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Hermès Maison – Das kultivierte Möbel

Wenn Hermès etwas macht, hat das in der Regel Hand und Fuß. So entschloss sich das Haus, dass für famose Taschen, die berühmten Carrés und seine hochkultivierte Mode berühmt ist, im letzten Jahr sich seiner alten Tradition zu besinnen und Möbel und Wohnaccessoires wieder aufzunehmen.
In den zwanziger und dreißiger Jahren hatte Hermès für die großen Innenausstatter dieser Zeit Jean-Michel Frank (Horstson stellte ihn Euch schon vor) und Leleu, sowie Jacques-Émile Ruhlmann schon Sessel mit Leder bezogen, Kommoden mit Parchemin (Pergament) überzogen und Strohintarsien aufs Feinste auf Paravents appliziert. In dieser Zeit suchten die Möbeldesigner zur Produktion ihrer Stücke die besten und feinsten Handwerker von Paris aus und das war auch schon zu der Zeit natürlich auf dem Sektor ‚Leder und textile Bespannungen‘ Hermès.

In der heutigen Zeit neigen wir dazu, dass Rad immer neu erfinden zu wollen und eine Sensation nach der anderen zu präsentieren – Ist es da nicht fast ein bisschen simpel, sich seiner Wurzeln zu besinnen, anstatt spektakuläres Design zu schaffen, was, wir wollen es ehrlich zugeben, zu 99 % nach hinten los geht??
Ich finde es schlau nach der Weltwirtschaftskrise sich auf den feinen und wohl proportionierten Geschmack zu besinnen. Keine Oligarchen oder pseudo-avantgardistischen Möbelstücke herauszubringen, wie sie uns von den namenhaften Möbelfabrikanten Italiens in den letzten Jahren geboten wurden. Dimensionen wie für Gulliver oder Gold- und Wollweißtöne in Sechs-Sitzer-Couchen.

In den letzten Jahren hatte Hermès in seine historische Sammlung, neben der Golftasche, die sich Monsieur Frank anfertigen ließ, auch wunderschöne Clubsessel und verschiedene andere original Designs des Meisters aufgenommen, die sie in den Ateliers einst gefertigt hatten. Die fehlenden Teile wurden mit der Hilfe der Frank Erben und mit Experten zusammen vermessen und die Details und das Handwerk sorgsam rekonstruiert.
So entstand eine feine aber geschlossene kleine Möbelkollektion, die jetzt erstmals in den Stammhäusern im Faubourg Saint-Honoré und in der Rue de Sèvres präsentiert werden.
Im April zeigt Hermès die Möbel, eine kleine aber feine Auswahl von Tapeten (hier schon mal vorab einige Motive) und einige ausgesuchte Teppiche und Plaids vom 12. – 17. April auf dem Salone del Mobile in Mailand. Inneneinrichter aus aller Welt werden erwartet, die für ihre Projekte individuell beraten werden.

Das klassische Zwei- und Dreisitzer Sofa von Jean Michel Frank gibt’s in wunderschönem butterweichen Taurillon Leder in den Farben schoko und ivoire oder auch in dem strapazierfähigen Hermès Toile und Nattee in weiß, stroh oder in bräunlichem Pfeffer und Salz. Die ultra bequemen Clubchairs zusätzlich in geschorenem Lammfell, wodurch sie eine wunderbare kuschelige Chalet Optik erhalten. Beistelltische aus Pergament überspanntem Holz oder auch Strohintarsien sind perfekt gearbeitet und für mich der Höhepunkt: Der kleine Schminktisch mit passendem Stuhl, der einst für die Comtesse de Noilles hergestellt wurde – Ein Kleinod in jeder Wohnung.
Etwas rustikaler und cleaner wirken der Esstisch und die Stühle die in hellem und mittelbraunem Holz mal eher sportlich und mal eher elegant wirken.
Von den Proportionen gehen die Möbel bewusst den Weg ins eher kleinere bzw. normale Format zurück, so das die Sofas durchaus auch für kleinere Wohnungen geeignet sind.

Insgesamt finde ich sehr gut das man sich bewusst auf eine kleine Anzahl von Artikeln beschränkt hat und nicht als Allround-Ausstatter auftreten will. Lieber ein Stück nach dem anderen ergänzen und die ein oder andere Variante einbringen und sich kontinuierlich weiterentwickeln ohne sich untreu zu werden.
Allergrößter Wert wird auf die Materialien gelegt und so kann man davon ausgehen, dass ähnlich wie die heute noch existierenden Frank-Möbel und die Hermès-Möbel auch die nächsten drei Generationen überleben werden und das wissen wir von anderen Artikeln: Hermès repariert ja dann auch die Sachen auf Lebenszeit.

Ich bin gespannt auf die Mailänder Präsentation aber Hermès hat bis jetzt immer Wort gehalten – Bonne Chance für die Hermès Maison Collection. Das Tollste aber fand ich bei den Möbeln das sie so schön bequem waren beim Probesitzen – In den tollen Clubsesseln kam bei mir sofort die Phantasie dort drei stunden sitzen zu bleiben und mit Knabberkram meinen Lieblingsfilm zu gucken.

Bilder: Hermès Paris

  • siegmarberlin
    18. Februar 2011 at 13:14

    die Bibliotheks-Tapete finde ich toll, kann ich mir wunderbar bei mir neben meinem schönen, alten Kachelofen vorstellen und den Sessel dazu, nur der wird nicht bezahlbar sein

  • Daisydora
    19. Februar 2011 at 07:17

    Sofas, Clubsessel und die Stoffe finde ich toll, auch wenn das nicht meine Farben sind … die Tapeten verstehe ich glaube ich nicht …. da ist mir die glatt gemalte Wand ohne Tapete drunter meistens viel lieber.

    Aber natürlich ist das wieder kempemäßig schön, durch diesen Bericht zu erfahren, was die Sattler aus Paris so neues bringen.

    Für mich würde ich mir von Hermes eine Chaiselonge, als Leseplatz und für das ganze Leben gemacht, wünschen. Darauf muss ich aber sicher noch sparen.

    Danke, Peter! 🙂

  • peter kempe
    19. Februar 2011 at 10:57

    @daisy

    das mit der chaiselonge entspricht natürlich übereinstimmend auch meinen wünschen das werd ich mal im sattler haus bekannt geben:-))
    habe mich egrade an deiner welt der düfte vergriffen….hoffe das ist okay:-))

  • Daisydora
    19. Februar 2011 at 17:12

    @Peter

    Oh ja, bitte, mach das…ich überlege nur gerade, welche Farbe mir dann für das Leder vorschweben würde und ich bin bei einem tollen Aubergine gelandet… fehlt alsso nur noch, dass es das Möbel wirklich gibt, darum kümmerst du dich bitte 🙂 und ich überlege schon mal, was ich da erst mal versilbern muss, um mir das leusten zu können ….

    Ich freue mich immer, wenn du was zu Düften machst, hätte auch was im Ärmel, das ich dir schicke …. 🙂 und nun weiter zu Chanel …