Allgemein

Peter’s Cuttings – Vintage Cartier

In keiner Generation wurde soviel Schmuck vererbt wie in der jetzigen. Außer so spektakulären Kollektionen, wie zum Beispiel der von Liz Taylor, werden im Verborgenen viele Schätze gehütet. So wurde gerade bei Christie’s in New York ein Nachlass einer 104 jährigen Milliardärin versteigert, der zwar nur 17 Stücke enthielt, aber von solch einer Brillianz, dass das Ergebnis das Doppelte dessen war, was die Klunker der Hollywood Diva erreichten.
Besonders gefragt sind natürlich auffallend große Steine, Stücke mit Provenienz von Berühmtheiten und natürlich aus den bekannten Häusern wie Cartier, van Cleef, Boucheron oder auch Harry Winston. Der Run auf die Kreationen aus den goldenen Jahren dieser Häuser ist grenzenlos. Das liegt zum einen daran, dass in wirtschaftlich schlechten Zeiten Edelmetalle und Juwelen als sicherer Hort für das Großkapital gelten. Zum anderen sind gerade die Stücke von van Cleef und Cartier aus den zwanziger bis siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts Kunstwerke und Meilensteine der Handwerkskunst.

Vintage Cartier Brosche; 50-60er Jahre; Bild via

Die neuen Reichen aus Russland, China oder Indien sind genau so scharf auf Vintage-Juwelen wie upcoming Geldleute aus Brasilien oder Amerika. Aber auch die Häuser selbst sind natürlich daran interessiert für ihre Archive das ein oder andere Stück zurückzubekommen.
Meistens werden die bedeutenden Nachlässe über die Marktführer der Auktionshäuser Christie’s oder Sotheby’s angeboten oder aber über feine Spezialhandler wie zum Beispiel Wartski in London oder A La Vieille Russie in New York.

Cartier Collier im Garland-Stil; Bild: Cartier

Manchmal, wenn ich in Südfrankreich bin, fällt mir in Zeitungen wie dem Nice Matin eine kleine Anzeige auf: Cartier sucht Cartier. Darunter nur eine Pariser Telefonnummer.
Ruft man dort an ist man mit der Abteilung „Cartier Tradition“ verbunden. Der Mann, der dann den Hörer abnimmt, heißt Thierry Bousquet. Er ist nicht nur zuständig für die Archive, die in Paris allein über 300.000 Dokumente und Trouvaillen beinhalten, sondern auch für die Cartier Archive an den Standorten London und New York.
Schon seit langem kauft das Haus alte besondere Stücke zurück und früher war es sowieso üblich, dass die Kundschaft ein altes Stück für ein neues in Zahlung gaben, oder zumindest Steine die dann mit verarbeitet wurden.

Brosche „Vogel im Käfig“ als Symbol für die Besetzung Frankreichs von 1942; Panther-Brosche aus Platin von 1949; Bilder: Cartier

Bouquets Abteilung entstand 1996 als Reaktion auf das steigende Interesse für Vintage-Juwelen – man wollte den Objekten systematischer auf die Spur kommen und startete deshalb die Zeitungsannoncen.
Ganz besondere Stücke wurden darüber für die Cartier eigene Sammlung gefunden, dann für Ausstellungen restauriert oder sie dienen als Anschauungsmaterial für die Handwerker um ganz besondere Techniken an die nächste Generation weiterzugeben.

Kreation einer Lorgnette von 1954; Verlobungsring von Grace Kelly mit einem 12-karätigen Diamant im Smaragdschliff von 1956; Bilder: Cartier

Kaufen kann man die alten Stücke im Stammhaus in der Rue de la Paix in Paris oder auf der Messe Biennale des Antiquaires, wo Cartier regelmäßig ausstellt.
Die Preise liegen zwischen 3.000 Euro für die Geldklammer eines Hollywood Regisseurs im Original Etui aus den dreißiger Jahren, bis zu mehreren Millionen für eine Halskette des Maharadjahs von Patiala mit Kaskaden von Edelsteinen.

Brosche in Tigerform aus Gelbgold, Onyx und gelben Diamaten von Barbara Hutton aus dem Jahre 1957; Diamant-Collier in Schlangenform aus dem Jahre 1968; Bilder: Cartier

Was nicht in den Weiterverkauf geht, kommt in die Haus eigene mehr als 1-300 Stücke umfassende Collection Cartier, die das gesamte Spektrum der Stile und Epochen widerspiegelt. Auch Kleinigkeiten werden verkauft, wenn sie etwas besonderes oder originelles repräsentieren – so zum Beispiel ein silberner Briefmarkenspender mit einem Pudel auf dem Deckel aus den sechziger Jahren.
Einzelteile werden neu verarbeitet oder zu kleinen Dekorations-Objekten für den Schreibtisch oder als Manschetten Knöpfe neu gefasst. Manchmal blieben nämlich nur Fragmente der ursprünglichen Stücke erhalten oder Gemmen und Steine.

Das Cartier Stammhaus in der Nummer 13 Rue de la Paix ist sowieso sehr sehenswert (Horstson berichtete) und beim nächsten Besuch in Paris sollte man sich auf jeden Fall in der Vintage-Abteilung umschauen – es lohnt sich wirklich und es gibt viele Geschichten zu entdecken.Und gucken kostet ja bekanntlich nichts.
Auf in die Geschichte von Cartier! Das zauberhafte Personal macht diese Reise in die Geschichte zu einem wirklich unvergesslichen Erlebnis.

  • Renate
    4. Juni 2012 at 12:36

    Wundervoll Peter, einfach nur wundervoll 🙂

  • Siegmar
    4. Juni 2012 at 13:25

    Cartier ist einfach atemberaubend, die Arbeiten, wie das Stammhaus, toller Artikel und einige Teile würde ich gerne besitzen 🙂