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Modeschätze – Karl Lagerfelds Haute Couture für Chanel 1989

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Scan: Horstson; Bild: Chanel

Heute gibt es wieder ein Fundstück aus den Horstson Archiven.
Die Original Pressemappe der Winter Haute Couture von Karl Lagerfeld für Chanel war die zweite Kollektion, die er selbst fotografierte. Kurz vorher war er mit den Bildern für die Informationsmappen der Journalisten nicht zufrieden und hatte das erste Mal zur Kamera, genauer gesagt einer Hasselblad (das war die Kultkamera, mit der man, um sein Bildausschnitt anvisieren zu können, von oben hineinschaute) gegriffen. Da die Zeit drängte und er genaue Vorstellungen der Inszenierung hatte, arrangierte er die Mädchen selbst und, ermutigt von Eric Pfrunder, dem Kreativdirektor von Chanel, der ihm bis heute zur Seite steht, setzte er dieses bei den Fotos fort, die wir heute für euch wiederentdeckt haben.
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Scan: Horstson; Bilder: Chanel

Die Lust am Foto nahm dann, wie wir alle wissen, größere Auswirkungen an und neben unzähligen Fotobänden, wie „Off The Record“, „Villa Jako“ oder „Les Vases de Ciboure“, gipfelte im letzten Jahr Karls Fotoleidenschaft in der weltweiten Ausstellungstournee von „The Little Black Jacket“, die von Berlin über London, Paris, Mailand, Dubai bis nach Peking und Shanghai wanderte. Eines tut Karl aber immer noch, nämlich die eher für einen internen kleinen Kreis gemachten Pressemappen, die einen Tag vor der Schau in seinem Fotostudio in der Rue de Lille oder im ersten Stock der Rue Cambon aufgenommen werden, selbst zu fotografieren.
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Scan: Horstson; Bilder: Chanel

Jede Saison erscheint so nicht nur eine auf die Präsentation und das Thema abgestimmte Fotostrecke, sondern auch das Papier und die Gestaltung des Umschlages nimmt Karl selbst vor. Gedruckt wird dann alles bei Lagerfelds Lieblings Verlag von Gerhard Steidl in der niedersächsischen Universitätsstadt Göttingen.
Geändert hat sich im Hause Chanel dabei bis heute nicht viel, außer natürlich dass im Jahre 1989 die Modelle Kimora Lee Simmons und Gisele Zelauy im Vordergrund standen (Lagerfelds Entdeckungen der Zeit). Die Linie dieser Kollektion ist von genau den gleichen Einflüssen gezeichnet, die der Meister auch in dieser Saison als Inspiration angibt – Geometrie und die frühe Zeit Mademoiselles in der Periode des ersten Weltkrieges in Deauville und Biarritz.
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Scan: Horstson; Bilder: Chanel

Für das Make-up ist Lagerfelds langjähriges Beauty-Duett, Dominique Montcourtois und die Österreicherin Heidi Morawetz, zuständig, die er in der Saint Laurent Clique kennengelernt hatte und sofort zu Chanel holte, als er selbst dort begann. Sie kreierten jahrzehntelang die Beauty-Kollektionen für Chanel.
Heute gibt Karl Lagerfeld in Abstimmung mit den Hairstylisten die Frisuren vor. Bis Anfang der 80er Jahre hatte praktisch das Monopol auf die Haute Couture Frisuren die Friseurlegende Alexandre. Er entwarf nicht nur für Chanel die Show-Frisuren, sondern für fast alle Couturiers, die in jeder Saison zeigten, wie Ungaro, Scherrer, Valentino oder Christian Dior. Alexandre zeichnete die Frisur und die Zeichnung wurde später dann auch der Pressemappen beigelegt. Diese Zeichnungen wiederum wurden dann begierig von den Friseurverbänden aufgesogen und waren dann meist mit einiger Zeitverzögerung in den meisten europäischen Ländern als Trendfrisuren zu sehen.
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Scan: Horstson; Bilder: Chanel

Eines fällt noch auf: abgesehen von einer stichwortartigen Beschreibung, die dem schreibenden Journalisten klar und schnell die Linie verdeutlichen sollte, wurden noch bis Ende der 90er Jahre viel mehr Modelle in den Couture Schauen gezeigt. Hundert Modelle waren damals keine Seltenheit. Heute können große Häuser, wie Dior oder Chanel, noch sechzig Modelle zeigen. Givenchy zeigte aus Kostengründen zum Schluss noch fünfzehn Kreationen …

Die Zeiten ändern sich schnell in der Mode, wobei man diesen Modellen, wie ich finde, sicherlich heute noch ein modernes Gesicht geben könnte – zumindest wenn man das Styling verändern würde. Auf jeden Fall ist die Mappe, die aus einer Art Raufasertapete besteht, ein kleiner Modeschatz, den es zu entdecken lohnt – Chanel Haute Couture Winter 1989 entworfen von Karl Lagerfeld – die erste Haute Couture Kollektion, die auch von ihm fotografiert wurde …

  • Siegmar
    18. Juli 2013 at 12:22

    schöner Beitrag und Alexandre war grossartig. Der Verlag G.Steidl ist mit Recht führend und der Duft “ paper Passion “ von Geza Schoen für Steidl in Zusammenarbeit mit Lagerfeld ist super.

  • Horst
    19. Juli 2013 at 10:48

    @siegmar ist der Duft echt super? ich hatte immer überlegt mir den zu kaufen, hab dann aber eher negative Kritiken gelesen…

    Toller Rückblick!!

  • Siegmar
    19. Juli 2013 at 13:20

    also mir gefällt der Duft sehr, das muss man an sich testen, wer die Düfte wie Odeur 53 ( ich liebe es ) von Comme des Garcons mag, dem wird auch Paper Passion gefallen. Wie alle Düfte von Geza Schoen ausgefallen aber sehr gut.