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Das ELLE-Cover: Wofür man besonders schwärmt, wenn es wieder aufgewärmt …

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Links: ELLE 09/2014; rechts: Giuseppe Zanotti Kampagne, Mai 2013; Bild: Paola Kudacki

Im September freuen wir uns nicht nur auf die neue Wintermode, sondern auch auf die jedes Jahr dicker werdenden Hauptausgaben der führenden Modemagazine.
Die amerikanische „VOGUE“ vermeldet Jahr für Jahr mit über 800 Seiten den Rekord „Biggest Issue ever“, wohingegen die deutsche Ausgabe des Magazins die „umsatzstärkste Ausgabe“ (230 Anzeigenseiten) vermeldet. Die „Harper’s Bazaar“ punktet hingegen mit einer großen Strecke, die in jeder Saison Carine Roitfeld für das Heft produziert – diesmal mit Lady Gaga, Claudia Schiffer und Co. …

Die Anteile der Anzeigen steigen in den September-Ausgaben aber nicht nur bei der deutschen „VOGUE“ sondern bei allen Modemagazinen und so klingeln die Kassen in den Verlagen … Dass der eine oder andere Verlag sparen muss, ist für den Leser kaum zu spüren: Wunderbare Produktionen und Serviceseiten entschädigen für manches dünne Heft, welches in den letzten Monaten am Kiosk lag und wir sind ganz geblendet von der neuen Saison, weil sich alle Redaktionen ordentlich ins Zeug gelegt und ihre Kreativität unter Beweis gestellt haben. Immerhin bedeuten solche Ausgaben für die Redaktionsteams etliche Überstunden und sind echt Schwerstarbeit …

Doch halt: Manches, was uns als neu verkauft wird, ist gar nicht so neu und vor allem noch nicht mal von der Firma, die als Hersteller ausgewiesen wird. Die deutsche „ELLE“ hat als Titelbild für diese Saison nichts Eigenes produziert, sondern ein Kampagnenbild von Mitte 2013 aus der Kollektion von Anja Rubik für Giuseppe Zanotti kurzerhand zum Titelbild umfunktioniert. Alte Kampagne = alte Saison!
Schade nur, dass man dann auch noch neben den Pullover schreibt, dass er von Marc Cain ist, denn den werden die Kundinnen dort in dieser Saison vergebens suchen.
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Konsumenten und Leser sind heute sehr informiert und man sollte beim Flunkern aufpassen. Doch vor allem würde es einem so renommierten Modemagazin wie der altehrwürdigen „ELLE“ gut stehen, für die wichtigste Ausgabe des Jahres nicht die Kosten zu scheuen und selbst ein Cover zu produzieren. Ein Cover, welches wirklich Lust auf die neue Saison macht und nicht nur der Kostenersparnis des Verlags dient.

Übrigens ist der „ELLE“ vor zwei Jahren mit einer Kampagne von Tiffany & Co. das Gleiche schonmal passiert. Irgendwie schade, denn der Titel ist doch auch das Aushängeschild eines Magazins …

  • Julian Gadatsch
    15. August 2014 at 10:04

    Ganz, ganz toller Beitrag zu einer wirklichen Unglaublichkeit (gibt es das Wort überhaupt??) !! Ich habe auch ein wenig stutzig geschaut, als ich das Cover erstmals gesehen hatte, jetzt also die Aufklärung. 🙂
    Vielen Dank dafür und LG

  • Manfred
    15. August 2014 at 10:20

    Am falschen Ende gespart. Das Foto gefällt mir aber 😉

  • monsieur_didier
    15. August 2014 at 10:35

    @ Julian: …es gibt die seltsamsten Worte…
    die Geschäftsleitung in der Firme, bei der ich arbeite, nutzt gerne das „Sinnhaftigkeit“…
    das sorgte wochenlang für erregte Diskussionen ….

    zum Cover:
    wenn man das Cover in ein paar Jahren noch mal verwendet, dann stimmt der Titel… 😀

  • Siegmar
    15. August 2014 at 11:43

    Das Wort „Sinnhaftigkeit“ ist jetzt auch so ein „In-Wort“ und wird oft mit „Nachhaltigkeit“ in Verbindung gebracht. Da gefällt mir „Unglaublichkeit“ schon besser.

    Das Cover ist für so ein renommiertes Magazin peinlich und das sollte die “ Elle “ auch wissen.

  • Julian Gadatsch
    15. August 2014 at 12:18

    @monsieur_didier: ahahahahha, Sinnhaftigkeit habe ich wirklich noch nicht oft gehört, in meinem Fall weiche ich lieber auf „Frechheit gegenüber den Lesern“ aus. Ich meine gerade die Tatsache, dass sie noch das falsche Label bei der Klamotte (schwieriges Wort zum Zweiten! :)) angeben, ist ziemlich gewagt…

  • Horst
    15. August 2014 at 15:59

    Leider wirken solche Aktionen wahnsinnig lieblos. Schade, ich lese die ELLE sonst ganz gerne.

  • Eveline
    16. August 2014 at 01:27

    Oh mann, peinlich. Würde man ganz offen zum „Recycling“ stehen und es gut begründen, hätte es vermutlich sogar ein paar extra Schlagzeilen erzeugt….So ist es einfach nur peinlich und man fragt sich, was sich die Macher gedacht haben.

  • Die Woche auf Horstson | Horstson
    17. August 2014 at 23:13

    […] im Sommerloch feststecken, gab es doch einiges die letzten Tage zu berichten: 1) Aus alt mach neu: Die ELLE recycelt ein altes Kampagnenbild für ihr September-Cover. 2) Mindestens die Hälfte von Jans Musiktipps gab es auf dem Dockville Festival zu hören […]

  • Was sagen wir denn dazu?? | Horstson
    19. August 2014 at 11:03

    […] wir uns vor ein paar Tagen noch über das Zanotti-Kampagnen-Recycling der deutschen ELLE gewundert haben, stolperte ich gerade bei Hypebeast über obigen Sneaker des italienischen Labels … Jetzt […]