© Malick Bodian
Die Modewelt ist in Bewegung – und Hermès (kleiner Reminder: Véronique Nichanian verlässt nach fast vier Jahrzehnten das Haus) bleibt, wie immer, souverän auf der Höhe des Geschehens. Mit der Berufung von Grace Wales Bonner zur Kreativdirektorin der Herrenmode setzt das Pariser Traditionshaus ein ebenso mutiges wie logisches Zeichen.
Wales Bonner – eine Central Saint Martins-Absolventin des Jahrgangs 2014 – hat in nur einem Jahrzehnt eine präzise Handschrift etabliert: feinfühlig, kulturverankert, intellektuell geschliffen. Ihre Arbeit bei ihrem eigenen Label Wales Bonner hat nicht nur Preise eingebracht, darunter den CFDA Award (2021) und den British Menswear Designer of the Year (2024), sondern auch die Aufmerksamkeit von Modekennern, die in ihrer ruhigen Radikalität einen neuen Kanon sahen.
Die Entscheidung von Hermès, Wales Bonner als kreative Stimme für die Herren-Ready-to-Wear zu gewinnen, ist keine bloße Modernisierungsgeste. Pierre-Alexis Dumas formuliert es diplomatisch, aber deutlich: „Grace’s Appetit und Neugier für künstlerische Praxis“ passen zum kreativen Geist des Hauses. Man darf diese Worte ernst nehmen. Hermès sucht keine disruptiven Brüche – sondern elegante Weiterentwicklungen.
Im Januar 2027 wird Grace Wales Bonner ihre erste Kollektion für Hermès vorstellen. Bis dahin bleibt Raum für Spekulation – und Vorfreude.
Denn eines ist sicher: Wenn ein Haus wie Hermès sich für eine neue Stimme entscheidet, spricht es nie leichtfertig. Und wenn eine Designerin wie Wales Bonner diese Einladung annimmt, weiß sie um das Gewicht der Geschichte – und den Spielraum der Zukunft.

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