziationen von Patti Smith unterlegt und wirken dadurch wie Seiten aus einem Portrait-Buch. Sie verbindet Photographie und Poesie auf eine Weise, wie sie immer Dinge und Metiers gemischt hat. Rockmusik mit Poesie – Kunst mit Lyrik.

Männerportraits von sehr starken Typen, mit der Weichheit und der Verletzbarkeit einer starken Frau gesehen. Die Portraits haben für mich eine ungeheuer faszinierende Ausstrahlung und machen neugierig, wie ich finde, auf Patti als Photographin.

Patti Smith ist sicherlich eines der Jahrhundert-Talente unter den Frauen des zwanzigsten Jahrhunderts und eine Ikone, aber sie stellt sich auch über ihre weibliche Seite dar, das macht sie für mich noch größer. Sie ist eine starke Frau und eine coole Frau, ein absolutes Ausnahmetalent sowieso.

Danke für die Portraits – Love You Patti!

Alle Bilder: Patty Smith; via Elle.fr

  • Daisydora
    21. November 2011 at 11:13

    Ein interessanter Bericht und ebensolche Fotos. Man will aber unweigerlich lesen, was da in dieser schönen Handschrift geschrieben steht…. 🙂

  • thomas
    21. November 2011 at 13:28

    eine ausnahmekünstlerin und ein multitalent. hier ein sehr interessanter artikel http://www.zeit.de/2010/11/Patti-Smith

  • siegmarberlin
    21. November 2011 at 14:06

    die Polaroids sind klasse, ich würde auch gerne das handschriftliche lesen können. Schöner Artikel.