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Peter’s Cuttings: Etienne Russo – Wie Designerkollektionen zu Schauen werden

Gäbe es Etienne Russo nicht, würde die Shanghai-Kollektion von Karl Lagerfeld auf Bügeln präsentiert werden und Thom Brownes Shorts schlapp da hängen. Wäre die Jubiläums-Modenschau von Sonia Rykiel kein Barry-White-Studio54-Event gewesen und die typischen Merkmale von Dries van Noten würden auf seinen Schauen nicht herauskommen. Aber es gibt einen Mann, der den Designern genau zuhört, ihre Eigenarten kennt und das Kollektions-Konzept der Saison und den Wunsch der Modehäuser rasant und blitzschnell erfasst: Etienne Russo.

Der Mann, der einen so italienischen Namen trägt, ist in Wahrheit Belgier und seit vielen Jahren mit der Umsetzung und den Abläufen von hunderten Kollektions-Schauen in Paris, Mailand und New York beschäftigt. Er versteht die Designer und den Zeitgeist der nach immer aufwendigeren Shows und Inszenierungen schreit. Aber auch leise Dinge und hochkomplizierte Kollektionen in kleineren Rahmen versteht Etienne zu inszenieren – sein Geheimnis: Er kann zuhören und sich wie in einem guten Buch oder Film total in die Philosophie der Kollektion fallen lassen, seine eigene Phantasie und Technik dazu mixen, alles gut und genial durchschütteln und schon entstehen Schauen und Inszenierungen, die uns verblüffen und faszinieren und genau den Punkt hinüber transportieren, den das Modehaus in der Saison mit der bestimmten Kollektion erreichen will.

Begnadete Choreographen, Licht- und Bühnendesigner zaubern glamouröse Settings und verwandeln die Orte der Schauen zu Tempeln des Modekults. Gemeinsam mit seiner Compagnie „Villa Eugenie“ entwickelt er, von einem alten Industriebau am Brüsseler Südbahnhof aus, immer wahnsinnigere Konzepte.
Lanvin‘ Alber Elbaz vertraut ihm genauso wie seit zwanzig Jahren die Strickkönigin Sonia Rykiel, Hermès, Miu-Miu und Maison Margiela genau wie Thom Browne, für den er geniale Inszenierungen im Central Station in New York macht.
Mal schickt er die Models auf schmalen Diagonalen durch eine Kuppel, mal baut er den Himmel nach und mal erinnert der Catwalk an ein Set aus Kubricks „2001“.

Im Grand Palais in Paris hat er Karussels für Chanel tanzen lassen, Eisberge schmelzen lassen, Coco’s riesen Löwen aus der Rue Cambon inszeniert, die Models aus großen Tweedjacken herausschreiten lassen und und und…
Etienne koordiniert auf geniale Weise die technischen Künstler- und Musikexperten wie Michel Gaubert und die die Choreographie der Modelle, die, wenn sie von einer Schau zur anderen hetzten, kaum Zeit für Repetitionen haben.
Durch ihn werden die Schauen zu Träumen und er haucht den Kollektionen leben ein. Weiter so, Etienne! Wir sind gespannt auf immer neue Varianten deiner Phantasie.

  • Katharina
    30. Mai 2011 at 10:53

    Oh wie schön! Ich hatte bisher immer gedacht das die Designer die Schauen auch mitgestalten!

  • Rob
    30. Mai 2011 at 12:09

    jetzt wissen wir, wem wir so tolle Modenschauen zu verdanken haben und wer dran Schuld war, das die Models sich nen Schnupfen geholt haben als sie am Eisberg laufen mussten 😀

  • Daisydora
    30. Mai 2011 at 18:37

    Wieder eine schöööööööööne Peter Geschichte
    🙂 und ein interessanter Schukterblick in die Welt der PaP …..