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Peter’s Cuttings – Hommage an Estée Lauders Heldin

Es gibt Menschen auf dieser Welt, die ihren Beruf nicht als Job sehen, sondern eine Berufung verspüren und die einen ganz großen Teil und die Basis ihrer Marke bilden. Einer Frau, die dieses Beispiel par excellence verkörpert, möchte ich heute mein Cutting widmen.
Es sind die Menschen die die Mode, die Kosmetik und den Glanz dieser kreativen Welt verkörpern, die so spielerisch aussieht aber immer ganz harte Arbeit beinhaltet.
Keine Marke wäre erfolgreich wenn nicht ihre Mitarbeiter den Geist und den Esprit verkörpern, die der Modeschöpfer oder der Createur in seinem Kopf hat wenn er seine Produkte ersinnt.

Estée Lauder gehört zu den faszinierendsten und wegweisenden Kosmetik-Marken des 20.Jahrhundert und verkörpert auf perfekter Weise den amerikanischen Traum und die Erfolgsstory einer Frau. Nicht ohne Grund heißt das Buch, in dem Estée Lauder ihren Weg beschreibt „A Success Story“ (Leider vergriffen und selbst antiquarisch kaum noch aufzutreiben).
Estée Lauder gehörte zu den drei großen Damen der Kosmetik. Neben Elisabeth Arden und Helena Rubinstein, die die Pionierinnen der Branche waren, hatte sie die famose Idee, ihre Produkte über die wachsende Anzahl der Department-Stores und der großen Ketten wie Nordstrom’s, Neiman Marcus, Bergdorf oder Barney’s zu verkaufen.
Ihre Counter waren wie Altäre der Schönheit und ihre Mitarbeiterinnen wie Soldatinnen in der Armee, die für Schönheit, Düfte und Pflege eintraten. Welterfolge wie Private Collection, Alliage, Youth Dew oder Cinnabar machten Estée Lauder als Dufthaus weltberühmt, aber der Schwerpunkt lag immer auf Pflege und Make-Up. Wegweisend in allen Bereichen, sind heute Häuser wie Bobby Brown und Tom Ford dem Konzern angeschlossen und setzten so auf moderne Weise die Avantgarde ihrer Gründerin fort. Sicherlich werden wir zur Geschichte der Marke Estée Lauder und vor allem der wunderbaren Lauder Familie noch mal einen separaten Artikel veröffentlichen. In den siebziger, achtziger und neunziger Jahren war Lauder absoluter Marktführer und die Laboratorien erforschten die modernsten Formeln der Schönheit. Allen voran entwickelte Lauder das berühmte Night Repair – bis heute ungeschlagen in seiner Wirkung.

Heute soll aber die Rede davon sein, dass auch in Deutschland der Erfolg der Marke nur durch die ungeheuer disziplinierten und gut ausgebildeten Fachberaterinnen möglich war, die mit Leib und Seele „Lauder Frauen“ sind. Eine davon durfte ich eine Weile begleiten und hab sie nicht nur ins Herz geschlossen, sondern hab höchsten Respekt vor ihr und sie sehr lieb gewonnen. Nun geht sie in den wohlverdienten Ruhestand und eigentlich ist die Marke ohne sie für mich gar nicht denkbar.
Elisabeth Meyer ist seit 1984 eine dieser Frauen, die sich als Botschafterin von Estée Lauder versteht und als sie im damaligen Wertheim am Kurfürstendamm in Berlin anfing, war es natürlich undenkbar, dass man nicht eine umfassende Ausbildung für die Palette von Estées Wunderwässer und Cremes bekam. Perfektioniert wie es damals keine französische oder andere Kosmetikmarke machte, wurde sie unter anderem noch von Estée Lauders rechter Hand, Ida Steward, in unendlichen Trainings mit jeder Methodik und den Geheimnissen des Make-Ups vertraut gemacht. Ida Stewart hatte zusammen mit Estée Trainingsmaßnahmen und Systeme ersonnen um dieses weiterzugeben. Heute kaum noch denkbar, stieg sie während der Schulungen auf einen Tisch mit dem Satz „Girls, I am going to demonstrate you the 3 Minutes Make Up“.

Sie beherrschte jeden Handgriff im Schlaf und brauchte noch nicht mal einen Spiegel um ihre Perfektion in ihrem eigenen Gesicht zu demonstrieren. Genau das war es, was das Ziel war: Die Mitarbeiterinnen sollten „Lauder“ Tag und Nacht im Schlaf beherrschen. Auf dem Höhepunkt der Amerikanisierungs-Welle bildete die Lauder Kompanie ihre Mitarbeiterinnen wie ein Vorwerk von New York aus. Sofort wurde Elisabeth nicht nur von der blendenden Philosophie, sondern auch von der Wirkung und dem Effekt der Produkte ergriffen und Lauder wurde ihr absolutes Ding.
Reisen nach New York ins Headquarter wurden selbstverständlich, Seminare, Schulungen und immer wieder die Vorbereitung auf neue Präsentationen von verbesserten Produkten reihten sich an einander. Schnell merkte auch Lauder, dass sie die ideale Repräsentantin der Marke war und sie wechselte ins KaDeWe am Tauentzien, wo einer der größten Botschaften Lauders in Deutschland entstand. Bis heute ist es selbstverständlich das, wenn man Elisabeth begrüßt, sanft eine kleine Handmassage mit einer wunderbar duftenden Creme erfolgt oder man wird informiert, dass „zwanzigtausend befragte Frauen möchten, dass ihre Creme alles Eigenschaften der Pflege in einem Produkt vereinigt“.
Sie ist Überzeugungstäterin und ich habe so viel von ihr über Kosmetik erfahren und gelernt, dass ich ihr ewig dafür dankbar sein werde. Sie ist das Beispiel dafür, dass man, wenn man für seinen Beruf brennt, liebevoll Berge versetzen kann – oder in diesem Falle Creme-Töpfe…

Ihre Fan-Gemeinde ist riesig und dankbar und wir werden sie schmerzlich vermissen. Lauder ohne sie ist ein Stückchen ärmer, denn ihre Geschichten dieser wunderbaren Kosmetik-Pionierinnen sind es wert, weitergegeben zu werden um jüngere Kolleginnen zu genau solchen Expertinnen zu machen. Estée Lauder wäre stolz, wenn sie Elisabeth sehen würde und wäre sicherlich, wie jetzt ich, sehr traurig das sie das Unternehmen verlässt.

Tausend Dank für deine liebevolle brennende Treue schreibt dir einer deiner glühendsten Fans – aber eins weiß ich: langweilig wird dir nicht und eine Lauder-Botschafterin wirst du immer bleiben. Super wär‘ es doch, wenn ein Buch von einer solchen Estée-Lauder-Versteherin geschrieben würde – das wäre doch eine Beschäftigung! Ich bin mir sicher das es reißenden Absatz fände.
Tausend Dank Elisabeth und alles Liebe für die Zukunft – ich benutze auf jeden Fall fleißig Night Repair weiter und werde jeden Deiner Tipps beherzigen.

Bilder: Estée Lauder (3); Horstson (3)

  • Renate
    24. September 2012 at 10:09

    Wie charmant lieber Peter, ihr einen Artikel zu widmen! Auch von mir alles Gute!

  • Siegmar
    24. September 2012 at 11:28

    Lieber Peter, ich liebe es am Montag mit solchen Artikel den Tag zu beginnen, ganz wunderbar und ein Statement für engagiertes Fachpersonal. “ Private Collection “ ist mein Duft von Lauder, ihn benutzt eine enge Freundin von mit seit über 25 Jahren.

  • Terrorbambi
    24. September 2012 at 11:43

    Ein wirklich sehr schöner Artikel. Ich bin ja immer skeptisch gegenüber diesen „Thekendamen“, weil sie teils schnell arrogant wirken. Aber diese Dame hätte ich wirklich sehr gerne besucht.

  • blomquist
    24. September 2012 at 12:43

    <3

  • Horst
    25. September 2012 at 12:51

    Wirklich eine schöne Geschichte! Auch von mir alles gute für die Zukunft!!! 🙂

  • Monsieur_Didier
    25. September 2012 at 13:33

    …ich erinner mich gerade an diese tolle Doku auf ARTE, „Der Puderkrieg“ zwischen Estée Lauder und Helena Runbinstein…

    Peter, wie eigentlich immer ist Dein Bericht eine echte Bereicherung…!

  • peter
    25. September 2012 at 13:53

    @monsieur_Didier
    tausend dank!!von dir hör ich das besonders gern:-)))

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    30. September 2012 at 12:41

    […] Daisydora meldet sich mit ihrem ersten Artikel zurück! 2) Peter überraschte mit einer Hommage an einer von Estée Lauders Heldinnen: Elisabeth Meyer 3) Frei nach Oscar Wilde, kopierte Dsquared² ein Editorial von Carine Roitfeld. […]

  • Helga Teschner
    8. Oktober 2012 at 19:37

    Es ist wunderbar, diesen Artikel zu lesen. Ich nutze die Produkte von Estee Lauder seit mehr als 20 Jahren, seit ich sie durch Frau Elisabeth Meyer im KaDeWe kennengelernt habe. Ich werde Frau Meyer mit ihrer freundlichen, erfahrenen, kompetenten und vor allem engagierten Art sehr schmerzlich vermissen. Ich hoffe, die jüngeren Kolleginnen konnten für die Zukunft viel von ihr lernen.