Sonia Rykiel versus Sonia Delaunay – oder Saint Germain des Pres Frühling/ Sommer 2011

Seit 1968 ist die Königin des Strickes und eine der pariserischten Modeschöpferin: Sonia Rykiel. Wenn man durch den Pariser Stadtteil St.Germain geht, trifft man neben ihrem Stammhaus immer wieder auf Dinge, die sie beeinflusst haben oder die sie beeinflusst hat. So ist das Luxus Hotel Lutetia gegenüber dem Bon Marché von ihr renoviert ihr, Lieblingszeichner Hippolyte Romain überall ausgestellt und die Frauen die in den Cafés sitzen, versprühen den gleichen intellektuell bourgoisen Charme wie ihre Kollektionen. Sie ist dem Pariser Frauenbild verpflichtet und ihr Stil wird nicht von Trends oder dem schielen nach anderen Designern geprägt, sondern durch ihren ureigensten Instinkt und Geschmack. Weltberühmt sind ihre Streifen, meistens auf schwarz, ihre Baskenmützen, ihre Kirschen-Pullover und ihr Flou-Stil, der zu 99% auf Strick oder fließenden Jersey basiert.
Bis vor zwei Jahren gab es eine Herrenkollektion aus der ich jedes Teil, ob Streifenschal oder -Pulli, Parka oder Pullunder hüte wie meinen Augapfel, und die nächsten hundert Jahre weiter tragen werde.
Das Geheimnis bei ihr ist, dass man seinen 20 Jahre alten Rock zum Pullover aus der letzten Kollektion zur Tasche aus der übernächsten Kollektion kombinieren kann. Das von mir so geliebte zeitlose Baukastensystem. Zudem gibt’s in jeder Kollektion zwei drei modern Vintageteile, die Bestseller von vor dreißig Jahren oder fünf Jahren wieder aufleben lassen. So kann es sein das ein zwanzigjähriges Mädchen einen Pullover neu kaufen kann, den die Mutter trug, als sie mit ihr schwanger war.
Mittlerweile wird die Kollektion von Sonia und ihrer Tochter Nathalie gemacht, die schon als Kind in den Ateliers war, dann die Teile vorführte und mittlerweile die Firma, ein reines Familien- und Frauenunternehmen führt.

Für das nächste Frühjahr hat Sonia Delaunay, die Pariser Malerin und Designerin der zwanziger Jahre, die ebenfalls mehr als 60 Jahre in St.Germain in Paris lebte und für ihre fauvistisch konstruktivistischen Bilder und Stoffe berühmt war, die Inspiration und die Vorbilder für die Kollektion geliefert. Zwei starke Frauen und viele starke Farben prallen aufeinander und gehen eine Symbiose ein, die ich interessant finde. Art Déco spiegelt sich in den Halsketten aus Bakelit wieder, an deren Seidenkordeln von Malewitsch inspirierte konstruktivistische Elemente baumeln. Auch als Taschengriffe oder Kordeln kehren sie wieder.

Baumwolle und einfacher Kittel oder Tuniken-Stil, wie von den Delaunay Gemälden vom Anfang der zwanziger Jahre, geben eine Linie, die überwiegend in Baumwolle oder Baumwollstrick sich zeigen. Colourblockings in den Delaunay-Farben und eine zweidimensionale Linie zeigen deutlich die Einflüsse der Künstlerin. Wenn Kunst zu Mode wird, wirkt es oft bemüht und schwierig. Sonia Rykiel versteht es in ihrem ureigenen Stil die Delaunay-Elemente doch wieder wie Rykiel aussehen zu lassen und was das Beste ist, total 2011 zeitgemäß und tragbar auf der Höhe der Zeit erscheinen zu lassen.

Die geknöpften Sommerhemden sind der Hit und von den Ketten wird bestimmt die ein oder andere in meiner Sammlung verschwinden
Der nächste Sommer wird farbig, flächig und sehr fröhlich. ich freu‘ mich total auf die Kollektion Sonia Rykiel Sommer 2011. Ein Fest für Paris!!!