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Souvenirs, Souvenirs – ein Stück aus dem Ritz

(Bild: © Artcurial)

Eines der berühmtesten Hotels der Welt ist das Ritz in Paris, das seit 1898 als Synonym für Luxus steht. César Ritz wollte, besonders den amerikanischen Gästen, ein Hotel bieten, was den opulenten französischen Chateau-Stil verkörpert, aber mit dem neuesten Komfort wie fließendem warmen Wasser, elektrischem Licht oder Aufzügen verbunden war. Das Hotel wurde zur Legende und dem Vorbild aller Luxushotels, die danach eröffneten. Ernest Hemingway, Coco Chanel, Audrey Hepburn, die Begum – alles was Rang und Namen hatte, stieg und steigt mitten in der Stadt der Liebe und der Mode am Place Vendôme ab.

Seit 2016 ist das Hotel in neuem Glanz, nach über 4,5 Jahren totaler Renovierung, wieder geöffnet. Nicht nur, dass die gesamte Technik des Hauses erneuert wurde, es wurde auch eine zusätzliche Etage für die über 600 Beschäftigten der gastronomischen Abteilungen geschaffen. Obwohl alles nur wie sorgsam restauriert aussieht und der Geist und Stil des Hauses erhalten blieb, ist sämtliches Mobiliar, Textilien, Teppiche und die Einrichtungen ersetzt worden.
Bevor man das Mammutprojekt in Angriff nahm, wurde alles, was sich an beweglichen Dingen im Ritz befand katalogisiert und eingelagert. Für die heutigen Gäste kaum zu merken, denn schon César Ritz kaufte nicht Originalmobiliar des 18. Jahrhunderts, sondern ließ alles neu nach alten Vorbildern anfertigen.
Die Auslastung des Hauses nach der Eröffnung 2016 gibt dem Konzept recht. Selbst Karl Lagerfeld nahm den Neuanfang des Hauses als Anlass, im Dezember 2016 seine Chanel-Kollektion „Paris-Ritz“ in den Räumen des Hotels zu zeigen.

Jetzt bietet sich die Gelegenheit, an insgesamt fünf Tagen in fünf großen Versteigerungen insgesamt über dreitausend Lots mit mehr als 30.000 Teilen aus der historischen Ausstattung des Ritz zu ersteigern. Die groß angelegte Auktion, bei der schon der reich bebilderte Katalog eine sehenswerte Trouvaille ist, kann vom 12. April bis zum 16. April im Hôtel Marcel Dassault an der Champs-Élysées, dem Stammhaus von des Auktionshauses „Artcurial“, besichtigt werden Die Stücke sind unter dem Motto „Il était une fois Le Ritz Paris“ von dem Pariser Interieurdesigner Vincent Darré in Szene gesetzt und spiegeln die ganze Welt des Ritz wieder.

Kaufen bzw. bieten kann dann vom 17. April bis 21. April persönlich, per Vorgebot, E-Mail oder am Telefon auf jedes Objekt der Begierde. Dabei reicht das Angebot, das in die einzelnen Räume und Bereiche des Hotels aufgeteilt ist, vom Kassentisch des Concierges über elf Meter lange Teppiche aus der Halle, die berühmten Louis-XV.-Sessel der großen Galerie, Interieur der berühmten Hemingway-Bar, des Restaurants L‘Espadon bis hin zu den Möbeln und Dekoobjekten der großen Suiten der Windsors, Coco Chanels oder Scott Fitzgerald.

Neben sehr vielem stilvollen Interieur gibt es aber auch viel Skurriles, wie Friseurstühle aus dem Ritz Health Club, einer Anrichte für Meeresfrüchte in Form eines Fischerbootes, unzählige Sets von Gardinenringen und -haltern oder die Verkaufsvitrinen aus der großen legendären Geschäftsgalerie, durch die Pariser Luxusläden ein Schaufenster im Ritz hatten.
Natürlich gibt es Hunderte Geschirrteile und Gläser, Silberbesteck, Dekokissen, Gobelins und mehrere Dutzend Sofas. Sogar die erste Badewanne des Ritz, eine der ersten in Paris, ist im Angebot.

Käufer werden aus aller Welt erwartet, denn von den internationalen Inneneinrichtern bis zum wehmütigen Souvenirjäger, der vielleicht seine Hochzeitsreise im Ritz verbrachte, gibt es viele Gründe, ein kleines Stückchen der Legende sein eigen nennen zu wollen. Bei über 3.000 Lots wird nicht jedes Stück zu Höchstpreisen weggehen; so manches tolle Teil wird sicher erschwinglich bleiben. Die Aufrufpreise beginnen bei 50 Euro und viele der Positionen beinhalten eine größere Anzahl von Teilen. So werden Teller, Tassen, Gläser etc. meistens im Dutzend verkauft. Man kann sich im Anschluss also allerhand Gäste einladen. Hoch in den Geboten werden typische und berühmte Dinge des Ritz gehen, die mit dem Wappen und dem Emblem des Hauses versehen sind. Wer seinen Mops in dem Mopsbett schlafen lassen möchte, in dem die Möpse des Aga Khan schliefen, ist mit einem Grundgebot von 800 Euro dabei.

Eines sei vorweggeschickt – bei allen Teilen geht es mehr um einen symbolischen Wert und die Provenienz. Alle Lots wurden im 20. Jahrhundert gefertigt, die Gemälde, Bilder, Gobelins etc. sind Kopien nach antiken Vorbildern. Es ist der Spirit, der mit den Dingen schwingt und der Stil, der jedes Teil aus der Hotellegende so einmalig macht.
Wer nur Lust auf die Geschichte des Hotels hat und die Geschichten um die Einrichtung und die berühmten Gäste, dem sei trotzdem der Erwerb des Kataloges ans Herz gelegt, denn er ist ein tolles Dokument und sehr liebevoll gestaltet, gibt gute Einblicke hinter die Kulissen des Hauses, das 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr einen 1-zu-1-Service (das heißt auf einen Gast steht ein Angestellter 24 Stunden zur Verfügung) bietet. Die Vorbesichtigungen sind frei, zur Auktion muss man sich persönlich oder online anmelden.

Die Ritz-Auktion ist eine der aufwendigsten und spektakulärsten Versteigerungen des Jahres und eine tolle Gelegenheit, ein Stück der Legende zu ergattern. Reizvoll finde ich, das ein oder andere Stück mit modernem Mobiliar zu kombinieren – man muss ja nicht gleich wie im Grand Hotel wohnen. Aber auch auf einem Florence-Knoll-Sofa können ein paar 18.-Jahrhundert-Kissen toll aussehen oder auf einem Saarinen-Tisch das romantisch geblümte Porzellan des Ritz zum tollen Hingucker werden. Stilsicher ist jedes Teil, denn der Geschmack von César Ritz und seiner Frau sind bis heute unübertroffen und Vorbilder von vielen Interieurdesignern.

  • Elke kempe
    27. März 2018 at 12:12

    Da würde man ja gern mal alles durchstöbern!!

  • Pierro Marie
    27. März 2018 at 15:48

    Holy Moly … gern würde ich das güldene Metall Bett
    & 2 der grandiosen Barhocker mein Eigen nennen .

  • Thomas Kuball
    27. März 2018 at 19:04

    Das Schlüssel-Karussell bitte für mich reservieren!

  • Horst
    27. März 2018 at 22:11

    Auch wenn es nicht in der Galerie eingebunden ist: ein Mops-Bett für Lotte würde ihr sicher gefallen 😉

  • Thomas
    28. März 2018 at 23:54

    @ Elke
    Ich darf zur Vorbesichtigung fahren – freufreufreu

  • Monsieur Didier
    30. März 2018 at 13:24

    …ich finde dieses Mopsbett einfach grandios…

  • fred
    2. April 2018 at 13:17

    Na ja, ich weiss nicht so recht. Es ist dann doch ziemlicher Nippes. Und eine fremde Geschichte. wenn die Geschichte so toll wäre, dann würde man die Stücke nicht verkaufen, oder? Die machen das ja nicht aus Grossherzigkeit. Die verkaufen den Kram, wie ich alten Kram auf Ebay verkaufe. Nur weil man Sachen mit Geschichte kauft, heisst es nicht, dass man selbst Geschichte hat oder irgendwo dazu gehört. Man sollte seine eigene Geschichte haben. Bei den meisten von uns ist sie sicher profan. Aber es ist die eigene. Für das Geld kann man sich selbst ein schönes Stück machen lassen, das man später weitergibt. Warum mit fremden federn schmücken. Jeder ist doch selbst was wert und zur Not tut es auch ein Zimmer im Ibis, wenn man es mit genug Charakter ausfüllt und dort eine gute Zeit hat, mit Leuten, die man mag. Es hat sicher viel Zwang und Leid geherrscht im Ritz und viele haben eine Rolle gespielt, die sie vielleicht gar nicht spielen wollten. Zurück zur Einfachheit, zum wesentlichen.