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Peters Cutting’s – Paloma Picasso – Ikone der Neunziger

Wenn man als Kind eines Prominenten geboren wird, hat man meist genau so viele Vorteile wie Nachteile. Als Kind eines Jahrhundertgenies wie des spanischen Malers Pablo Picasso geboren zu sein, lässt vorprogrammierten Druck und Vergleiche voraus ahnen.
Mutter Francoise Gilot, Vater Pablo Picasso – so kommt die kleinen Paloma 1949 auf die Welt, sie hat noch einen Bruder Claude. Vater und Mutter haben einen Altersunterschied von 40 Jahren. Sie lebten sieben Jahre zusammen und Francoise verließ Picasso 1953. Paloma verlebte aber ihre Sommerferien immer bei ihrem Vater in Südfrankreich, bis er 1964 den Kontakt zu Claude und Paloma abbrach, nachdem ihre Mutter über die gemeinsame Zeit des Paares veröffentlicht hatte.

1973 verstarb der schon zu Lebzeiten teuerste und berühmteste Maler des 20 Jahrhunderts. Beide Kinder erbten ein gigantisches Vermögen. Allein die Vermögenssteuer bescherte dem französischen Staat das größte Picasso Museum der Welt, denn die Erben mussten den Großteil der Steuern in Bilder bezahlen, die heute unermesslich und unbezifferbar teuer und gestiegen sind.

Nun hätte es zwei Varianten geben können: Paloma hätte ein Leben à la Paris Hilton führen können oder sich selbst etwas aufbauen können, um sich vom Erbe des Vaters zu emanzipieren. Sie wählte Zweiteres.
Bei einem Lunch in Peggy Guggenheims Palazzo in Venedig traf sie das erste mal den Chef der alt ehrwürdigen Juwelen Firma Tiffany’s aus New York. Tiffany’s kannte zwar jeder durch den Film, aber sie hatten totale Image-Probleme und galten als total veraltet. Ihr Star-Designer Jean Schlumberger war alt und die unglaubliche Elsa Peretti designte noch für Halston, den Superstar der Mode in Amerika in diesen Jahren, die Accessoires. Eine Begegnung, die das Designer-Dasein von Paloma schicksalhaft verändern sollte. Paloma hatte auf sich aufmerksam gemacht, als sie für Avantgarde-Theaterstücke in Paris Kostüme machte und Juwelen aus alten Strasssteinen von Folies Bérgere Bikinis, die sie auf dem Flohmarkt kaufte, neu arrangierte und zusammensetzte.

Yves Saint Laurent, der sie auf einer Dinner Party in Paris das erste Mal traf, war beeindruckt von ihr: „Sie war scheu und schüchtern und ich dachte sie war Jahre jünger, ich war beeindruckt von ihrem 40th-Aussehen“ danach setzte sich der Meister hin, war total inspiriert und zeichnete und zeichnete. Heraus kam seine Frühjahrskollektion 1971, die einen Skandal auslöste und als 40er Jahre- oder Trümmer- Frauen Kollektion berühmt wurde. Sie wurde einer seiner Musen inspirierte ihn auch zu schwarz/rot Optiken und spanischen Roben. Der Velasquez-Stil war von ihr inspiriert.
Nach dem Tod von Picasso nahm sie sich eine Auszeit. Katalogisierte die Werke von Picasso und half beim Aufbau des Mussée Picasso in Paris. Für Saint Laurent entwarf sie Accessoires und für den griechischen Juwelier Zolotas die ersten Juwelen.
1978 heiratete sie den äusserst gerissenen, argentinischen Geschäftsmann Rafael Lopez Sanchez in einem Kostüm von Saint Laurent und in einem Brautkleid von ihrem zweiten besten Freund: Karl Lagerfeld für Chloé. Sozusagen als Fashion-Diplomatin, die beiden Designer konnten sich zu der Zeit schon nicht mehr ausstehen.

Die achtziger und neunziger Jahre standen ganz unter dem Stern von Paloma Picasso. Sie wurde zur Allround Designerin und Fashion Ikone. Alle Welt trug ihren Lippenstift „Mon Rouge“ den es nur in einer Farbe gab – einem schreienden Flamenco-Rot. Ihre Parfums machten Millionen Umsätze. Der Herrenduft Minotaure wurde auf einer Terrakotta Scherbe wie aus einem minoisschem Grab zur Probe gereicht.
Sie machte Accessoires und entwirft bis heute für Tiffany’s Juwelen. Der Chef von Tiffany’s sagte einmal : „Tiffany’s brauchte Paloma Picasso um ins einundzwanzigste Jahrhundert zu kommen und Paloma brauchte Tiffany’s zu ihrer Emanzipation“
Palomas Designs überschwemmten die Welt. Porzellan, Tapeten, Taschen, vor allem in Amerika und Europa machte sie Milliarden Umsätze. Lizenzen brachten den Löwen Anteil ein.
Die Geschäftstüchtigkeit ihres Mannes verhalf ihr an seiner Seite zu Rekorden. Gemeinsam das Imperium aufgebaut, legte sie wenige Jahre später die teuerste Scheidung hin, die die Welt je gesehen hatte. Allerdings bekam die Rekordabfindung in dem Fall Rafael und nicht Sie. Es handelte sich um mehrere hundert Millionen Dollar.
Längst gehört sie seit Jahrzehnten zu den Stützen des Tiffany’s Konzerns und ihre Entwürfe, die sie nun von Marrakesch aus macht, wo sie eine super schöne Villa bewohnt.I hre schwarzen Haare, der blasse Teint und das Rot des Mundes waren der ultrachic der achtziger Jahre und sie war das Idol vieler Frauen, der Inbegriff der Eleganz und des Chics.

Als Paloma geboren werden sollte, hatte Picasso gerade die berühmte Taube für die Welt-Friedens- Konferenz 1948 gezeichnet, danach wurde sie benannt. Sie hat ihre eigene Existenz und Bestimmung gefunden, sehr erfolgreich und ihre eigenen Spuren hinterlassen, ohne den Vater zu imitieren – Die Freiheit der Paloma.

Bilder: Tiffany’s via; Richard Avedon; AP; arthistory; Paloma Picasso Parfume

  • Rob
    18. Juli 2011 at 10:02

    Paloma Picassos Parfum hatte meine Ma immer getragen 😀

  • Horst
    18. Juli 2011 at 11:04

    @Rob meine auch!
    Blomquist und ich hatten neulich noch überlegt was sie denn z.zt macht – auf Tiffany wären wir im Leben nicht gekommen….

  • siegmarberlin
    18. Juli 2011 at 11:38

    schöner Artikel, tolle Frau in Ihrer Selbstständigkeit ( trotz des grossen Namens ), besonders interessant für mich, da ich gerade die Biographie von Peggy Gugenheim lese u. letztes Jahr mich ihr Palazzo am Canal Grande tief beeindruckt hat.

  • Daisydora
    18. Juli 2011 at 18:46

    Wie immer ein schöner Bericht….. 🙂