Allgemein

Politiker in ihren Uniformen: Preppy People oder elegante Persönlichkeiten?


Foto: Screenshot Focus

Die Herren Mappus und Westerwelle haben am Superwahlsonntag um 19 Uhr, also ungefähr jetzt, ganz andere Probleme, als die, dass sie für den traurigen Anlass nicht elegant genug gekleidet sein könnten. Aber welcher Abend könnte schon passender sein für Daisys modisches Politiker-Wahlbarometer auf Horstson? Während uns auf allen Fernsehkanälen die Grafik-Cracks die Hochrechnungen der Wahlen erklären und Männer in guten Anzügen erste Resumées preisgeben und Schlüsse aus den Zahlen ziehen, sehen wir die ersten Nachwahl-Bilder aus den Parteizentralen. Und da sind sie dann wieder: Politiker in ihren besten Anzügen. Oder auch in denen, die der PR-Berater oder die holde Gattin raus gelegt haben. Das nimmt Daisy jedenfalls an, dass Wahlgewinner und –verlierer an so einem Abend, an dem das Fernsehen fast überall mit hin kommt, sich von der Schokoladenseite zeigen wollen. Ich wage es nicht, einen Tipp abzugeben, was Wahlverlierer Mappus trägt. Eigentlich egal, den Mann bekommt man nicht auf elegant gebürstet. Noch nicht mal dann, wenn er verspricht, nicht wie ein Winzerkönig bei der Weinprobe zu grinsen, wenn Kameras dabei sind.

Foto: Screenshot Spiegel

© Dirk Vorderstrasse

Selbst Stil braucht Entschlossenheit oder so ähnlich sollte die modische Aussage des Abends bei der Union lauten, will man sich halbwegs elegant aus der Affäre ziehen. Machen Kleider wirklich Leute oder ist es nicht umgekehrt? Wenn Daisy darüber nachdenkt, welche Codes unsere Volksvertreter für ihre Selbstdarstellung und die Vertrauensbildung nutzen, dann erscheinen vor dem geistigen Auge auch ältere Bilder des Brionikanzlers, den man aber besonders oft nur im Hemd aber mit Krawatte zu sehen bekam. Ganz sicher waren die Bilder des hemdsärmeligen „hol mir mal ne Flasche Bier“ Volkskanzlers genauso wenig ein Zufall, wie der jugendlich-modische Look des Herrn Generalsekretärs Lindner, oder die nicht mehr zu verbessernde Eleganz des Freiherrn zu Guttenberg im Bundestag, auf den wir nun ja eine kurze Anstandsfrist lang verzichten wollen sollen. Dort wo schillernde Politstars verschwinden, geraten Diensthabende wie unser Außenminister wieder stärker in den Fokus. Für Daisy ist Herr Dr. Westerwelle das Role-Model schlechthin für den am häufigsten gewählten Uniformstil von Politikern: Preppy – bis hin zum aufgesetzten Lachen, bei dem ich unweigerlich an TV-Moderatorinnen denken muss, die ja auch ständig über den Text drüber lächeln. Aber über die Anzüge des Außenministers gibt es eigentlich nichts zu meckern, nur darüber zu klagen, dass ein guter Anzug noch lange keinen eleganten Herrn mit Stil macht. Bei Volksvertretern geht es ja eigentlich um Signale der Macht und des Wohlstands, wie sie von Politikern, Lobbyisten, Bankern und anderen Erfolgreichen aber auch Verantwortungsträgern entweder gerne zu Markte getragen werden oder diesen Vorbildern geradezu abverlangt werden. Wer ein erfolgreiches Unternehmen leitet, sieht eben gerne genau danach aus. Und wir wollen uns dieses Bild von den Zeichen des Erfolges auch bewahren, von einem Herrn Ackermann, der im schon leicht ausgeleierten Ralph Lauren Polo nicht mal dem Postboten öffnen würde.

Foto: Screenshot: Vorwärts; D. Bleicker

Wie gut, das heißt dem Anlass entsprechend, sind Westerwelle, Regierungs- und Parteifreunde gekleidet? Geht da der Maßanzug mit dem „Herrchen“ im Bundestag und dem Generalsitz der Vereinten Nationen spazieren oder passt alles, sitzt und hat Luft? Worauf muss man denn überhaupt achten, wenn man eine so genannte exponierte Spitzenposition inne hat? Könnten Politiker die Anzüge Ackermanns auftragen oder gebietet das öffentliche Amt etwas mehr Zurückhaltung… beziehungsweise den Verzicht auf allzu viel Maßschneiderei und Saville Row Glamour? Warum achtet man denn bei Helmut Schmidt nie auf die Anzüge, obwohl einem bei manchem Politiker der Anzug stärker als dessen Träger im visuellen Gedächtnis haften bleibt? Wird hier zu sehr die Klaviatur des mehr Scheinens als Seins bedient oder gehört das geradezu zum Geschäft, sich so gut wie möglich zu verkaufen, erst recht im Monat eins der Nach-Freiherr-zu-Guttenberg-Ära, die doch alle gelehrt hat, wie schnell es mit Rum und Ehre in jeder Hinsicht gehen und vergehen kann.

Foto: Screenshot: SuperIllu; Weyrich

Screenshot Spiegel

Für Daisy ist in dieser Frage modisch gesehen immer nur entscheidend, dass der Mann, der in dem Anzug steckt, seinen Typ und den Anlass kennt, zu dem der Anzug getragen wird und dabei eher etwas tiefer als zu hoch stapelt. Anzüge aus Glanzstoffen finde ich bei Menschen, die nicht im Showbusiness sind, an sich schon schwierig, aber im Bundestag oder auf Auslandsreise finde ich sie vollkommen deplatziert. Angeblich, ich harre noch der Bilddokumente, trägt der Herr Generalsekretär Lindner, den ich wegen der hellgelben Flaumhaare am Oberkopf, das Küken nenne, gerne Anzüge aus leicht glänzenden Wollstoffen. Daisy hatte das nur einmal beobachten dürfen, als er seinen ersten Mantra-Showact im Bundestag tatsächlich in einem Mitternachtsdunkelblauen Glanzanzug gehalten hatte; mit sehr wohlabgestimmter, einfarbiger Krawatte in Vergissmeinnichtblau und einem noch blütenweißen Hemd. Und sonst, dachte ich damals und denke ich bis heute. Möglicherweise hat das mit meiner Präferenz für mehr Inhalt als Verpackung zu tun, für die hierzulande der Altkanzler Helmut Schmidt so wie Bundespräsident a.D. Horst Köhler stehen.

Foto: Screenshot Welt

Zwei Paradebeispiele für gut und passend gekleidete Politiker aus Deutschland, die keinen Vergleich mit der selbstverständlichen, weil nur an der Würde des Amtes interessierten Eleganz eines Al Gore, Tony Blair und Bill Clinton (von links nach rechts) und Barack Obama (unten) zu scheuen bräuchten.

Fotos: Al Gore: Screenshot NY Times; Tony Blair: Screenshot Tourismo Hotel; Bill Clinton: Screenshot

Foto: The White House

Und damit beantwortet sich auch schon die Frage danach, ob Kleider Leute machen. Machen sie nicht. Man wird sich bei öffentlichen Auftritten der Preppy People vielleicht nicht an deren guten und auffallend adretten Anzügen stoßen, aber einen wirklich bleibenden Eindruck können nur die Persönlichkeiten an sich hinterlassen, deren Anzüge man in der Regel gar nicht erinnert. Oder, habt ihr euch schon mal gefragt, von welchem Label oder Maßschneider die Anzüge sind, die Barack Obama trägt? Dass er und Andere trotzdem eleganter als alle Preppies wirken, liegt eben daran, dass Eleganz von innen kommt und die zur Person und dem Anlass passenden Kleider nur ein stimmiges Passepartout des eigentlichen Bildes von einem Mann sein können.
In diesem Sinne: Ganz egal, was im Bundestag, bei Wahlkundgebungen und am Wahltag getragen wird, die Anzüge von Spitzenpolitikern sind fein wie hauchzarter Batist: Die Wahrheit schimmert auch durch das adretteste Äußere durch!
Aber sagt ihr doch Daisy, wie ihr das seht, was ihr bei unseren Politikern an Uniformen des Erfolges seht…

  • beautydelicious
    27. März 2011 at 19:19

    Warum wurden Politikerinnen nicht thematisiert ?

  • Daisydora
    27. März 2011 at 19:28

    @beautydelicious

    Wirklich nur, weil ich mich sonst möglicherweise viel zu sehr an dem Thema festgebissen hätte und der Bericht ansonsten zu lang geworden wäre…

    Über Angela Merkel und ihre Schwestern hätte ich aber auch was zu sagen… bzw. habe ich hier in einem Bericht schon mal was gesagt…

    🙂

  • jürgen
    27. März 2011 at 21:20

    oh wie gerne hätte ich hier auf herrn lindner verzichtet …

  • beautydelicious
    28. März 2011 at 10:31

    @ Chris:
    Wenn ich mich nicht irre, werden hier von Zeit zu Zeit auch Unisex-Themen gepostet und wenn du die Antwort von Daisy auf meine Frage richtig gelesen hättest, hättest du dir den Kommentar sparen können.

  • beautydelicious
    28. März 2011 at 10:32

    @ Daisy:
    Danke für die Antwort 😉

  • siegmarberlin
    28. März 2011 at 11:42

    @ daisydora

    weil grundsätzlich die Aussage desjenigen wichtiger als sein Anzug ist, es gibt natürlich auch die sehr Kombination zwischen Inhalt u. Auftreten. Da würde joschka Fischer einfallen als Aussenminister vom Turnschuh zu Brioni od. C.Öszdemir der sich bei Möller & Scharr in Frankfurt/M. einkleiden liess _:).
    wie @jürgen schon bemerkte auf H. Lidner u. H. Westerwelle hätte ich auch verzichten können.

  • siegmarberlin
    28. März 2011 at 11:43

    und selbstverständlich Barack Obama u. seine stilsichere Frau

  • Daisydora
    28. März 2011 at 16:09

    @jürgen

    Ganz ehrlich:
    Ich auch! Und noch auf viele, viele seiner Sorte mehr … aber er ist so ein gutes Beispiel für einen preppy Boy. 🙂

    @beautydelicious

    Wenn du mal kiene Antwort bekommen solltest, dann sicher ohne Absicht. Horst hat uns gut erzogen 🙂

    @siegmarberlin

    Klar gibt es Kombinationen von beiden Attributen, aber leider sehr selten hier … und ich musste mir gestern Mappus, Westerwelle und Lindner vorknöpfen…

    Fischer war mir zu brummelig und zu eitel. Ich freue mich über die guten gestrigen Ergebnisse der Grünen, aber als Außenminister für den Ozanriesen Deutschland mag ich lieber Leute die auf leisen Sohlen ohne großen Bohei sehr gut arbeiten … wie Steinmeier das tat.

    Wie weit es Csem Özdemir modisch schon gebracht hat, wusste ich nicht … danke für die Info, na ja, eine gute Investition in die Zukunft, wie man sieht …

    🙂

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    3. April 2011 at 10:04

    […] nun auf Regierungskurs. Aber wie steht es um die Outfits der deutschen Politiker im Allgemeinen? Preppy People oder elegante Persönlichkeiten? Daisydora nahm die Outfits unter die Lupe 6) Die gesamte Woche versorgte uns Jan Who mit Musik, die […]