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Fitch the Homeless

Seit 2 Tagen geistert ein gleichermaßen befremdendes, wie altes Zitat von Abercrombie & Fitch CEO Mike Jeffries durch das Internet (im Jahre 2006 sagte Jeffries in einem Interview mit Salon.com „In every school there are the cool and popular kids, and then there are the not-so-cool kids. Candidly, we go after the cool kids. We go after the attractive all-American kid with a great attitude and a lot of friends. A lot of people don’t belong [in our clothes], and they can’t belong. Are we exclusionary? Absolutely. Those companies that are in trouble are trying to target everybody: young, old, fat, skinny. But then you become totally vanilla. You don’t alienate anybody, but you don’t excite anybody, either.“). Dieses Zitat wurde von Robin Lewis in seinem Buch „New rules of retail“ aufgegriffen, um die Firmenstrategie der amerikanischen Bekleidungskette zu analysieren, nach der es bei Abercrombie & Fitch für Frauen keine Klamotten jenseits der Größe L gibt.

Nun wär das Internet nicht das Internet, wenn es nicht gleich mit einer kuriosen Aktion reagieren würde: gestern startete die Initiative „Fitch the Homeless“, die auffordert, die eigenen Kleiderschränke nach Abercrombie & Fitch Kleidung zu durchforsten, diese dann an Obdachlose zu verteilen und das Ergebnis mit dem Hashtag #fitchthehomeless zu versehen und via Twitter und Co. der staundenden Internetgemeinde zu präsentieren. Ansich natürlich eine gute Aktion, auch wenn das in meinen Augen eher Label-übergreifend (und nicht an einem Shitstorm gebunden) geschehen sollte, allerdings hat „Fitch the Homeless“ für mich einen fiesen Beigeschmack, denn sie beruht auf ein Zitat, welches keinen richtigen Beleg hat. It Would Rather Burn Clothes Than Give Them To Poor People,“ soll ein Abercrombie & Fitch Manager gesagt haben – einen Namen oder gar eine Quelle bleiben alle Medien schuldig und posten das dazugehörige Video ungeprüft:

Wenn ich ehrlich bin, mich würde es nicht wundern, wenn letzteres Zitat aus dem Umfeld des Autoren gestreut wurde – Da würde ein so ein Skandälchen, was im Grunde genommen jeder ungeprüft übernimmt, ganz gut zum Titel des Buches passen, oder?

  • Daisydora
    14. Mai 2013 at 12:25

    Ich werde das Buch auf jeden Fall lesen, fand Tim Jeffries immer schon bizarr und die Klamotten von A&F sind sowieso total überschätzt.

    Das Zeug läuft ja auch gar nicht mehr. In Düsseldorf sowieso nicht. Da sind nur die Leute vor dem Laden, die zu Nespresso wollen oder ihr Auto in der Garage abholen und Absatzprobleme gibt es in ganz Europa und in den USA lief es auch schon mal viel besser.

    Die Klamotten sind zu teuer, für das, was sie sind. Und das Statement „It would rather … passt leider perfekt zu diesen Leuten …

  • bernd
    14. Mai 2013 at 14:15

    Der süsse junge Bartträger ist meiner Meinung nach weit über das Ziel hinausgeschossen.
    Was sagt die Aktion aus?
    Sie sagt: „schaut mal A&F, jetzt tragen die, die ihr nicht leiden könnt, eure Klamotten. Das zieht euch jetzt die Hosen aus.“

    Das ist ein blauäuiges Gutmenschentum, denn es macht im Grunde nichts anderes, als die Obdachlosen weiter zu stigmatisieren und sie als williges und unmündiges Objekt des
    eigenen Gedankens der Weltverbesserung zu benutzen.
    Ohnehin entrechtete Menschen werden hier weiter ausgebeutet. Ob sie die Klamotte haben oder nicht, ändert nichts an ihrer Situation und verbessert nicht ihre Lebensbedingungen.

    Der süsse Boy hätte vielmehr helfen können, hätte er zwei Personen in sein Auto gesetzt und wäre mit ihnen zu einem Arzt gefahren, damit sie einmal eine gründliche Untersuchung erfahren. So wären die 20 Dollar sinnvoller investiert gewesen.

    Die ganze Aktion bewirkt für mich nichts anderes, als dass sich der Boy abends bei vögeln besser fühlt. den Leuten selbst ist damit nicht geholfen, in keiner Weise (leider)!

  • Siegmar
    15. Mai 2013 at 10:09

    A&F mag für Jungs und Mädels unter 21 ganz nett sein, absolut überteuert und wirkt in der Regel nur an den Models.

  • Shout-Outs: Die Blogger-Woche | Fashion Insider
    17. Mai 2013 at 16:42

    […] dass man Kleidungsstücke lieber verbrennen würde als sie Bedürftigen zu schenken. „Horstson“ weist in diesem Zusammenhang auf die Aktion „Fitch the homeless“ […]