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La Manufacture des Tapis de Cogolin – Zauberteppiche aus Südfrankreich


 
Letzte Woche habt ihr auf Horstson wenig von mir gehört – das lag daran, dass ich eine geheime Adresse in Südfrankreich drei Tage besichtigt habe und dabei für Horstson-Leser eine echten Schatz entdeckt habe – Die Teppichmanufaktur von Cogolin. Cogolin liegt in der Nähe des sagenhaften Bade und Jetset-Ortes St.Tropez an der Côte d’Azur .
Seit 1924 wird auf Handwebstühlen und im Knüpf- und Tuftingverfahren eine besondere Handwerkskunst gepflegt: Die des Teppiche machens. Die Manufaktur und die Werkstätten sind unverändert geblieben und liegen im Ortskern in typischen südfranzösischen Häusern. 20 Angestellte bedienen die hochkomplizierten Jaquard Webstühle, deren Einrichtung mit den Kettfäden (das sind die senkrechten Fäden der Webfläche) teilweise bis zu 160 Arbeitsstunden dauern.

Die Teppiche sind wahre Wunderwerke, die aus Baumwolle, Wolle oder Seide gewebt werden und im Gegensatz zu geknüpften persischen Teppichen nicht vollflorig sind, sondern durch die komplizierten Systeme der Lochkarten hervorgerufen abwechselnd Flach- und Florgewebe zeigen. Die Florgewebe werden durch gezieltes Aufschneiden der Schlingen, die beim lockeren weben entstehen, erzeugt. Traditionelle Muster wie Arttuby oder Ramatuelle sehen fast aus wie gestickt und zeigen sich in flamboyanten südfranzösischen Farben oder in mediterranen Wasserfarben.

Cogolin hat neben den Teppichen für den britischen Stardesigner David Hicks auch die Entwürfe für Siva de Bruhns und Leleu, zwei Entwerfer-Legenden der dreißiger Jahre, realisiert. So stammen die berühmten Teppiche des Ozeanliners Normandie, für die Lalique und Ruhlmann die Möbel und Paneelen bauten, gemacht. Ausserdem die Ausstattungen mit Bodenbelägen für die Haute Couture Salons von Yves Saint Laurent, Chanel, Givenchy und mit den Entwürfen von Bonetti und Garouste für die Räumlichkeiten von Christian Lacroix.
Die Kundenliste ist lang und stöbert man durch die Archive findet man handschriftliche Widmungen von Herrn Hicks in Büchern und die Pläne und Muster zur Rekonstruktion von 18 Jhd. Tappisserien für das Schloss von Versailles.

Nachdem es in den letzten Jahren etwas ruhiger um die Manufaktur wurde und man hauptsächlich von Privataufträgen lebte, eine Phase durchlebte unter Führung des Hauses Ecart, dass vor allem für seine Reeditionen von Möbeln bekannt wurde, dass von der berühmten französischen Interieur-Dame Andrée Putman gegründet wurde, nimmt man jetzt frischen Anlauf und besinnt sich auf seine strahlenden Wurzeln.
 

Viele Techniken des Tappisserie-Handwerkes können nur noch wenige Handwerker und Cogolin besitzt ein unwiederbringliches Wissen. Der Teppichkonzern Tai Ping kaufte, ähnlich wie es Chanel mit Lemarié , Goosens, Massaro und Lesage machte, die Manufaktur auf, um das Handwerk und die Kunstfertigkeiten zu erhalten und in den nächsten Jahren ohne wirtschaftlichen Druck die Manufaktur zu neuer Blüte zu bringen.

Viele Schätze schlummern in den Archiven und auch neue Entwürfe sollen unter der Aegide des erfahrenen Jean Pierre Tortil wieder zum Vorschein gebracht und in moderne Lebenswelten integriert werden.
Neue Einsatzgebiete wie Luxusyachten, Hotel-Ausstattungen und Interieur-Projekte könnten in Zukunft mit den geschmackvollen Teppichen von Cogolin ausgestattet werden, wenn die Auftraggeber ein wenig warten wollen – denn gut Ding will Weile haben und die Meisterwerke brauchen halt ein wenig, weil sie von Menschen liebevoll von Hand gefertigt werden.

Alle Bilder: Privat

  • siegmarberlin
    26. April 2011 at 17:42

    @ peter kempe

    was für ein schöner Artikel, man merkt den Artikel an, mit wieviel Liebe du die Handwerkskunst, egal welcher Art, beurteilst. Ich finde es auch enorm wichtig, zumindest im Handwerk, das die Tradition erhalten bleibt und weitergegeben wird.

  • Katharina
    26. April 2011 at 18:17

    🙂 sehr schön und ich glaube das es in so einer traditionsreichen fabrik ganz tolle sachen zu entdecken gibt!!

  • Horst
    26. April 2011 at 18:41

    abgesehen von dem Inhalt sind die Bilder auch super! 🙂

  • Daisydora
    27. April 2011 at 13:32

    Wieder ein ganz wunderbarer Bericht und wirklich tolle Fotos… danke, Peter 🙂

  • peter kempe
    27. April 2011 at 15:37

    @siegmarberlin
    tausend dank das ist genau auch das was ich versuchen will an nachfolgende generationen weiter zu geben das handwerk und die tradition damit zukünftige generationen auch noch was schönes erzeugen können sowas darf nicht aussterben und es wird immer menschen geben die sich das leisten können und wie ich finde auch die verpflichtung haben das zu kaufen damit es erhalten bleibt

  • siegmarberlin
    27. April 2011 at 15:52

    @ Peter Kempe

    grundsätzlich darf die Handwerkskunst nicht aussterben, es gibt genügend bezahlbare Bereiche, wo ich ein handgefertigtes Stück erwerben kann und damit ist fast jeder in Pflicht sich darum zu kümmern, das solche Berufe nicht aussterben.

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    […] Leser wissen, das ich vor nicht all zu langer Zeit einen Ausflug in die wunderbare Teppich-Manufaktur von Cogolin bei St.Tropez gemacht habe. Dabei konnte ich gleich an den geliebten Ort meiner Kindheit zurückkehren […]

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