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Die Birne von Hermès – oder wie ein Portemonnaie zur Poesie wird


 
Als Kind hatte ich ein Portemonnaie in der Form einer roten bayerischen Lederhose, dass mir meine Oma aus dem Harz mitgebracht hat. Seitdem lässt mich der Gedanke nicht mehr los, dass ich ständig besondere kleine Etuis und Portemonnaies horte (Horstson berichtete von dem Zuckeretui von Hermès) – so gibt es in meiner Sammlung ein grünes Laubfrosch Portemonnaie von Bottega Veneta und Stoppschild-förmige von Hermès, ebenso wie das aus der Sonderserie mit dem Kofferpagen von Louis Vuitton. Es ist halt Phantasie auf kleinstem Raum, in das nur ein paar Groschen passen und das wie ein kleines Geheimnis in der Hosentasche oder der großen Tasche verschwindet und nur ganz ab und zu mal herauslugt.
Heute bekam ich ein Paket, dass mich aber ganz tief berührte weil es gutes Handwerk, meine Vorliebe für niedliche Portemonnaies und die Poesie auf eine ganz bezaubernde Weise verbindet.
 
In der Schule lernten wir im Deutschunterricht das wunderbare Gedicht von Theodor Fontane von dem Birnbaum von Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Damals war das Havelland in der DDR und weit weg für uns norddeutsche Kinder aber die Geschichte bezaubernd weil der alte Mann den Kindern des Dorfes immer ’ne Birne von seinem Baum im Garten schenkte. Als wenn die Handwerker von Hermès dieses Gedicht kannten und liebten (was ich bei Franzosen nicht unbedingt voraussetze) wurde vor einiger Zeit eine kleine Serie von Portemonnaies still und heimlich in die Kollektion des Hauses aufgenommen. Orangen, Bananen, Äpfel und eben auch diese wunderschöne Birne. Handgenäht von den Sattlern des Pariser Traditionshauses in feinstem Barenia-Leder mit Veau Graine abgesetzt und einen kleinen gebogenen Reissverschluss. Feinste Sattlerarbeit auf wenigen Quadratzentimetern. Ein Objet trouvé!!
Die Birne ist das Objekt meiner Begierde gewesen und ich fand sie nach langen suchen (sowas ordern ja die wenigsten Hermès-Geschäfte) durch einen Zufall weil die guten Geister von Hermès mich darauf aufmerksam machten und das Bezaubernste daran ist das dieser gute Geist genau die selbe Assoziation hatte wie ich: Das Gedicht von Herrn Ribbeck. Nicht nur die Handwerker sondern auch die bezaubernden Geister von Hermès haben Phantasie!! Und die Liebe die diesem Hause eigen ist – bei allem was sie machen und unternehmen.
 
So kam heute der Karton mit der Birne und dazu auf feinstem Hermès-Bütten das Gedicht – so vereinigen sich unendliche Phantasiewelten zusammen und ein Accessoire eröffnet das Tor zu Träumen – schön das es die Träumer von Hermès gibt, die Apfelbäume auf ihrem Dach haben und daraus 20 Gläser Marmelade kochen bei aller Hektik des Modekommerzes lassen sie sich doch immer die Freiräume zu träumen –
ich glaube ich werde das nächste mal in Paris einen Korb mit Birnen abgeben – für die schöpfer dieses kleinen Poesie-Stückes…

Bilder: Peter Kempe/ Horstson

  • Daisy
    29. Juni 2011 at 10:12

    Du bist einfach großartig Peter, schön, dass du wieder da bist … eine bezaubernd erzählte Geschichte und ein schönes Hermès Portemonnaie …. 🙂

  • peter kempe
    29. Juni 2011 at 10:27

    @daisy
    ich hab euch sehr vermisst und da ich ja kein laptop habe ganz altmodisch im urlaub ein schreibheft mit geschichten voll geschrieben:-))) es war so wunderbar ich musste mich am flughafen erst mal wieder an die menschen gewöhnen als ich aus meiner luberon hütte wieder zum vorschein kam:-)))

  • Eveline
    29. Juni 2011 at 11:39

    so eine schöne, bezaubernde geschichte. und das portemonnaie…das blatt am reißverschlus <3

  • siegmarberlin
    29. Juni 2011 at 12:04

    wie immer eine strahlend schöne Geschichte, gerade weil ich Birnen sehr mag und das Gedicht ein sehr schönes ist. Danke!

  • peter kempe
    29. Juni 2011 at 12:15

    @siegmarberlin
    du bist ein schatz tausend dank das motiviert mich!!

  • siegmarberlin
    29. Juni 2011 at 12:45

    @ peter kempe

    das gebe ich gerne zurück, deine Geschichten u. Artikel machen mir immer gute Laune und so einen zufrienden Zustand.

  • Daisy
    29. Juni 2011 at 14:01

    @peter kempe

    Klingt nach schöner Sommerfrische 🙂

  • michaelberlin
    29. Juni 2011 at 14:28

    tolle Geschichte, mehr davon!

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    3. Juli 2011 at 10:02

    […] der Woche war einiges los – zumindest auf Eurem Lieblingsblog (Horstson) – und zwar das: 1) Die Birne von Hermès – oder wie ein Portemonnaie zur Poesie wird – wie das zusammen passt, lest ihr hier… 2) Ich bin kein Fan von Raf Simons Spring/Summer […]