Interview

Nachgefragt bei … Nicola Stäubli, Produktdesigner bei Freitag

(Bild: Lina Suter)

Trolley klein, Trolley groß – Über die Schweizer Taschenmarke Freitag haben wir bereits mehrfach berichtet (den letzten Artikel gibt’s hier zum Nachlesen), als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit in der Modewelt überraschen die Firmengründerbrüder Daniel und Markus seit bald 25 Jahren den Markt mit jeder Menge Ideenreichtum. Da wäre zum einen das Alleinstellungsmerkmal schlechthin zu nennen, recycelte LKW-Planen-Taschen made in Zürich. Weltweit, in beinahe jeder Groß- und Kleinstadt, trifft man auf die farbenfrohen Unikate. Selbst in der Designsammlung des MoMA ist das Label vertreten. Schaut man auf deren Auszeichnungen und Nominierungen in Sachen Designwettbewerben, könnte man meinen: Rubel und Geschäft rollen wie von selbst, da lässt es sich getrost zur Ruhe setzen! Falsch gedacht: Statt sich auf seinen Taschenerfolgen auszuruhen, setzen die Macher von Freitag auf immer neue Konzepte. Seit 2010 wird, neben dem steten Ausbau der Hauptlinie, auf das Konzept REFERENCE gesetzt. Erwachsener und schlichter im Auftritt, werden hier Accessoires und Taschen im höheren Preissegment angeboten. Zudem launchte das Label 2014 mit F-ABRIC eine Kleiderkollektion, die aus biologisch abbaubaren Textilien in Europa gefertigt wird. Warum beginne ich jedoch mit einem zeitlichen Abriss des Unternehmens und rede um den heißen Brei herum? Ganz einfach, denn Freitag kommt ab sofort mit einem weiteren Coup um die Ecke: Unter dem Arbeitstitel ZIPPELIN wird es fortan einen Reise-Trolley der besonderen Art geben. Soviel sei verraten: Es wird platzsparend, volumenflexibel und ziemlich praktisch. Um Euch weitere Informationen nicht vorzuenthalten, habe ich Nicola Stäubli zum Interview gebeten. Der Schweizer ist eigentlich als Produktmanager bei Freitag tätig, hat mit ZIPPELIN jedoch erstmals auch als Entwickler und Designer fungiert. Ein Gespräch über Fahrradschläuche, Kickstarter und Zürich als Produktionsstandort.

Bild: Gian Paul Lozza

Gerne ein paar Facts zu Beginn: Wann und wie bist Du zu Freitag gekommen?
Ich bin seit knapp vier Jahren für das Unternehmen tätig. Von Haus aus bin ich Architekt, nach dem Diplom habe ich jedoch nur kurz im Beruf gearbeitet. Das war in Bern, wo ich auch aufgewachsen bin. Dann habe ich mich relativ schnell im Bereich Möbeldesign selbstständig gemacht. Parallel hatte ich immer schon eine große Affinität zum Radfahren, während des Studiums bin ich beispielsweise als Fahrradkurier tätig gewesen. Ich habe das im Anschluss auch noch weitergemacht, gerade zu Beginn meiner Selbstständigkeit hat mir das ein regelmäßiges Einkommen ermöglicht – es bestand also immer eine enge Verbindung zum Thema Fahrrad. Irgendwann habe ich dann meine Freundin in Zürich kennengelernt und bin fortan zwischen Bern und Zürich gependelt. Der Lebensmittelpunkt ist dann irgendwie immer mehr in Richtung Zürich gewandert und als ich dann eine Stelle bei Freitag ausgeschrieben sah, habe ich mich direkt darauf beworben. Das war damals passenderweise im Product Management für Taschen im Bereich Reisen und Fahrrad. Mit der Zeit hat sich mein Betätigungsfeld jedoch ausgeweitet, ich bin nun teilweise auch als Designer unterwegs.

„Ausweitung des Betätigungsfelds“: Das Unternehmen bietet großen Spielraum, nicht?
Ganz genau, richtig. Freitag hat vor gut einem Jahr eine neue Organisationsform eingeführt. Das nennt sich „Holacracy“ und kommt ursprünglich aus der amerikanischen IT-Branche. Dabei geht es vereinfacht erklärt darum, dass sich ein Unternehmen nicht nach einem strengen Organigramm oder nach einer strikten Hierarchie organisiert, sondern nach Kreisen. Die Kreise beinhalten verschiedene Rollen. Als Mitarbeiter eines solchen Unternehmens kannst du entscheiden welche Rollen du erfüllen magst. Diese müssen nicht zwangsläufig im gleichen Kreis verordnet sein – eine Abkehr der oftmals festgeschriebenen Stellenbeschreibungen! Das ist eine gleichermaßen agile und flexible Lösung, welche sich vom steifen Korsett vieler Unternehmen unterscheidet, und für die Mitarbeiter viel Raum gibt, sich weiterzuentwickeln.

Das klingt fortschrittlich!
„Holocracy“ hat mitunter dafür gesorgt, dass ich mich beruflich so breit aufstellen kann und auch andere Bereiche ausprobiere. Als Designer und Entwickler nun auch an neuen Konzepten mitwirken zu können, freut mich natürlich sehr.

Bild: Oliver Nanzig

Der Launch von ZIPPELIN bildet einen der von Dir beschriebenen Kreise! Wann habt Ihr mit der Planung begonnen?
Die Idee von einem großen Reisegepäck für längere Reisen steht schon lange im Raum und war bei Freitag immer wieder ein Thema. Bislang scheiterten Entwürfe jedoch immer am Gewicht. LKW-Planen in ihren verschiedenen Designs und Farben eignen sich grundsätzlich sehr gut als Verhüllung von Reisegepäck, denn jedes Modell würde anders aussehen. Man sieht seine Tasche schon aus der Ferne, der Wiedererkennungswert am Gepäckband wäre definitiv gegeben. Zudem ist das Material robust und wasserabweisend. Jetzt kommt aber das „aber“: LKW-Planen sind nicht wirklich ein leichtes Material. Wenn du noch ein Metallgerüst für das Gepäckstück mit dazu rechnest, ist das Leergewicht bereits ziemlich hoch. Verstehst du?

Gerade bei immer schärfer formulierten Gepäckvorschriften und -standards schwierig…
Das würde vom Markt schlichtweg nicht angenommen, nicht akzeptiert. Deshalb wurde das Thema bei Freitag erstmal nach hinten geschoben. Wir haben jedoch immer an die Idee geglaubt und gerade durch meinen beruflichen Werdegang als Architekt habe ich mir stetig durch den Kopf gehen lassen, welche Strukturen für eine erfolgreiche Umsetzung gegeben sein müssten. „Stabilität“ war das Stichwort, „luftgestützte Strukturen“ ebenfalls. Dann kam mir noch die Komponente Fahrrad in den Sinn, schließlich hatte ich ja viel damit zu tun. Irgendwann, vor circa anderthalb Jahren, habe ich dann einen Fahrradschlauch genommen und diesen in eine Plane eingenäht. Das Ganze habe ich anschließend aufgepumpt. Ehrlich gesagt war ich selber ziemlich verblüfft darüber, wie gut das funktioniert. Nach jeder Menge Experimenten, haben wir dann im letzten Sommer angefangen in einem grösseren Kreis daran zu arbeiten. Zuerst ging die Idee in die Produktentwicklung. Es musste natürlich bewiesen werden, dass sich mit diesem Prinzip auch eine vollständige Tasche fertigen lässt.

Sehr beachtlich, dass so viel Zeit für das Vorhaben eingeräumt wurde! So ein Vorhaben bleibt ja auch risikobehaftet, oder?
Klar, das hat natürlich auch mit reingespielt, denn mit ZIPPELIN haben wir ja nicht gerade den Typus einer herkömmlichen Reisetasche entwickelt. Demnach besteht natürlich ein theoretisches Risiko, dass das Modell auf dem Markt vielleicht gar nicht so gut angenommen wird. Hier kommt Kickstarter dazu: auf der Crowdfunding-Plattform präsentieren wir die Produktidee bis zum 12. Oktober 2017 dieser innovationsverrückten Community und holen uns somit wertvolles Feedback ein. So können wir einschätzen, ob der Markt überhaupt Interesse an unserem ZIPPELIN hat.

Die Kampagne läuft bereits, wie sehen die ersten Prognosen aus?
Die ersten Tage des Crowdfundings liefen bislang sehr gut – das Kampagnenziel von 100 000 Euro haben wir sogar schon nach wenigen Stunden erreicht! Dies hat uns gezeigt, dass es auf jeden Fall viele Interessenten für unsere einzigartige Konstruktion gibt. Bisher haben sich schon rund 850 Leute einen ZIPPELIN gesichert.

Stichwort „Crowdfunding“: Ist da vorab alles kalkuliert oder geht man das unbedarft(er) an?
Naja, weder noch. Wir arbeiten mit einem Partner in den Staaten zusammen – Kickstarter kommt ja auch aus den USA – mit einer sogenannten Crowd Relations Agentur. Die machen nichts anderes als Crowdfunding Projekte wie unseres zu begleiten. Insofern haben wir damit einen erfahrenen Partner ins Boot geholt, Freitag hat sowas schließlich noch nie zuvor gemacht. Europa und gerade die Schweiz ist ja jetzt nicht unbedingt in der Vorreiterrolle, wenn es um dieses Thema geht. Insofern sind wir sehr froh über das Fachwissen von diesem externen Partner.

Wie kann man sich den Vorgang vorstellen?
Unsere Kampagne läuft insgesamt 30 Tage. Du hast am Anfang die ersten paar Tage einen ziemlichen Peak, dann pendelt sich das Interesse der Crowd ein wenig ein. Gegen das Ende von Crowdfunding Kampagnen läuft in der Regel noch mal recht viel, weil die Leute dann wissen: zeitlich wird es langsam eng.

Stellen wir uns einfach mal vor, dass ich auf Eure Crowdfunding-Seite stoße: Warum sollte ich mich für Euer Produkt stark machen?
Erstmal ist unser ZIPPELIN Trolley ganz anders als herkömmliches Reisegepäck: Jedes Produkt ist ein Unikat. Dass macht natürlich Sinn beim Reisen, gerade wenn man am Gepäckband auf seine Tasche wartet. Bei der Flut an schwarzen Koffern fällt unser Trolley natürlich auf. Zudem sind Freitag-Produkte stabil und robust, sie eignen sich daher bestens zum Reisen, auch abseits der ausgetretenen Touristenpfade. Ebenfalls ganz wichtig, mitunter das Alleinstellungsmerkmal schlechthin: der ZIPPELIN ist kompakt verstaubar, wenn man ihn nicht auf Reisen benötigt. Für gewöhnlich nutzt man einen Trolley nicht öfters als ein paar Mal im Jahr. Die anderen 48 Wochen steht das Ding im Keller oder Estrich. Gerade im asiatischen Bereich gibt es jedoch viele Kunden die über keinerlei zusätzlichen Stauraum verfügen, die müssen ihren Trolley dann auf dem Schrank oder unterm Bett verstauen. Das raubt Platz, insofern ist unser faltbares Produkt vorteilhaft, weil enorm platzsparend.

Augenscheinlich auffällig finde ich im Übrigen, dass man nirgends Kampagnenbilder von Freitag sieht: Schaltet Ihr überhaupt Werbung?
Nein, wir geben überhaupt kein Budget für Werbung aus. In den 24 Jahren Firmengeschichte haben wir eine beachtliche Community aufbauen können und kommunizieren in erster Linie über die Produkte selbst. Auf der ganzen Welt gibt es Fans von Freitag – das ist natürlich bei einer Kickstarter-Kampagne von Vorteil. Während andere Kampagnen komplett auf sich allein gestellt sind und sich ihre Reichweite erst schrittweise erarbeiten müssen, können wir auf unsere Fans zählen. Um auf die Crowdfunding-Kampagne aufmerksam zu machen, haben wir nur über unsere eigenen Kanäle und über Medien und Blogs, die das Thema aufgegriffen haben, kommuniziert.

Wer von Euch durfte vorab ZIPPELIN auf Herz und Nieren testen? Daniel, Markus, Du?
Naja, am meisten natürlich ich selbst. Dann hat z.B. meine FREITAG Kollegin Elisabeth einen der Prototypen mit nach Australien genommen, wo sie für mehrere Wochen unterwegs war. Sie hat mehrere Flüge damit bestritten und hat ihn so auf allen möglichen Terrains testen können.

Da ist ZIPPELIN ja fast so viel unterwegs gewesen wie ein Erlkönig in der Automobilbranche!
Bislang gibt es 25 Prototypen, mehr sind zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht hergestellt worden. Es gibt noch zwei, drei kleine Details, die wir ggf. abändern, um die Funktionalität noch einmal zu verbessern. Unsere Backer werden natürlich darüber informiert und sind immer mit am Ball. Zum Beispiel können wir jetzt den ZIPPELIN so anbieten, dass er mit einem Schloss abschliessbar ist. Aber eigentlich sind die Reise-Trolleys zum jetztigen Zeitpunkt schon beinahe perfekt, da muss nicht mehr viel gemacht werden.

Vor circa fünf Jahren habe ich Daniel und Markus schon einmal für das TUSH Magazine interviewen dürfen, damals ging es mitunter um das Thema Produktionsstätte. Vielleicht noch einmal kurz für unsere Leser: Wo fertigt Ihr?
Bis auf die Näharbeiten wird alles bei uns in Zürich produziert. Wir haben mittlerweile vier Leute, die nichts anderes machen, als in ganz Europa gebrauchte Planen anzukaufen. Das ist ein ziemlich aufwändiger Prozess, denn du kannst nicht einfach 50 Meter Material per Rolle bestellen – das geht bei einer LKW-Plane natürlich nicht. Man muss sie von verschiedenen Transportunternehmen abkaufen, deshalb ist ja auch jede fertige Tasche ein Unikat. Alsbald die Planen bei uns angeliefert worden sind, müssen sie erstmal gereinigt werden. Hierfür werden sie zerlegt und in kleinere Stücke geschnitten, damit sie in unsere Waschmaschinen passen. Dann werden Taschen-Unikate mit Hilfe von Schablonen zugeschnitten. Unsere Bag-Designer wählen hierbei aus, welche Planenteile genutzt werden, immer auf der Suche nach den schönsten Ausschnitten. Dann geht es zu unseren Nähereien innerhalb von Europa, um die einzelnen Teile zusammenzubringen. Zurück in Zürich, durchlaufen die fertigen Taschen unsere Qualitätskontrollen und werden anschließend in unserer hauseigenen Fotostation fotografiert. In unseren Stores kann man anhand dieser Fotos sehr gut erkennen, welche Farbgebung sich im Regal versteckt. Die Studioaufnahmen ermöglichen eine 360-Grad-Ansicht, so dass man sich seine Lieblingstasche problemlos auch online aussuchen kann.

  • Bild: Oliver Nanzig

Lass uns noch einmal auf ZIPPELIN zu sprechen kommen: Was kannst Du uns an weiteren Details über das Produkt erzählen?
85 Liter fasst das Modell, es entspricht damit einer Standardgröße für Reisegepäck dieser Art. Mit dem Trolley lässt es sich gut und gerne mehrere Wochen verreisen. Zu der Tasche selbst: Sie lässt sich sowohl ziehen, aber auch per Tragegurt tragen, wenn das Terrain mal etwas unwegsam wird. Es gibt ein großes Außenfach zum Verstauen von allerlei Sachen, der eigentliche Hauptzugriff ist per Doppelreißverschluss möglich. Ebenfalls praktisch ist der zusätzliche Griff an der Seite. Etwas tiefer an der Unterseite gibt es zudem ein Extrafach für die Räder.

Lassen die sich so einfach abmontieren?
Ja, das geht ganz einfach mit einem Klick. Wir haben uns bei den Achsen für Robustheit als oberste Prämisse entschieden, sonst geht bei Reisegepäck gerne mal schnell kaputt. Man kann die Räder somit bei der Gepäckaufgabe verstauen, just in case falls einem das lieber ist. Bei allen unseren Tests haben wir jedoch noch nie ein Rad verloren.

Okay, jetzt habe ich Dich unterbrochen. Weiter geht’s…
Kein Ding! Weiter oben gibt es ein relativ verstecktes Fach, beispielsweise für Magazine. Dann wäre da noch das obligatorische Reißverschlussfach für Smartphone, Portemonnaie, Pass und Flugticket. Ein Detail, welches ich persönlich sehr praktisch finde: die leicht erreichbare „Luke“ zum Hauptfach. Dadurch kann ich auf mein Gepäck zugreifen, obwohl die Tasche aufrecht steht. Ich muss den Trolley also nicht jedes Mal hinlegen und den großen Reißverschluss aufmachen. Sonst ist es immer sehr mühsam nach dem warmen Pullover zu fahnden. Auch Laptop oder iPad lassen sich dadurch schneller verstauen. Das Wichtigste hätte ich jetzt fast vergessen…

Was da wäre?
Unser im Boden integrierter Fahrradschlauch! Aufgeblasen bietet dieser enorme Stabilität. Wenn man – was bislang noch nicht vorgekommen ist – mal einen Platten haben sollte, kann man den Fahrradschlauch per Reißverschluss spielend leicht austauschen. Und der Veloschlauch – anstelle eines Metallgerüsts – ermöglicht es, dass die Tasche nach der Reise zusammengerollt auf kleinstem Raum verstaut werden kann.

„Back to the roots“: Der Fahrradschlauch spielt bei Freitag eine große Rolle, nicht?
Genau. Das ist ganz klar eine der Hauptzutaten unserer Taschen. Seit 1993 haben wir immer auseinandergeschnittene Ausschuss-Fahrradschläuche zum Abschluss der Taschenkanten eingesetzt. Da ist es doch passend, dass wir sie jetzt zum ersten Mal in ihrer ursprünglichen, ganzen Form verwenden.

Ein gutes Schlusswort, ich bedanke mich für das Gespräch!

  • fred
    9. Oktober 2017 at 15:51

    Ich sage es ungern, aber Freitag Taschen sind für mich das schlimmste, was es gibt. Ich habe sie nie verstanden. Ich finde sie leider spiessig. Schon als ich in den 90er Jahren die ersten gesehen habe fand ich sie schlimm. Es ist sogar so, dass unsere männlichen Mitarbeiter (die oft mit dem Rad kommen), seit Jahren ein Verbot haben, eine Freitag Tasche mit ins Büro zu bringen. Schlappen und Freitag Taschen stehen bei uns auf dem Index. Wir nenne sie Freitag-Monster. Aber wie bei allem ist auch das eine Geschmacksfrage und es gibt verschiedene Ansichtsmöglichkeiten.

  • Karl
    10. Oktober 2017 at 10:26

    Ich sehe es wie Fred 😉

  • Monsieur Didier
    10. Oktober 2017 at 10:45

    …man kann sicherlich unterschiedlicher Meinung sein, was verschiedene Produkte anbelangt…
    wenn ich heute eine Freitag-Tasche sehe reißt es mich auch nicht gerade zu Jubelstürmen hin…
    das war in den 90ern und Anfang der 2000er Jahre „ein bisschen“ anders…
    die Idee dahinter, alte Planen bzw. Planengewebe zu verwenden finde ich gut, auch wenn ich das nicht unbedingt bei meinem ersten Nachdenken mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ in Verbindung bringen würde…
    eher mit „clever“ und „Hingucker“

    und mit allem nötigen Respekt: ich frage mich, ob ich in einer Firma arbeiten wollen würde, welche mir ein Verbot in Richtung bestimmter Kleidungsstücke und/oder Accessoires auferlegen wollte…
    sicherlich finde ich das Tragen von Schlappen, Adiletten und Zehentrennern mehr als fragwürdig und bisweilen sogar in Richtung „leicht bis mittelschwer ekelhaft“, aberwenn mein arbeitgeber mir sagen oder zu verstehen geben würde, dass bestimmte Accessoires in dessen Firmenräumen nicht gewünscht ist, würde ich ernsthaft darüber nachdenken, ob dieser Arbeitgeber für mich der richtige ist…

    …es gab in den 90ern bei Benetton mal eine Phase, wo Bewerber beim persönlichen Gespräch gefragt wurden, ob sie bereit wären, sich das Firmenlogo bzw. den Schriftzug tätowieren zu lassen…
    diejenigen, die das bejahten, bekamen sofort eine Absage…
    Spiegelbildlich kann man sagen: ein Arbeitgeber, der mir sagt, dass er bestimmte Kleidungsstücke bzw. Accessoires nicht zu sehen wünscht, kann nicht meiner sein und ich frage mich, welcher Geist hinter solchen Überlegungen steckt…

  • fred
    10. Oktober 2017 at 11:16

    Das stimmt natürlich. Ich würde niemand, der bei uns arbeitet etwas vorschreiben. Man bekommt beim der Bewerbung gesagt, dass es bei uns keine Schlappen und keine Freitag-Taschen gibt. Es kann dann jeder natürlich selbst entscheiden, ob er bei uns arbeiten möchte, oder nicht. Da es mein Betrieb ist und ich dafür sorge, dass der Laden läuft, die Leute Geld bekommen und ich den ganzen Ärger am Hals habe, auch wenn die anderen um 18h gehen, habe ich einige wenige Vorstellungen, wie es bei uns ablaufen soll.

    Wenn ich z.B bei Chanel arbeite im Verkauf, trage ich schwarz/weiss, als Mann Anzug. Ich habe dort noch nie jemand mit Schlappen oder anderen Dingen gesehen. Für mich war das bisher ok. Vielleicht sollte zum Boykott gegen alle Arbeitgeber aufgerufen werden, bei denen es bestimmte Vorgaben hinsichtlich der Bekleidung im Arbeitsumfeld gibt.

    Das Benetton Beispiel, so es denn stimmen sollte, ist natürlich lächerlich. Greift es doch in die Körperlichkeit und die Gesundheit der Menschen ein. Dies ist auch nach Betriebsschluss noch gegeben. Nach Betriebsschluss kann von mir aus jeder so viele Schlappen und Freitag-Taschen tragen, wie er möchte.

    Aber wie gesagt, es muss keiner machen, was er nicht möchte. Wenn der Hang zu Schlappen grösser ist, als der Job, dann kann man immernoch Bademeister, oder bei der Tasche eben Fahrradkurrier werden.

  • Monsieur Didier
    10. Oktober 2017 at 12:05

    …die Antwort war gut FRED, ich konnte mir mehrere Schmunzler nicht verkneifen…
    Du hast natürlich absolut recht, bei bestimmten Tätigkeiten und Arbeitgebern erwarte auch ich eine bestimmte Garderobe…
    wenn ich zu meiner Bank gehe möchte ich auch nicht, dass der Mitarbeiter hinter dem Beratungstisch in Tank-Top, Bermudas und Schlappen die Beratung vornimmt…
    es wäre auch zu kurz gegriffen, zu sagen: das ändert nichts an der Beratung oder/und dem Service…
    aber im Hinblick auf Seriosität und zumindest der vordergründigen Seriosität kann ich das sehr gut nachvollziehen und erwarte das ein Stückweit auch…

    und wenn ich eine Boutique habe möchte ich als Inhaber auch, dass die Mitarbeiter dem jeweiligen Stil, den ich vertreibe und anbiete, entsprechen…

    und wie bereits erwähnt, kann ja jeder selbst entscheiden, ob er Mitarbeiter werden möchte, wenn die Tätigkeit reizvoll und für mich selber wertvoll ist…
    ich selber verpflichte mich, unausgesprochen und nicht durch meinen Arbeitgeber gefordert, zu einem bestimmten Kleidungsstil… und das gerne, auch aus Respekt mir, meinen Kollegen und meinem Arbeitgeber gegenüber…

  • fred
    10. Oktober 2017 at 18:33

    So sehe ich das auch. Das ist eine Frage von Respekt. Und das sollte eingehalten werden. Bei uns haben viele Tätigkeiten an Glaubwürdigkeit verloren durch zu viel „Lässigkeit“. Als ich ein Kind war gab es in Lokalen „Kellner“. Sie hatten ein weisses Hemd an und eine schwarze Hose. Ich fand das angenehm. Das war unaufdringlich und es war würdevoll. Heute bedient jeder, mal besser, mal schlechter. Früher war das ein richtiger Lehrberuf. In Frankreich ist das noch würdevoller. Bei uns hat sich der Berufsalltag sehr „privatisiert“. Nicht immer zum besten. Ich denke, ich muss nicht den gepiercten Bauchnabel der Helferin meiner Hautärztin sehen. Im Freibad ja, in der Praxis nein. Ebensowenig möchte ich sie am Eingang mit einer Kippe sehen und dannach im Behandlungsraum. wieder treffen.
    Und so sieht es bei uns eben mit Schlappen und den besagten Taschen aus. Privat ja, Büro nein.

  • Hans
    11. Oktober 2017 at 08:55

    Finde ich sehr cool die Idee. Schaut mir robust aus das Teil!

  • Vk
    11. Oktober 2017 at 15:29

    Mag sein. Ich frage mich nur, in welchem beruflichen kontext ne tasche ueberhaupt wahrgenommen wird. Die verschwinden doch eh im spind oder unterm tisch und Sind dann eher privatsache.
    Oder du bist bei der post, dann ist es uniform.
    Auch mag ich in Deutschland sehr die amateurkellner. Ich mag menschen begegnen in ihrer tagesform. Im zweifel gibts halt freundschaftlich frotzelnd was vor den bug. Ist mir als gast, kunde oder patient alles 1000fach liebre als uniformsoldaten. Beziehung und vertrauen baue ich viel leichter zu menschen als zu institutionen auf.