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Peter’s Cuttings – Als Lesage bei Schiaparelli einzog.


Bild: Lesage

Neulichst haben wir euch berichtet, das Schiaparelli ein „Comeback“bevorsteht und euch schon mal durch die Räume des Privat-Apartments an der Place Vendôme geführt. Genau an dieser Adresse mit der prägnanten Korb-Markise befand sich Anfang der 90er Jahre für eine kurze Zeit eine Boutique, die damals zum Träumen einlud.

François Lesage hatte sein Unternehmen von seinem Vater geerbt und stickte für alle bedeutenden Couturiers. Ob Ritterrüstungen von Zar Peter dem Großen auf Chanel Abendkleider, Cocteau Sprüche oder große Matisse Tauben auf Saint Laurent Capes oder für Jean Louis Scherrer ganze Paisley-Muster auf Tuniken. Alle Couturiers nutzen die wenigen verbliebenen Stickerei-Ateliers Montex, Jean Guy Vermont und eben den berühmtesten: Lesage. Nun ist es natürlich toll, für solche Häuser zu arbeiten, aber eigentlich möchte man auch mal aus dem Schatten der großen Bäume heraustreten. Lesages Sohn wuchs heran und wollte ursprünglich mit seinem Vater eine eigene Handschrift etablieren (was der Sohn aufgrund von Familienstreitigkeiten nachher erfolgreich selbst tat), dazu muss man aber unter eigenem Namen eine Kollektion kreieren.

Die Archive von Lesage waren angefüllt von wunderbaren Entwürfen seit der Zeit um 1880, als der Großvater schon für die ersten Couturiers wie Jacques Doucet, Madame Paquin und Charles Frederick Worth arbeitete. Schiaparelli ließ für ihre Kollektionen die Zeichnungen ihrer Künstlerfreunde Dali, Marcel Vertés oder Raoul Dufy umsetzen. Lesage stickte allerdings nie für Mademoiselle Chanel – erst Karl Lagerfeld wechselte von Vermont zu Lesage. Heute gehört das Unternehmen sogar als Paraffection zu den Ateliers, die Chanel durch Kauf unterstützt und deren Zukunft gesichert hat.
Da die Räume von Schiaparelli schon jahrzehntelang nur noch durch die Verwaltung für die Parfumfirma belegt war, bot es sich an an, in der renommierten Adresse die neue Kollektion von Westen, Accessoires, kleinen Abendtaschen und Gürteln zu präsentieren. Zum einen gab es keinen besseren Link zu Lesage als Schiaparelli und zum anderen konnte man von dort als Stammhaus auch den Vertrieb für die eigene Linie aufbauen.

Gesagt getan: liebevoll wurde eine kleine Boutique im Boudoir Stil gestaltet, in der alle Details stimmten – sogar die Verpackungen für die Armreifen, in Form von kleinen Hutschachteln, waren mit der Hand bestickt. Liberty’s in London, Giorgio in Beverly Hills und Martha’s New York orderten für ihre Salons. Die Accessoires waren bezaubernd und ungeheuer kostspielig. Damals stand ich oft sehnsuchtsvoll vor den kleinen Auslagen, konnte mir aber nichts leisten. Daran denk‘ ich heute häufig noch und leider tauchen auch Vintage nie Teile auf, wahrscheinlich heute noch von ihren Besitzern wie ein Augapfel gehütet, gibt sie keiner weg.
Die Kampagne, die nur in L’Officiel und Vogue erschien, war anders als das Übliche zu der Zeit. Ich habe alle Motive bis heute aufbewahrt, weil heute es fast vergessen ist, dass Lesage eines Tages bei Schiaparelli einzog. Mitte der 90er Jahre wurde alles puristischer und Lesage konnte sich das Zusatzgeschäft, eigene Kollektionen zu entwerfen, nicht mehr leisten.
Heute erscheint es wie ein Traum und eigentlich hat es nie wieder so hochwertige Accessoires gegeben.

Alle Bilder: Lesage; private Scans

  • Siegmar
    26. November 2012 at 10:32

    ganz wunderbarer Artikel, schöner Einstieg in die Woche und du hast mich an meinen damaligen Lieblingsduft erinnert “ Girgio by beverly Hills “ ganz wunderbar.

  • Volker
    26. November 2012 at 10:55

    Mal was anderes, ist geklärt wer der Designer bei Schiaparelli wird?

  • PeterKempe
    26. November 2012 at 13:15

    @ volker

    Nee leider noch nicht geklärt wer der Designer wird….. Ich finde das muss auch sofort sitzen sonst wird’s Krampf …

  • Horst
    27. November 2012 at 00:15

    Ich wär für gaultier!