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Mutproben und eine schwarze Hose – Raf Simons Spring 2012

Da ist sie ja, die schöne schmale schwarze Hose, die ich zu den passablen und schönen Oberteilen in des Meisters Jil Sander Kollektion vermisste. Raf Simons Kollektion unter eigenem Namen beginnt und endet für mich bei dieser Hose und einigen schönen Sakkos und klassischen Mänteln. Ansonsten dominiert schwer Verständliches diese überwiegend schwarze Kollektion mit vielen karierten und leider auch blumigen Akzenten.

Während man den schwarzen Pullunder mit weißer und blauer Hawaiihemdblumenranke betrachtet, versteht man, warum es nicht vorgesehen ist, dass diese Blumen anders angeordnet als auf Hawaiihemdstoffen Verwendung finden. Selten sowas hässliches gesehen, wie diese Idee… an der sich der Meister aber dem Anschein nach berauschen konnte.
Es kann aber auch sein, dass Raf Simons einfach Lust auf eine Mutprobe hatte: Wie das wohl ausgehen mag, wenn man den Einkäufern tendenziell schwer vermittelbare und noch schwerer verkäufliche Dessins – wie billig wirkende und nicht auf Rapport verarbeitete Karostoffe in Neonfarben – vorsetzt… werden die Key Management Buyer der großen Fashion Departement Stores für ihre Shop in Shops da trotzdem ehrfürchtig vor des Meisters unendlicher Schöpfungskraft auf die Knie fallen und wie verrückt ordern? Oder merkt man der sehr eingeschränkten Auswahl an Stoffdessins schon an, dass Raf Simons von der Nachfrage her dem Markt eine Kollektion liefert, die ohnehin nur in ganz kleinen Liebhaberserien produziert wird?

Was hat mir denn nun gefallen? Schon erwähnte schwarze Hosen aus feinen etwas glänzenden Wollstoffen, mal solo, mal als Anzug. Das kann er ja richtig gut. Ein Mantel in schwarz und ein karierter Mantel, der als eine Art weites Überziehhemd gearbeitet wurde. Die an sich schöne Idee, Karostoffe diagonal zu verarbeiten geht in den voluminösen Schnitten dieser Mäntel und Jacken leider etwas unter. Natürlich gab es da auch schwarze Polos, manche sogar mit Hüftpaspel, aber die muss auch der elegante Mann nicht unbedingt teuer bei Raf Simons kaufen.

Daisys Fazit: Da konnten auch die dürren Männchen, die als Vampire mit Mittelscheitel gestylten Models, klarerweise nicht besonders glücklich dreinschauen. Es steht glaube ich nicht zu befürchten, dass Männer beim Anblick dieser Kollektion reihenweise in Kaufrausch verfallen werden. Aber vielleicht habe ich ja auch nicht recht. Sagt ihr mir, was davon ihr unbedingt haben müsst, liebe Leser…

Bilder: www.style.com

  • siegmarberlin
    29. Juni 2011 at 11:43

    gefällt mir in fast allen Teilen besser, als Jil Sander. Die schwarze Hose ist klasse

  • Daisy
    29. Juni 2011 at 13:49

    @siegmarberlin

    Das ist Glück für Raf Simons 😉 denn ich verstehe echt nur die Schwarzen Hosen und Jacken …. würde so einen Karomantel oder ein Pendant lieber von Burberry und Kollegen kaufen …. weil ich schon die Stoffe und Farben hässlich finde…

  • Epi
    29. Juni 2011 at 14:43

    Die Hosen sind freilich ganz und gar wundervoll. Die fallen so schön… Im Grunde mag ich hier alles Schwarze – und finde den Rest mehr oder weniger eklig, was nicht ‚mal unbedingt an meiner Farbvorliebe liegt sondern daran, dass mir die Muster, Farben, Schnitte und/oder Materialien irgendwie immer etwas zu „schräg“ sind.

  • Rene Schaller
    29. Juni 2011 at 17:14

    Wären die Karos auf Rapport verarbeitet worden, wären die Strukturen nicht mehr sichtbar und die Optiken wären öde. Ich glaube schon, dass Simons das kann und sich bewußt dagegen entschieden hat.

  • Daisydora
    29. Juni 2011 at 17:35

    @René Schaller

    Lieber René,

    das ist mir nicht entfallen, dass es Teile in der Kollektion gibt, bei denen die Karos zerschnitten und diagonal verarbeitet wurden … ich meine solche, bei denen das nicht so ist… aber selbst eine rapportgenaue Verarbeitung würde die Karoteile nicht mehr retten, auch wenn ihr mich deshalb alle seltsam findet …

    Man sieht doch an der unsäglich misslungenen Idee mit diesen Hawaiihemdblumenranken, dass kein zündender Funke für eine Kollektion da war …. würde Marc O‘ Polo sowas bringen, könnte man auf zwölf Modeblogs lesen, wie scheusslich die Teile sind … bei mir heisst sowas: qualvoll originell

    🙂

  • Daisydora
    29. Juni 2011 at 17:40

    @Epi

    Ja, die Scharzen Basics kann man kaufen. Die Frage ist nur: Ob man dafür unbedingt Raf Simons braucht, eine gute Schwarze Hose zu bekommen ….

    Aber wie schon gesagt, den Schwarzen Anzug und das Karohemd auf den letzten Bildern finde ich, anders gestylt, ganz gut….

    🙂

  • Rene Schaller
    29. Juni 2011 at 23:17

    Grundsätzlich finde ich Urteile wie scheußlich auf Modeblogs deplatziert, egal ob für High oder Low Fashion. (Wobei ’scheußlich‘ auch bei mir schon in sieben Posts vorkam, einmal sogar in Bezug auf Chanel)

  • Daisy
    30. Juni 2011 at 06:19

    @René Schaller

    Warum?

    Manches ist Geschmackssache und daher mit Bedacht zu kritisieren.

    Manches ist aber objektivierbar und somit auch kritikwürdig. Stelle dir mal normale Männer in diesen Oberteilen, etc vor, die schon an den Models nicht wirken ….

    …und was sollen dieses Make-Up und Hairstyling … Grausam.

  • Rene Schaller
    30. Juni 2011 at 15:30

    Aber weil es Geschmackssache ist, kann es zwar in deinen Augen durchfallen, aber für anderswenn top sein.
    Ich schicke dir bei Facebook mal eine Link, der erklärt vielleicht ein bisschen warum ich gegen solche vehementen Urteile bin.

  • Daisy
    30. Juni 2011 at 15:40

    @René

    Wenn etwas gut gemacht ist und Substanz hat, dann kann ich das schon professionell handhaben, wenn mir der Stil nicht gefällt.

    Wenn etwas so rein gar nichts ist, wie diese Kollektion als homogene Kollektion, also abseits von guten Einzelstücken, dann kann man das aich mal ganz klar sagen.

    Das ist doch für normale Männer nicht relevant, dass ein paar Hochglanzmagazine gerne solchen hochbrisanten Fashionkram ablichten wollen, weil den Editors In Chief so langweilig ist …..

    Ich würde nie sagen: Raf Simons kann es nicht mehr. Das Interessante ist doch, wie dekadent einige Designer mit ihren prätentiösen Kollektionen sind. Da steckt so viel schöner Schein dahinter.

    Vielen Dank für den Link, ich schaue auch ganz sicher rein und melde dann zurück.

  • Horstson » Blog Archiv » Willy Vanderperre für Raf Simons – Fall/Winter 2011
    10. August 2011 at 09:02

    […] Simons hat es auf Horstson nicht leicht – für seine Spring/Summer 2012 Kollektion musste er viel Spot und Häme über sich ergehen lassen und auch die Entwürfe des […]