Allgemein

Peter’s Cutting – Der fabelhafte Monsieur Fath

header
„Jacques Fath“ von Jeromine Savignon; Assouline Verlag

Wenn ich meine Mutter als Kind fragte, wer ihr Lieblingsmodeschöpfer sei, dann antwortete sie mir stets: Jacques Fath. Und sie fügte hinzu, dass Fath, wenn er nicht so früh gestorben wäre, bestimmt einmal viel berühmter als Dior geworden …
Als ich dann die ersten Bilder von ihm sah, fand ich einen schlanken, gut aussehenden und sehr humorvoll dreinblickenden Mann vor, immer in der Begleitung von schönen, sehr weiblich angezogenen Frauen im typischen 50er Jahre Stil. Fath zog eben nicht nur Frauen an, sondern liebte die Frauen auch sehr …
fath 2
„Jacques Fath“ von Jeromine Savignon; Assouline Verlag

Jacques Fath war Autodidakt: nachdem er auf elterlichen Wunsch Buchhalter gelernt hatte und angefangen hat, in der Versicherungsbranche zu arbeiten, wurde er, einfach so und ohne Ausbildung, Modeschöpfer. Seine Großmutter war Schneiderin und er hatte sich schon immer für Mode interessiert. Gelernt hatte er eigentlich dadurch, dass er Museen und Ausstellungen besuchte und einfach einen guten Geschmack hatte.
1937, die Zeiten waren nicht sehr rosig in Frankreich, eröffnete er eine kleine Modeboutique in der Pariser Rue La Boétie, ohne, wie vorher üblich, bei einem Couturier als Assistent gearbeitet zu haben. Dafür sollten aber später aus seinem Haus die besten Modeschöpfer hervortreten.
fath 2
„Jacques Fath“ von Jeromine Savignon; Assouline Verlag

Seine große Liebe galt Genevieve Boucher de la Bruyère, eine bildschöne Frau, die Coco Chanels Model und ihre Sekretärin war, und die er 1939 heiratete. Genevieve kannte halb Paris und hatte, da Chanel ihre Boutique 1939 schloss, auch die besten Kundinnen Mademoiselles im Schlepptau. Fath entwickelte eine eigene Linie, die den Frauen in ihrer Sehnsucht nach hübschen Dingen in schlechten Zeiten sehr entgegenkam.

Trotz Rohstoffknappheit und deutscher Besetzung hatte Fath eine Vorstellung von Mode, die über seine Couture Kollektion hinaus, der breiten Masse zugänglich sein sollte. Amerika und die amerikanischen Frauen waren seine große Vision für die Zukunft. Kaum war der Krieg zu Ende, verwirklichte er seine Pläne in den USA mit dem legendären Konfektionär Joseph Halpert und zeigte ab dann zwei Mal im Jahr in New York Konfektions-Kollektionen.
Außerdem nutzte er Celebrities wie Rita Hayworth, deren Brautkleid, welches sie zur Hochzeit mit Aly Khan trug, dessen Bilder um die Welt gingen, Jacques Fath noch berühmter machte. Filme wurden von ihm ausgestattet und seine Parfums waren auch sehr schnell erfolgreich.
Einige Assistenten von Jacques Fath wurden selbst berühmte Modeschöpfer – Guy Laroche, Valentino Garavani und natürlich der unvergleichliche Hubert de Givenchy. Givenchy lernte bei Fath auch gleich Bettina Graziani kennen – Faths Lieblingsmodel, die dann später zu Givenchys Pressesprecherin und Muse avancierte.
fath 2
Model in Kreationen von Jacques Fath; WikiCommons

Die Kreationen aus der Feder von Jacques Fath waren umwerfend weiblich. Er liebte schlanke Taillen, große Abendkleider und streng geschnittene Kostüme, hatte ein typisch pariserisches Bild einer flirtiven Frau. Mit 42 Jahren starb er an Leukämie und seine Frau versuchte noch drei Jahre das Modehaus zu halten. Vergeblich, denn es war sehr eng mit dem lebensfrohen Mann verbunden, der immer wie ein kleiner Playboy wirkte. Später wurde das Haus verkauft und heute gibt es eigentlich nur noch in ausgewählten Parfümerien das Parfum „Green Water“ – ein ganz wunderbarer Sommerduft für Männer und sehr empfehlenswert.

Jacques Fath war fantasievoll bei dem immer eine gewisse Leichtigkeit und Humor mitschwang. Auf Bildern wirkt er immer sehr modern und eigentlich wie ein Mensch von heute. Er glaubte fest daran, dass die Mode sich ganz klar zum Prêt-à-porter hin entwickeln wird und dadurch mehr Menschen erreicht, als die Pariser Haute Couture. Damit hat er recht gehabt und wie bei allen Menschen, die früh sterben, war er deswegen auch anderen voraus, weil er wenig Zeit hatte.

Jacques Fath war einer der ganz großen der Mode – auch wenn er mit seinen Kreationen nur sehr kurz die Frauenwelt verzückte …

Der Bildband “Jacques Fath” von Jeromine Savignon ist übrigens 2009 im Assouline Verlag erschienen; ISBN: 9782759403912
Mehr Informationen gibt es hier.

  • vk
    11. November 2013 at 13:34

    jo. same here. – meine ma hat ihn geliebt. – irgendwie hoere ich pter sarstedt im hintergrund. – ‚where do you go to my lovely‘ – wird aber ne persoenliche sache sein…

  • PeterKempe
    11. November 2013 at 13:42

    Super vk mein Lied ! But she was dressed by Balmain! Wie toll die Assoziation!

  • vk
    11. November 2013 at 13:56

    na klar. – dann sind wir schon zwei. – hab mir irgendwann auf reisen irgendwo mal nen balmain blazer gekauft. grauenvolles ding. – was will man machen? – fruehkindliche praegung.

  • Siegmar
    11. November 2013 at 14:06

    toller Artikel und natürlich auch eines meiner Lieblingslieder 🙂

  • Daisydora
    11. November 2013 at 14:37

    Man kann sich hier ja immer schon anschließen … ein wunderbarer Bericht, Peter 🙂 ich wusste vieles nicht und meine Mutter hat mir Christian Diors Marc Bohan als besten Modemacher vorgestellt ….

  • Markus Brunner
    11. November 2013 at 17:10

    super, und das wort „flirtiv“ ist sehr super