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Peter’s Cuttings – Hôtel de Paris Monte Carlo


Hôtel de Paris Monte Carlo: © Frank Schröder // I Heart Berlin

Es gibt magische Orte, die über eine lange Zeit ihren Mythos bewahren und eigentlich zu den Top Adressen der Welt gehören, die egal was sich neben ihnen auftut, immer Klassiker bleiben. Ein solcher Ort ist das Hôtel de Paris in Monte Carlo. Monaco an sich gilt ja als Enklave der Schönen und Reichen. Das war nicht immer so: Anfang der fünfziger Jahre war es völlig in Vergessenheit geraten und verarmt. Dem jungen Fürst Rainier III. gelang 1956 durch die Heirat – und vor allem nach amerikanischem System gesteuerter Vermarktung – mit der Filmschauspielerin Grace Kelly, dass die ganze Welt wieder auf den Zwergstaat, der die Größe der Hamburger Außenalster hat bzw. des englischen Gartens in München, schaute.

Hôtel de Paris Monte Carlo: © Frank Schröder // I Heart Berlin

Der Anfang war gemacht, die wirtschaftlichen Probleme nicht gelöst. Als Glamour-Paar lockten sie zwar Prominente und wohlhabende Personen an, wie die Niarchos Familie oder auch die Windsors. Der wirtschaftliche Durchbruch gelang aber dem Fürsten mit der Hilfe des Reeders Aristoteles Onassis, der sich an der Casino-Gesellschaft beteiligte und seine Firmensitze sowie das Quartier seiner Geliebten Maria Callas nach Monaco verlegte.
Der Kern dieses heute von Albert II. regierten Landes, letztes Jahr nach langem Hin und Her mit Charlene Wittstock verehelicht, ist Monte Carlo – das aus einem Casino, einer von Charles Garnier im Stile der Pariser Oper erbauten Opernhauses und eben dem weltberühmten Hôtel de Paris besteht.

Hôtel de Paris Monte Carlo: © Frank Schröder // I Heart Berlin

Obwohl Charlene die offizielle Landesmutter ist, wird ihr Glanz weit überstrahlt von Caroline, die stilvoll wie kaum eine zweite Frau in ihrem Alter – meist ganz in Chanel – so etwas wie eine ewige Fashion-Ikone ist.
Ihre Tochter Charlotte ziert gerade die aktuelle Gucci Kampagne und wirkt wie eine wieder auferstandene Caroline, in dem Alter als sie ihre erste Ehe mit dem Pariser Playboy Philippe Junot einging. Schon die Baby-Photos ihrer Mutter wurden gegen stattliches Honorar an die Paris Match verhökert und sie setzt nun das fort, was Monaco seit über fünfzig Jahren ausmacht: Alles wird gegen Cash vermarktet, was dazu führte, dass sie über ein gigantisches Vermögen verfügen.
Früher verbrachte ich regelmäßig eine längere Zeit im Frühjahr in der Nähe von Monaco und die Fürstenfamilie war stets präsent. Stephanie führte den örtlichen Replay Store mit angeschlossenem Restaurant und kellnerte auch selbst dort – gern mit Zigarette im Mund. Caroline traf man regelmäßig bei ihren täglichen Besorgungen und für die Monegassen gehörten sie zum täglichen Leben dazu. Zu der Zeit empfand ich Monaco als sehr geschlossen, fast gemütlich und man sah schon erstaunlich gut angezogenes Publikum. Mittags ging man ins Café de Paris gegenüber dem Hôtel de Paris zum Lunch und die Dichte der Hermès Kellys glich etwa der durchschnittlichen Einwohnerzahl pro Quadratkilometer in Tokio.

Hôtel de Paris Monte Carlo: © Frank Schröder // I Heart Berlin

Dies alles fiel mir jetzt wieder ein, da die Louis Vuitton letzte Woche meinen Schreiberkollegen Horst zum Serenissima Run (wir berichteten) ins Hôtel de Paris einlud. Kein Hotel an der Côte d’Azur kann es mit diesem fast schon wie ein Denkmal wirkendem Haus aufnehmen. Alain Ducasse, der berühmteste Koch Frankreichs, hat hier die Küche unter sich und die Ausstattung kann es eindeutig mit den Gemächern in Versailles aufnehmen. Legendär ist das Reiterstandbild Ludwig XIV., das, wenn man ihn am Huf berührt, angeblich Glück beim Spiel im gegenüberliegenden Casino bringen soll.

Hôtel de Paris Monte Carlo: © Frank Schröder // I Heart Berlin

Das Hôtel de Paris ist in typisches Palast Hotel der alten Schule und wurde durch viele Filme unsterblich, die Deutschen kennen es vor allem aus Thomas Manns Roman Felix Krull. Krull treibt seine Hochstapeleien als Lift-Page und beginnt dort seine Karriere. Ende der fünfziger Jahre wurde Rückseitig ein ganzer Trakt und Etagen angefügt, bezahlt von Aristoteles Onassis damit er ungestört sich mit der dort Dauer-Residierenden Marie Callas treffen konnte. Die damals größte Privat-Yacht der Welt, Christina II. ankerte derweil im Yachthafen einen Steinwurf davon entfernt.

Hôtel de Paris Monte Carlo: © Frank Schröder // I Heart Berlin

Das Hôtel de Paris hat schon viel erlebt und gesehen. Nach dem ersten Weltkrieg emigrierte ein Großteil der russischen Aristokratie an die Côte d’Azur, weil viele dort ihre Sommervillen hatten, übrigens auch ein Grund warum heute wieder die Russen in Scharen kommen – wer keine Villa hatte stieg im Hôtel de Paris ab. In den zwanziger Jahren kamen die reichen amerikanischen Emporkömmlinge um im gegenüberliegendem Casino ihre Zeit totzuschlagen. So mancher erschoss sich gleich auf den davor liegenden Stufen, wenn das Vermögen verspielt war.

Hôtel de Paris Monte Carlo: © Frank Schröder // I Heart Berlin

In den dreißiger Jahren ging es zunächst so weiter, bis erste Einbrüche durch die Weltwirtschaftskrise und den bevorstehenden 2.Weltkrieg schon zu deutlichen Niedergängen führten. Natürlich blieben die wohlhabenden Familien aus dem nahegelegenen Frankreich dem Hause treu wie die Rothschilds, die Noailles oder die Polignac’s aber die meisten hatten eigene Häuser an der Küste und kamen dann nur für größere Bälle oder Feste dort zusammen.

Hôtel de Paris Monte Carlo: © Frank Schröder // I Heart Berlin

Heute wird das Hotel bevorzugt von Arabern und neuerdings auch Chinesen bevölkert, sowie von Wirtschaftsflüchtlingen und Oligarchen. Leider hat auch in Monaco in den letzten Jahren das Publikum an Geschmack erheblich abgebaut und so sieht man immer weniger echte Damen und gepflegte Gentleman und der Anteil von Neureichen nach der Typologie der Geissens nimmt erheblich zu.
Ich glaube dann träumt das Hôtel de Paris von der Eleganz ehemaliger Bewohner wie der schönen Otero, Sarah Bernhardts oder Mata Hari.
Aber eines ist geblieben: Der Glanz der Belle Époque strahlt noch aus jedem Winkel und der Service entspricht noch komplett der alten Schule der Grand Hotels. Schön das es noch solche Orte auf der Welt gibt und nicht nur Design-Hotels.
Das Hôtel de Paris in Monte Carlo wird immer einer der Orte sein, der an Klasse nicht zu überbieten ist und bei einem Besuch an der südfranzösischen Küste lädt es ein zumindest einen Tee oder Drink auf der Terrasse zu nehmen.Wenn man Glück hat schaut auch Caroline auf eine Zigarette vorbei und wenn man ganz großes Glück hat ist sie auch ganz in Chanel.

  • blomquist
    7. Mai 2012 at 10:05

    Da muss ich auch mal hin!

  • Renate
    7. Mai 2012 at 10:31

    Du machst für den Wochenstart zu einem schönen Erlebnis, lieber Peter! 🙂

  • Siegmar
    7. Mai 2012 at 11:37

    ein sehr schöner Artikel über eines der schönsten Hotels, ich war 2 mal in Monte Carlo, das erste mal vor über 20 Jahren, da war das Klientel noch wie von Peter beschrieben, ich wollte vor dem Hotel de Paris parken, wurde aber höflich, aber bestimmt, gebeten in der Tiefgarage zu parken, mein Ford Capri machte sie nicht so zwischen all den Luxus-Limousinen. Jahre später war es ein Herdenauftritt von Menschen die man bei RTL II von wegsehen kennt.

  • martine
    7. Mai 2012 at 12:03

    Wunderbar geschrieben, so dass man gleich einmal kurz vorbeisehen möchte. Deine letzten Worte sind wieder so passend…

  • thomas
    7. Mai 2012 at 15:25

    Ein schöner Artikel von einem noch schöneren Hotel

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    13. Mai 2012 at 10:39

    […] hier sicher das passende Model. 6) Reich und schön: In Peter’s Cuttings ging es ins Hôtel de Paris Monte Carlo Tags » Autor: Blomquist Datum: Sonntag, 13. Mai 2012 10:38 Trackback: Trackback-URL […]