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Peter’s Cuttings – Das Dior Trio von Assouline


Photo by Loomis Dean//Time Life Pictures/Getty Images

Seine Mutter wollte, dass er Diplomat wird, aber Christian Dior wurde so viel mehr. Sein Name wurde die Inkarnation für französische Eleganz und er der berühmteste Botschafter der Couture nach dem zweiten Weltkrieg. Wie eine Bombe schlug, nach über einem Jahrzehnts des Chaos und der Entbehrung, am 12.Februar 1947 die Premiere seines berühmten New Looks nach dem zweiten Weltkrieg ein. Seine feminine Silhouette und die langen glockenförmigen von Blüten-Kelchen inspirierten Röcke waren eine Silhouette, die die Frauen zum träumen brachte.

Ich kann mich daran erinnern, dass meine Großmutter mir als erste Geschichte erzählte, als ich noch nicht mal das Wort Mode schreiben konnte, dass sie damals noch nicht einmal wusste, wo sie Stoff für ein Kleid herbekommen sollte und der Mann aus Paris bis zu 24 Meter Stoff in seinen Röcken verarbeitete. In Amerika gab es Demonstrationen gegen Dior.
Schon mit seiner ersten Kollektion brachte er eine völlig neue Kreativität in die französische Luxusbranche. Dem Stoffproduzent und Baumwoll-König von Frankreich, Marcel Boussac, war Christian Dior aufgefallen, als er sich überlegte, um seine Stoffe zu vermarkten, ein Modehaus aufzu-machen. Dieser war bei Lucien Lelong tätig, nachdem er vorher eine Galerie gehabt hatte.
In einer Straße die nicht sonderlich belebt war, eröffneten sie Ende 1946 das Haus, dass diese Straße zur heute begehrtesten und umkämpftesten Luxus-Meile von Paris machte – der Avenue Montaigne Nummer 30.

Christian Dior schaffte, aufgrund eines enormen Hungers und Bedarfs in der Nachkriegszeit, innerhalb von 2 Saisons der berühmteste Franzose und Modeschöpfer der Welt zu werden. Die amerikanische Presse stürzte sich auf Christian Dior (Foto links – Dior in seinem Geschäft an der Avenue Montaigne) und bereits 1949 ergab eine Umfrage in den USA, dass 97 Prozent der Amerikaner den Namen Dior kannten. Außerdem war er der erste, der sich mit Lizenzen vermarktete und Tochter-gesellschaften in London und New York gründete.
1947 lancierte er sein erstes Parfüm, Miss Dior, das sofort ein Erfolg wurde. Er führte eine Art Modediktat ein und seine Kollektionen schrieben immer neue Regeln ein. Heute, in einer Zeit wo jeder das anzieht was er will, kaum vorstellbar, rutschten die Röcke mal bis an die Knöchel, dann wieder bis zur Wade. Er wechselte von der A zur H Linie, führte die Prinzessin-Linie ein oder setzte den Frauen Kuli-Hüte auf. Seine Regeln waren Gesetz. Die gesamte Weltkonfektion kopierte mehr oder minder gut die Trends und Linien von Dior. Jeder der einigermaßen mit der Mode ging, orientierte sich ausschließlich an Dior. Er hatte zwar Mitbewerber wie Balmain oder Jacques Fath aber Dior dominierte in allen Disziplinen.

Evita Perón bestellte sich am ersten Tag ihres Staatsbesuches die komplette Kollektion, der Herzog von Windsor sagte einmal, dass seine Frau so gern in Paris wohnt, weil es nicht weit zu Dior ist. Die Callas, Grace Kelly, Brigitte Bardot (Foto links; mit Christian Dior) Marlene Dietrich – die Liste der Prominenten war so lang wie man es sich kaum vorstellen kann. Die Kollektionen wurden bis zur letzten Sekunde geheim gehalten, weil von Kopisten Unsummen für Details bezahlt wurden. Einkäufer hatten Feuerzeug-Kameras dabei und geschickte Kopisten merkten sich Details und zeichneten sie später in Cafés auf. Es gab Teams die sich aufteilten und bei denen sich einer die Linie, einer die Kragen und Ärmel und ein dritter die Materialien und Knöpfe merkte. „Kopieren ist Stehlen “ stand überall im Haus Dior.
Christian Dior war nach dem Krieg der berühmteste Modeschöpfer der Welt und er führte die Boutique Kollektion ein und begehrte Produkte, die den Menschen die sich seine Couture Modelle nicht leisten konnten, einen Hauch von Dior gaben. Strumpfhosen, Schals, Hüte und Modeschmuck – überall auf der Welt zu kaufen und seinen Namen immer populärer machend. Das, was er erfunden hat, macht heute noch die Vertriebspolitik des heutigen Besitzers LVMH aus.

Das Haus Dior hatte in der letzten Woche die Premiere der ersten Kollektion von Raf Simons, der auch auf die Zeichen und die Sprache, die sein legendärer Gründer festlegte, zurückgreift und nach seinen Noten mit den Instrumenten von heute spielt.

Image by © Condeˆ Nast Archive/Corbis

Dior ist schon 1957 gestorben, der blutjunge Saint Laurent, über 25 Jahre Marc Bohan (Foto), dann Gianfranco Ferré und über 10 Jahre John Galliano sind ihm in der Kreation gefolgt. Aber es ist der Mythos des bescheidenen, schüchternen Mannes, der Maiglöckchen so liebte und die Frauen in Prinzesssinnen verwandelte, der immer noch den Begriff des französischen Luxus geprägt hat.

Die Dior Fashion, die Dior Düfte und die Juwelen von Dior kann man jetzt in bezaubernder, komprimierter und anschaulicher Weise kennen- und liebenlernen, in dem dreibändigen Schuber von Jérôme Hanover, der in handlicher Größe (fast) jedes Geheimnis lüftet. Es ist im Pariser Verlag Assouline erschienen und ein Must für jeden Mode interessierten Menschen.
Für mich das schönste Zitat aus den Büchern ist, dass Christian Dior die Frauen nicht nur hübscher – sondern auch fröhlicher machte und das ist doch etwas sehr schönes. Drei Bücher die zum Träumen einladen – viel Spass beim Lesen und Entdecken.

Alle Bilder – siehe Bildunterschrift, Rest Assouline/DIOR

  • Markus Brunner
    9. Juli 2012 at 09:45

    superbe

  • Siegmar
    9. Juli 2012 at 10:21

    ein ganz grossartiger und hoch interessanter Bericht über Dior, ich finde Kleider von Dior haben etwas ganz besonders und ich denke das viele Frauen sich so ein wunderbares Kleid in ihrem Kleiderschrank wünschen.

  • peter
    9. Juli 2012 at 10:59

    @siegmar
    ein kleid von dior…..das hat mich als kind schon in begeisterung versetzt

  • Renate
    9. Juli 2012 at 13:35

    Lieber Peter! Wieder ein wunderschöner Bericht von Dir!

  • Paul
    9. Juli 2012 at 15:56

    Lieber Peter,
    ein wundervoller Artikel!
    In der Normandie im schönen Granville befindet sich das Geburtshaus von Christian Dior und dort finden inmitten eines wundervollen Gartens jedes Jahr in der elterlichen Villa Ausstellungen mit verschiedenen Kleidern aus allen Jahrzehnten statt.
    Also sollte es sich einmal weiter als Deauville verschlagen musst du dort hin (und mit mir einen Tee im Gartensalon des Hauses nehmen 😉 )

  • Monsieur_Didier
    9. Juli 2012 at 16:25

    …werter Peter:
    bei der Aussage: „…ein Kleid von Dior…“ muss ich immer an den Film mit Inge Meisel aus den frühen 80ern denken…
    der lief vor kurzem noch mal auch 3sat aus Anlass eines Mode – Spezialtages…
    da war die ganze Branche noch eine ganz andere…
    aber immer noch und immer wieder träumen Menschen auf der ganzen Welt diese Träume…
    und ich aknn sie verstehen…

    ach ja, ein wundervoller Artikel, vielen Dank…!

  • Stephan Berlin
    9. Juli 2012 at 23:13

    Dior, ja…aber kennt jemand jemanden, der jemals ein Teil von, ähem,
    Michalsky haben wollte? Ich nicht!

  • Monsieur_Didier
    9. Juli 2012 at 23:56

    …äehm…
    wer ist den Michalsky???

  • Monsieur_Didier
    9. Juli 2012 at 23:56

    …ich meinte „denn“

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    15. Juli 2012 at 09:54

    […] Peter’s Cuttings beschäftigt sich diesmal mit einem Buch bzw. eher mit drei Büchern – Das Dior Trio von Assouline 2) Ein wenig neidisch kann man schon auf Todd Selby werden: Der Fotograf ist gerade mit dem Louis […]