Milan Fashion Week

The Importance Of Being Ernest … Bottega Veneta Menswear Spring/Summer 2014

Bottega_Veneta_ss2014
Bild: style.com

Ein Sommer in sehr viel Grau und Schwarz, etwas Weiß, dunklem Rot und Vioelett – schon mit den Farben verkündet Thomas Maier sein ganz und gar nicht sommerliches Konzept einer streng grafisch angelegten Kollektion, die stellenweise wie mit dem Lineal konstruiert wirkt.
Selten zeigte ein Kreateur so konsequent, dass Mode für den Sommer zwischendurch ein ganz schön ernstes Geschäft sein kann. Zumindest legen korrekte Anzüge in Grau und Kombinationen aus schmalen Hosen mit schmal geschnittenen und sparsam Weiß dekorierten Blousons diese Assoziation nahe.
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Bilder: style.com
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Modernität und Originalität – gerade auch in der Reduktion auf das Wesentliche – bedeuten Thomas Maier viel, das weiß man. Und so sind die Weißen Paspeln an vielen Schwarzen Jackets, mal als Blouson, mal als klassisches Jacket geschnitten, nicht genäht sondern etwas unregelmäßig wirkend auf den Stoff „aufgemalt“ …. was so wirkt, als wären da noch Kreidestriche vom guten Herrenschneider übrig. Ich mag den Look, den ich so noch nicht gesehen habe. Die Kreidestriche sind es, die für mich den Geist dieser Kollektion definieren.
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Ob die Schnitte der weiteren Blousons und einige der Stylings inklusive sehr luxuriöser Bowling-Krokotaschen (Bild weiter unten), deren Preise ich weit über 20.000 Euro hoch schätze, tatsächlich Zitate auf US-Klamotten aus der Fünfzigerjahren sind, darüber muss man sich glaube ich keinen Kopf machen – nichts an dieser Kollektion wirkt retro oder in die Vergangenheit verliebt. Dafür sorgt die durchwegs sehr schmale Linie der Hosen und Jacken, immer nach Schnitten auf der Höhe der Zeit gefertigt.
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Auch an Hemden und Krawatten wurde mit dem Stift Hand angelegt, schmale Schwarze Linien begrenzen die Hemdkragen der Hemden zu den Anzügen und unter Blousons, Krawatten sind entweder breit vertikal gestreift, oder haben auch die aufgemalte Paspel und bleiben ansonsten uni …. wirken, als wären sie aus exakt dem Stoff der Hemden genäht. Ein Anzug ist nicht bloß ein Anzug, zu dem man irgendein Hemd trägt, das passt …. in diesem Fall ergeben das passende Hemd und die passende Krawatte zusammen mit dem Anzug ein Complet.
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Nichts glänzt oder schimmert, alle Stoffe wirken matt und die helleren Farben kreidig. Muster kommen nur als Fadenkaros daher. Dann aber auch als ganz und gar nicht dandyeske Karohosen oder als Schwarzer Sommeranzug mit Weißem Fadenkaro …

Maier ist keiner, der Altes aufwärmt oder gar larmoyant in Reminiszenzen an eigene Ideen schwelgt. So wirken auch Zitate auf Dagewesenes immer sehr modern, erhalten durch die Klarheit der Linienführung der Schnitte ihre Modernität. Aufwendige Details an Tascheneingriffen und dezente aber unübersehbare Effekte, mit denen Nähte extra Highlights erhalten, lassen diese sehr ernst wirkende Kollektion dann doch glänzen, ohne laut zu werden.
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Neu sind auch die luftig geflochtenen Schlappen und Schuhe aus dünnem Leder, die mich an das Flechtwerk von Thonet-Stühlen erinnerten …
Detail_KrokotascheDetail_Schlappen
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Ganz sicher kann man dieser Kollektion bescheinigen „sie ist in erster Linie für den Verkauf gemacht“ … Man muss tolle Label und deren Macher wegen vernünftiger Kollektionen wie dieser nicht verteidigen …. wer sagt, dass modeaffine Männer nur darauf warten, in Runwayshows ihrer Lieblingslabel das kurz sehen zu dürfen, was dann im Laden ohnehin nicht oder nur in Spurenelementen zu haben ist.

Ganz im Banne dessen, was Maier gezeigt hat und ich im Stream der Emporio Armani Schau gesehen habe, vermute ich, dass der Markt der Labels immer stärker in zwei Lager zerfällt: Auf der einen Seite sind die, die in der Schau exakt das zeigen, was man dann auch zu kaufen bekommt … auf der anderen Seite kämpft man sich durch Heerscharen von It-Girls und It-Boys vor, während und nach der Schau und weiß in jedem Moment, dass im Laden dann doch nur die vernünftigeren Ausgaben der Trafalgars hängen, wenn überhaupt … Irgendwie schade, aber es ist ja nur Mode … und da gehört auch dieses Chichi dazu.

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Bild: style.com

Wie gefällt euch Thomas Maiers grafisch dekorierte, sehr ernste Kollektion in Grau und Schwarz mit sparsam dosierten Farbakzenten, liebe LeserInnen?

  • Siegmar
    25. Juni 2013 at 14:41

    mir gefällt jedes einzel Teil ausserordentlich gut und die “ Schlappen “ sind grandios. Wie immer eine tolle und sehr tragbare Kollektion.