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Inside Chanel – Es geht weiter hinter die Kulissen der Mode

(Courtesy of Chanel – Inside CHANEL Gabrielle Chanel and Cinema. Hero visual KODAK Photo)

Da unsere Modedoku-Tipps so gut ankamen, und jetzt die Maßnahmen etwas gelockert sind, hat man vielleicht auch etwas weniger Zeit, sich längere Filme anzuschauen. Dafür hat man aber eventuell Lust, in komprimierter Form mehr über Mode zu erfahren oder auch einzelne Entstehungsprozesse von Kollektionen zu verfolgen. Über mehrere Jahre ist auf dem YouTube-Kanal von Chanel ein ganzes Lexikon entstanden, das laufend aktualisiert wird und nahezu jeden Einblick hinter alle Kulissen des Hauses gestattet.
„Inside Chanel“ ist eine faszinierende Sammlung, die, neben dem ganzen Leben von Gabrielle Chanel, alle Ikonen des Hauses erklärt, die die Haute-Couture-Rituale erläutert und die die Farben, die Düfte, die Orte oder auch einzelne Kollektionen beleuchtet. Karl Lagerfelds Inspirationen, die klassische Chanel-Jacke, das Paris von Chanel oder Marilyn Monroes Zitate über Chanel No.5 – alles wird in den wunderschönen grafischen Clips erklärt. Kaum ein Wunsch bleibt offen, für Chanel-Fans ein Muss und wer sich neu über den Stil und die Geschichte informieren will, bekommt hier alle Antworten prompt und kompakt geliefert.


Courtesy of Chanel – Inside CHANEL Gabrielle Chanel and Cinema; Hero visual KODAK Photo

Schaut man sich nur einige der „Inside Chanel“-Clips an, merkt man schnell, was die Zeitlosigkeit und den Zauber der Marke und der Menschen, die an dieser fantastischen Welt beteiligt waren oder sind, ausmacht. Der kontinuierliche Stil, das Handwerk und die Codes passen in jeden Zeitgeist und die Qualität und Nachhaltigkeit machten schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Basis der Marke aus.
Gabrielle Chanel war eine Revolutionärin, aber sie war sich immer klar, dass es bei Mode nicht um reine Mode geht, sondern um Stil und eine Haltung. Karl Lagerfeld verjüngte diese Haltung und mit toleranterem Blick. Mit seiner Intuition für die Zukunft veränderte er die Codes nie, sondern gab ihnen immer das Tempo einer neuen Zeit und schuf noch eigene dazu. Das „Chanelisieren“ funktionierte für ihn nach dem Prinzip eines Kaleidoskops: Effekte wurden raffiniert tausendfach verändert und verstärkt. Virginie Viard mischt jetzt die Codes und gibt ihnen die Selbstverständlichkeit zurück, die heutzutage eine Garderobe benötigt, die sich unserem Leben in allen Situationen anpasst.

Die Klammer ist immer die DNA der Rue Cambon, und die der unendlich vielen geschickten Hände, die weben, sticken, nähen, Schnitte machen und den Anspruch haben immer den nächsten Millimeter an der Perfektion zu finden. Jedes Stück, ob ein Duft, ein Accessoire, ein Schmuckstück oder auch eine große Ballrobe, trägt den Stolz in sich über mehr als hundert Jahre Evolution erfahren zu haben.
Chanel hat eine eigene Kultur – das erkennt man auch ohne Etikett oder CC-Logo, denn jedes Teil verrät sich ganz schnell über ein ikonisches Detail. Ob der Rautenstepp der Tasche, der verräterische Tweed, die Kamelie in Hunderten Materialien oder auch die bestimmte Nuance eines Farbtones, Chanel ist ein eigenes Universum.


Courtesy of Chanel – Inside CHANEL Gabrielle Chanel and Cinema

Wer kurzweilig Details erfahren möchte oder nur sein Wissen auffrischen will – mittlerweile gibt es 28 Folgen von „Inside Chanel“ – inklusive der Neuesten: Ein weniger beleuchtetes Kapitel, das sicherlich auch stark Virginie Viard beeinflusst, die ja ursprünglich aus dem Bereich der Filmausstattung kommt. „Chanel und der Film“ zeigt, dass Film und Mode immer eng miteinander verknüpft sind. Dazu kommt, dass es das bahnbrechende Medium war, das mit der Generation von Mademoiselle aufkam und den Blick in die Welt öffnete.
Gabrielle Chanel war noch fast ein Kind, als das Kino zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine beispiellose Revolution in der künstlerischen Landschaft auslöste: Bilder in Bewegung zu setzen. Als Designerin war es auch diese Bewegung, die sie in den Mittelpunkt ihrer Idee stellte, den Körper zu befreien und weiblichen Silhouetten Rhythmus zu verleihen.

Ihre Intuition ermöglichte es ihr schnell zu verstehen, welche Bedeutung dieses neue künstlerische Medium für die Kultur des 20. Jahrhunderts haben würde. Sie erkannte die Notwendigkeit, Mode und Kino zusammenzubringen: „Durch Kino kann Mode heute schneller verbreitet werden“, sagte sie 1931, immer am Zahn der Zeit gelegen.


Courtesy of Chanel – Inside CHANEL Gabrielle Chanel and Cinema

Im selben Jahr rief der Filmmagnat und Produzent von United Artists, Samuel Goldwyn, Gabrielle Chanel, nach Hollywood, um seine Schauspielerinnen anzuziehen – ein Wagnis, war es doch völlig neu, dass eine bekannte Designerin Filmkostüme verantworten sollte. „Tonight or Never“ (1931) wurde der erste Film, in dem Gloria Swanson eine von Chanel entworfene Garderobe trägt und die geschickte Coco auch schon „Chanel No. 5“-Flakons im Szenenbild aufstellt. Sie dachte halt ganzheitlich. Doch Hollywood war Glamour und Glitzer gewöhnt. Chanels moderne Garderobe war vielen Diven zu simpel. Nachdem also ihr gut bezahlter Vertrag erledigt war, nutze sie das Know-how um in Europa mit Filmregisseuren wie Robert Bresson an ihrer eigenen Legende weiter zu stricken. Er filmte und fotografierte ihre spektakuläre Schmuckkollektion „Bijoux de Diamants“ (1932), die sie in ihrem Apartment in 29, Rue du Faubourg Saint Honoré spektakulär inszenierte. Die goldene Ära des französischen Vorkriegsfilms führten zu Klassikern wie Marcel Carnés „Le Quai des Brumes“ (1938), Jean Renoirs „La Marseillaise“ (1938) und „The Rules of the Game“ (1939), für die sie die Kostüme für alle weiblichen Rollen entwarf. Der zunehmende Realismus in den Filmen spielte Chanels schlichterer Linie in die Hände, die etwas später zur Selbstverständlichkeit werden sollte.


Courtesy of Chanel – Inside CHANEL Gabrielle Chanel and Cinema

Nach dem Comeback 1954 und der klaren Definition des Chanel-Kostüms begann sie, vor allem durch ihre Freundin Jeanne Moreau verkörpert, die Filme der „Nouveau Vague“ mit ihren Kreationen zu durchsetzen. „Die Liebenden“, „Fahrstuhl zum Schafott“ oder „Gefährliche Liebschaften“, die Moreau war stets ihrem Tweedkostüm treu. „Letztes Jahr in Marienbad“ von Alain Resnais 1961 setzte dann Mademoiselle endgültig ein Denkmal als Kostümbildnerin.
Visconti verehrte Chanel so sehr, dass er ihr nicht nur Romy Schneider unter die Fittiche anvertraute, die damit endgültig ihren Eintritt in den französischen Film manifestierte und den neuen Stil adaptierte, um das „Sissy“-Image loszuwerden, sondern auch in „Boccaccio 70“ seine Hauptdarstellerin in ein komplettes „Rue Cambon Style“-Universum eintauchen zu lassen.


Courtesy of Chanel – Inside CHANEL Gabrielle Chanel and Cinema

Bei YouTube warten noch viele Überraschungen in den ganzen Folgen, daneben die Modenschauen der letzten zwei Jahrzehnte – die auch immer wieder dazu einladen, Mode mit Abstand neu zu entdecken.
Inside Chanel – mehr Chanel geht nicht auf sehr unterhaltsame Weise.
Hier geht es zum Channel von „Inside Chanel“