Duftklassiker

Der Duft des Dukes

Früher war alles besser? Nicht unbedingt: Vor 150 Jahren war die Welt auch nicht komplett in Ordnung. Wir schreiben das Jahr 1870. Erbe, Empire und Porträtmalerei sind ebenso an der Tagesordnung wie Kriege und Schlachten. Romane wie Charles Dickens‘ „Große Erwartungen“ oder Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ sind wenige Jahre zuvor erschienen. Zu jener Zeit regierte Queen Victoria, der britische Arzt Joseph Lister entwickelte den Karbolsäure-Verband, einem Antiseptikum, und Knöchel galten noch als aufreizend.

In dieser turbulenten Zeit reiste William Penhaligon nach London und eröffnete ein Geschäft in der Straße, in der sich in den letzten Jahren das Who-is-who des Schneiderhandwerks angesiedelt hat. Durch die Nähe zur feinen Gesellschaft, die auf der Jermyn Street einkaufte, gelang es dem Barbier, eine illustre Kundschaft aufzubauen – so zum Beispiel den damaligen Herzog von Marlborough, Charles Spencer-Churchill, der sich von Walter Penhaligon, dem Sohn von William Penhaligon, den Duft „Blenheim Bouquet“ kreieren ließ.

Man sagt, dass „Blenheim Bouquet“ später zu den erklärten Lieblingsdüften von Winston Churchill gehörte und das nicht nur, weil er von seinem Cousin erschaffen wurde. Die Vermutung, dass der ehemalige Premierminister von Großbritannien morgens zu Penhaligon’s Duft griff, liegt tatsächlich nahe, denn Churchill wurde im Blenheim Palace geboren – eben dem Ort, nach dem der Herzog von Marlborough Penhaligon’s Kreation benannt hat.

Testet man „Blenheim Bouquet“ von Penhaligon’s, lässt sich der Duft am besten mit einem reduzierten Mix aus Zitrusölen, Gewürzen und Hölzern beschreiben.
So viel Unaufgeregtheit passt ganz wunderbar in unsere Zeit, in der sich die Nachrichten jeden Tag überschlagen. Eine olfaktorische Ruhe, die übrigens auch Andy Warhol geschätzt haben soll. Neben Düften von Halston, Revlon / Charles Revson, Carven, Yves Saint Laurent und Aramis befand sich auch ein Flakon „Blenheim Bouquet“ in der „Permanent Smell Collection“ des Pop-Art-Künstlers …

  • Peter Kempe
    8. April 2020 at 10:21

    Ganz toller Duft-Klassiker – passt genau in die Welt jetzt und Halston Z-14 hab‘ ich auch gleich auf deine Anregung wieder rausgeholt! Dank Andy und dir!