Allgemein

Vom Überleben zwischen den Fashionweeks

Die ganze Branche fiebert der nächsten MBFWB entgegen …
Aber wie schaffen es noch nicht etablierte Designer, die man international eben noch nicht als eines der Labels anerkannt hat, die ihre Kollektionen immer verkaufen und das in alle Welt, sich finanziell von einer Kollektion zur nächsten zu retten?
Mit so einer Frage kann man sich angesichts des von vielen Seiten und Teilen der Presse beförderten Begeisterungszwanges über die vielen Talente Deutschlands rund um die MBFWB zwar keine Freunde machen, aber die allgemeine Freude über vorhandenes Talent löst die Probleme der Jungunternehmer nicht. Wie die Miete für das Atelier zahlen, die Stoffe für die neue Kollektion finanzieren, offene Rechnungen bei Lohnwerkstätten und so weiter bezahlen.

Deutsches Talent lieben alle, aber gefördert wird hierzulande wenig, und wenn doch, dann als sprichwörtlicher Tropfen auf dem heißen Stein. Was nach dem Erhalt von Preisgeldern bei drei Designern, die als Preisträger von „Start your Fashion Business“ mit 25.000, 15.000 und 10.000 Euro des Berliner Senats ausgezeichnet wurden, der sich seinen Designernachwuchs jährlich 100.000 Euro kosten lässt, könnt ihr nun beim Tagesspiegel und auch bei der Zeit nachlesen, die sich auf den Tagesspiegel bezieht.

In dem Artikel Ein bisschen Anfang beschreiben die Akteure der neuen Berliner Design-Hoffnungen, Issever Bahri, Augustin Teboul und Hien Le, wie rasend schnell das Preisgeld jeweils wieder weg war und wie wichtig es wäre, mit realistischen Summen zu fördern, wenn man will, dass durch Fördermittel am Ende die Etablierung neuer Modeunternehmen auch tatsächlich befördert werden soll.
Zum Vergleich: Der Gewinner des „BFC/Vogue Designer Fashion Fund“, den das British Fashion Council jährlich zusammen mit der britischen Vogue verleiht, erhält 200 000 Pfund. Damit kann man schon eher eine größere Kollektion auf die Beine stellen, dir man international in einem vernünftigen Rahmen, vor dem richtigen Publikum, präsentieren kann. Und das mit Stoffen und Materialien, abseits der schnell verfügbaren Standardware, auf die viele junge Modemacher zurückgeworfen sind.

Es würde uns freuen, wenn sich die einschlägigen Modemedien wie die Deutsche Vogue, die Elle und modeaffine Wirtschaftsunternehmen oder Förderer dazu durchringen würden, hier mal auch finanziell deutliche Zeichen zu setzen. Man kann als junger Designer anstrengen, kann fleißiger als Andere sein, immer besser werden, aber das ändert die Gesetzmäßigkeiten der Modebranche, die nun mal hoch investiv ist, absolut nicht.
Auch mein nächstes Bloggergespräch, das ich mit Maria Ratzinger von Stylekingdom führen durfte, behandelt dieses Thema sehr ausführlich. Drum machen wir da zwei Teile draus, von denen der Erste morgen kommt.

Bilder: Screenshots

  • stephan
    17. November 2011 at 16:51

    bin ich gespannt auf das gespräch mit der frau ratinger und den erkentnisgewinn.
    berlin sollze sich weniger feiern sondern dir designer. dieses schaulufen der selbstherlichen promineten will doch keiner sehen!

  • siegmarberlin
    17. November 2011 at 17:06

    Die Medien müssten wirklich gut dotierte Preise für deutsche Desinger ausloben, es ist schade wenn Talente auf der Strecke bleiben, weil der finanzielle Part nicht gestemmt werden kann.

    @ stephan
    leider gehören diese b u. C-Promis dazu und natürlich will die yellow press sie sehen, die werden dafür eingeladen. bei der vorletzten FW Berlin selbst erlebt, der Designer selbst vollkommen unwichtig, wichtig Fr. L. Matthäus die waren gefühlte tausend Fotografen u. Reporter.

  • Rene Schaller
    17. November 2011 at 20:48

    Hmm, die meisten sollten mal anfangen darüber nachzudenken, dass auch Vertriebstrukturen zu einer Kollektion gehören und nicht nur ne Show im Zelt. Immer wird über mangelnde Förderung gewettert, was auch wirklich ein Problem ist, doch die Labels sind teils unheimlich schlecht organisiert und haben keine Ahnung von betriebswirtschaftlichen Aspekten.

  • Daisydora
    18. November 2011 at 10:04

    @stephan

    Ich will die Bilder von den Roten Teppichen wie du nicht sehen, aber es ist leider wie siegmarberlin das beschreibt, das hat sich in Berlin bereits so breit gemacht, dass dieser Promizirkus über alles drüber wabert. Und das Schlimme ist eben, dass immer mehr Designer dem Glauben verfallen, ohne das verkauft man nicht …

    @siegmarberlin

    Da sind wir uns einig … mich würde interessieren, ob schon jemand versucht hat, ein tolles Konzept bei den Medien und möglichen Förderern für solche echten Förderpreise einzureichen.

    Ich denke schon, dass man das eine oder andere erfolgreiche Unternehmen dazu bringen könnte. ES fehlt glaub eich aher an der Einsicht, wie schwer bis unmöglich es für gute Designer ohne Vermögen ist, es ohne Hilfe international zu schaffen.

    @Rene Schaller

    Damit hast du sicher recht, Rene. Aber die Anfoderungen, die der Markt heute an junge Designer stellt, können so junge Leute ohne Hintergrundwissen und Erfahrung glaube ich nicht aus eigener Kraft stemmen. Im Fashion Business ist der gut unterwegs, der genügend Geld hat, um gute Materialien einzukaufen, tolle Schnittleute zu engagieren und so weiter …. man braucht heute für jeden Handgriff Sezialisten und für den Aufbau des Vertriebes erst recht ….

    Meiner Ansicht nach sind Designer schon gut unterwegs, wenn ihre Kollektionen regelmäßig gut gelingen, die Schnitte dabei nicht krumm und schief machen und sie zumindest lokal in Deutschland gut distribuiert sind .. für den Vertrieb in den Rest der Welt und das Wachstum braucht man viel Geld und gute Leute … und Banken finanzieren sowas nicht.

  • Vom Überleben zwischen den Fashionweeks | Placedelamode
    18. November 2011 at 22:08

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