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The Bloomsbury Girls (Forever) – Burberry Prorsum Womenswear Autumn-Winter 2014/15

Diese wunderschönen Kleider und einige der Mäntel hätte man gerne auch mal ohne den Overflow der Schals und Blankets gesehen … so meine Antwort, wenn man mich direkt nach der Show gefragt hätte. Aber ich würde das ganze mit einer Innovation verbinden: zwei rasante Durchläufe Burberry Prorsum und einer davon zeigt die Teile ganz pur … da muss man als Bradley Cooper an der Seite von Anna Wintour dann eben mal zehn Minuten länger hingucken …

Aber hier wird nicht rum gemosert, schon gar nicht, im Angesicht so vieler guter Outfits und Neuheiten, die Christopher Bailey und sein Team für den Winter 2014/15 im Angebot haben. The Bloomsbury Girls ließen sich nicht lange bitten … jeder Look eine Art moderner Garten – sehr überraschend auch dann, wenn man die Männerschau mit ihren Zitaten auf den künstlerischen Kosmos von Ben Nicholson, Christopher Wood, Lucian Freud und Duncan Grant noch im Kopf hat … Und, noch viel überraschender, wenn man erwartete, Christopher Bailey könnte wegen der (auf Blogs sehr rigoros kritisierten) „Doppelbelastung“, seine kreativen Spuren rund um die DNA von Burberry verlieren. Mitnichten!
Mehr Verantwortung und Bailey zeigt noch mehr Mut, trifft da schon eher zu. Die Zahl der Taschen und Tücher, die man braucht, um die sehr wichtigen Umsätze mit Accessoires zu garantieren und weiter auszubauen, geben ohnehin die „ChefmarketenderInnen“ vor … man muss das als CCO und CEO bei Burberry nicht selbst mit dem Taschenrechner extrapolieren.

In der Kollektion, schon erwähnte fließende Kleider, Bailey nennt sie ganz zauberhaft „Tea Dresses“ … die sind aus Seiden-Crêpe, ganz besonders schön als Uni-Ausgaben, an Misha Hart, gleich im Header rechts in hellem Himmelblau, an Emilie Ellehauge und Emma Wald unter Mänteln getragen, in Antique Rosé (Bilder 01 und 02) oder im Cameo-Rosé antiker Gemmen… an Camilla Babington in einem hellen Türkis (Bild 03) und an Sophie Touchet in Larch Yellow, einer der typischen Bailey Farben, dem Bernstein, der Überlieferung nach aus Goldlärchen im Baltikum entstanden ….

Aber auch die mit dem Eichblatt-Key-Visual der Saison im Paisley bedruckten Kleider und Schals überzeugen, auf den ersten und zweiten Blick. Bloomsbury-Style allüberall … Man kann konsequenterweise schon mal drüber nachdenken, auch die Kulisse daheim mit Bloomsbury Wallpapers und Paintings, von Sanderson, zu inszenieren, das ist auch für ewige Musterverweigerer (wie mich) wieder angesagt. Wenn man sich dann mal eingesehen hat, in dieses wohlgeordnete Durcheinander-Übereinander-und-Drübertragen von Mustern dieser Familie, kommt die Fantasie modisch richtig in Schwung.

Bailey konterkariert augenfällig, dass mit Blumen und Blättern bedruckte und bemalte Mode leicht tantig wirken kann … im federleichten und gekonnten Umgang mit Mustern im Mix schließt er in dieser Saison nahtlos zu Consuelo Castiglioni auf, die sich über alles hinwegsetzt, was der biedere Muster-Mainstream so meint!

Und man kann die Bloomsbury Girls auch nicht auf einen Stil festlegen, da ist, wenn man genau hinschaut, viel Klassik aber auch sehr viel Innovation mit dabei. Ganz eindeutig muss man viele der Teile ohne Drumherum am Bügel im Showroom, oder dann eben im Burberry-Shop oder Onlineshop sehen. Die Schnitte sind ganz großes Kino. Wir beten ja stets dieses Mantra, aber man kann das nicht oft genug sagen: dadurch unterscheidet sich die High-Fashion ganz klar, auch von gut gemachter Designerware und der Konfektion.

Meine ganz persönlichen Highlights, nicht ganz vollzählig (weil Horst an meinen Berichten der Bilderflut wegen auch so immer laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaange sitzt) will ich euch zeigen. Aber zuerst kommt, auch Mea Culpa, die Information, dass wir den Livestream diesmal total versemmelt haben.

Was werden wir im kommenden Winter tragen, wenn Burberry Prorsum am Spielplan steht? Cabanjacken, Relaxed Trench Coats und Trench Coat Ponchos, man muss seine Bestseller auch mal neu erfinden. Die gibt es in allen Materialien, bedruckt, bemalt, bestickt und als eine Art Patchwork verarbeitet, alles handwerklich edel angelegt. Aber auch Fans der Chesterfields werden garantiert fündig … Mäntel, aus einer Decke geschneidert, bequem geht auch chic … auch mal als Reitdecken-Mantel … ergänzt mit einem Plaid … das der neue Schalersatz ist … da sind sich Bailey und Lagerfeld augenfällig einig.

Noch kurz zu den Stoffen: Spitzentüll bestickt, Baumwollgabardine, Wolle und Kaschmir, dazwischen auch in Double-Face Qualität, Lammfell, geschoren und natürlich gewachsen, außen und innen getragen, bestickt und bemalt, Leder, bestickt und bemalt, Seiden-Crêpe und beste Wolle, zu den Blankets verarbeitet. Mehr Aufwand geht nicht mehr, in der Prêt à porter!
Zu den Accessoires, darunter der Launch der gefühlt 99 Bloomsbury Bags, eine schöner als die andere … von Hand bemalte Schuhe (zehenfreie „Wintersandalen“, aber fantastisch!) … und den Gürteln mit Dufflecoat-Knebeln, den Schals und Blakets, alles bemalt oder pur und via Online-Order bis zum 3. März auch mit Monogramm personalisiert (wie an den Models zu sehen) … mache ich wohl besser einen eigenen Bericht.

Was ich an Bailey neben dem Können als Chef-Createur so liebe: da hüpft mir der Freigeist auf leichten Sohlen und mit Flügeln versehen in jeder Kollektion entgegen. Alles ist Anti-Trenchcoat-Beharren und unängstlich neu fanatsiert, aber gekonnt rund um den Markenkern, zu dem der Burberry Trench auf ewig gehört, angelegt. Und seinen sicheren Geschmack, der sich aus der Liebe und Kenntnis der Kunst speist, die Bailey sammelt. Darunter die Bilder Duncan Grants (der, nebenher bemerkt, sehr schön war), eines Malers und native Bloomsberries, der Freidenker aus Kunst, Literatur und Wissenschaft, die sich rund um Virginia Woolf in der Bloomsbury Group formierten. Der Konzern ist erst kürzlich eine auf längere Sicht angelegte Kooperation mit dem Charleston Trust eingegangen. Auch das mit der Kunst ist bei Burberry keine oberflächliche Marken-Kosmetik. A pro pos Kosmetik, die machen wir dann auch mal später … aber so viel schon vorweg: schöne frische Haut ist für ein echtes Bloomsbury Girl irgendwie Pflicht!

Well Done! … und der Mann wirkt auch noch jedes Jahr irgendwie jünger, oder?

  • j
    21. Februar 2014 at 11:18

    Die Taschen sind der Hammer

  • Daisydora
    21. Februar 2014 at 12:30

    @j

    Das sind sie … dazu bekommt ihr einen großen Bericht mit allem Drum und Dran … 🙂

  • Siegmar
    21. Februar 2014 at 14:42

    @daisdora
    wunderbarer Artikel und ja Bloomsberries forever. Tolle Farben und tolle Kollektion ein Highlight und das er Duncan Grant sammelt macht ihn so sympathischer.

  • Daisydora
    22. Februar 2014 at 11:44

    @Siegmar

    Merci, dankeschön … Ja, das ist einfach sehr ausgereift und sicher, was Bailey und sein Team da erschaffen … ich hatte lange nicht von Duncan Grant gesehen und mich richtig drüber gefreut, an ihn erinnert zu werden. Christopher Bailey ist super und sehr intelligent und wird es auch als CEO allen zeigen. 🙂 Ich freu mich drauf!