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Peter’s Cuttings – A Woman of Style: Justine Picardie

Um eine Stilikone zu werden, muss man nicht zwangsläufig jung sein oder dem aktuellen Zeitgeist entsprechen und auch nicht Tonnen von auffälligen Klamotten besitzen. Oberflächlichkeit wird der Mode oft vorgeworfen und das viele nur in der Branche arbeiten, weil sie sich gern selbst häufig Kleider kaufen – dies alles zeugt nicht von einem sonderlich großen Intellekt.
Dass dieses genau die falschen Vorurteile sind, lehrt uns eine Frau, die seit dem letzten Herbst „Editor in Chief“ bei Harper’s Bazaar in London ist – Justine Picardie.
Die Engländerin „par excellence“ schrieb schon viele Jahre als Autorin für Vogue, den Daily Telegraph und auch Harper’s Bazaar. Im Sunday Telegraph hat sie eine eigene Kolumne und ihre Berichte über die Pariser Schauen oder Diana Vreeland waren schon immer ein literarischer Hochgenuss. Bekannt ist sie aber besonders als Verfasserin diverser Romane und vor allem als Biographin.

Ihr Buch „Daphne“ beschreibt auf spannende und unterhaltende Weise das Leben der englischen Romancier Daphne du Maurier. Picardie schaffte es, mit ihrer warmen, höchst intellektuellen Sprache, die Leser in die handelnde Zeit und die Denkweise der Personen zu entführen. Überhaupt merkt man, auch wenn man sich mit ihr unterhält, dass Sprache ihr absolutes Medium ist.
Justine Picardie stammt, wie man dieser Sprache anhört, aus einer gehobenen britischen Familie und es ist ein Genuss, ihr zuzuhören. Man ist sofort in ihren Bann gezogen und sie registriert sofort, ob ihr gegenüber gut zuhört und reagiert auf die kleinsten Nuancen der Antworten. und bin selten so inspiriert und begeistert aus einem Interview gegangen. Seit diesem ersten Treffen haben wir uns häufiger unterhalten und jedes Mal ist es eine Inspiration de luxe – man ist fasziniert von ihren facettenreichen Erzählungen.
Das liegt zum einen an ihrem Auftreten, aber zum anderen an genau dem, was nur englische Frauen dieser Güteklasse haben. Sie verkörpert für mich eine gewisse „pure Eleganz“; Picardie ist sehr gut angezogen und trägt auch Chanel, aber es sieht nicht gestylt oder zurechtgemacht aus. Sie strahlt einen total eigenen Stil aus, der viel des typisch-englischen Humors beinhaltet und diese Eigenschaft, die auch bei aller Seriosität immer ein bisschen der Londoner Punk-Ära beinhaltet. Eine Facette, die es in Deutschland nicht gibt und die man zwangsläufig mit in die Wiege gelegt bekommen hat, wenn man lebenslang in London wohnt.

Sie liebt Vintage-Kleidung genauso wie Couture oder auch einfache Shirts, aber immer ist die Mischung ganz Justine Picardie. Vielleicht kann sie auch deshalb Kollektionen und Modephänomene so analytisch exakt beschreiben und so brillante Artikel verfassen, weil sie für sich im stilistisch Reinen ist …
Als ihre Chanel Biographie 2011 herauskam, befürchteten viele, dass es nur ein weiteres Buch über die berühmte Französin sein würde. Justine Picardie belehrte uns eines Besseren und schaffte es, völlig neue Facetten und die Schilderung ihres Lebens aus ganz anderen Blickwinkeln zu vermitteln. Ihre Recherchen führten sie an die Ausgangspunkte von Chanel’s Leben und vor allem entdeckte sie, wie sollte es anders sein, die englischen Facetten in Mademoiselles Stil.
Um das Buch wirklich mit der Emotion und dem Einfühlungsvermögen verfassen zu können, schrieb sie nachts in der Rue Cambon im Privat-Apartment an Cocos Schreibtisch – da haben sich sicherlich die Seelen von zwei Perfektionistinnen getroffen.

Ich bin gespannt auf Picardies Arbeit bei Harper’s Bazaar und finde es wunderbar, wenn jemand der so intellegent und inhaltsbezogen ist, in unserer Zeit einem Modemagazin vorsteht. Picardie ist ein Garant für Hochwertigkeit und Stil – das ist ja heute nicht mehr unbedingt alltäglich …

Für mich ist Justine Picardie nicht nur eine beeindruckende Frau, sondern auch eine Stilikone. Ihre Erzählung über das Erlebnis, das sie bei der Recherche zu ihrem Chanel Buch mit der Nichte von Mademoiselle Chanel, Gabrielle Labrunie, hatte, ist genau das, was sie ausmacht – nämlich einfach hinreißend und man hört ihr einfach gern zu.
Hoffentlich schreibt sie noch viele Bücher über genau so spannende Frauen wie sie …

  • blomquist
    18. Februar 2013 at 10:55

    Das Interview ist super!
    Sie wirkt sehr symphatisch.

  • Siegmar
    18. Februar 2013 at 11:29

    Sehr symphatische, tolle Frau und ich werde mir sofort die Biografie kaufen. Wunderbarer Bericht, danke !

  • Volker
    18. Februar 2013 at 12:23

    schöner Artikel! Kannte die Frau bisher nicht. handelt es sich bei dem Ringelshirt eigentlich auch um Chanel?

  • peter
    18. Februar 2013 at 12:54

    @volker
    Nein Saint.James aus frankreich!!!

  • Siegmar
    18. Februar 2013 at 13:42

    @ Peter

    ich habe grade mal bei Amazon nachgesehen, da gibt es die Biografie gebraucht ab 144,50 €, wie teuer ist denn das Buch? Der Preis wäre mir einfach zuviel.

  • peter
    18. Februar 2013 at 15:24

    @siegmar Da hst du dich verguckt das buch kannst du ganz normal ebstellen es gibt es noch im buchhandel und kostet viel viel weniger…gibts auch in deutsch gut übersetzt!!

  • Siegmar
    18. Februar 2013 at 15:42

    @ peter

    ich habe gerade nochmal bei Amazon nachgesehen, das Buch auf dem obigen Bild mit dem Cover bei Amazon:

    Coco Chanel – Ihr Leben von Karl Lagerfeld, Justine Picardie, Gertraude Krueger und Dörthe Kaiser (10. März 2012)
    EUR 144,98 gebraucht (5 Angebote)

  • Horst
    18. Februar 2013 at 16:23

    @siegmar guck mal hier: http://www.buchspektrum.de/bestellen.asp?isbn=3-86930-179-1 Vielleicht sind das bei Amazon welche aus der ersten Auflage (aber merkwürdig ist der Preis schon?!)

  • Horst
    18. Februar 2013 at 16:24

    hier noch ein Händler: http://www.lehmanns.de/shop/geisteswissenschaften/13794070-9783869301792-chanel-ihr-leben
    38€ scheint der reguläre Preis zu sein…

  • Siegmar
    18. Februar 2013 at 16:31

    danke Horst, ich habe es mir in Englisch bei Amazon jetzt für 11,45 bestellt

  • jürgen
    18. Februar 2013 at 18:55

    das interview ist wirklich wahnsinnig sympathisch

  • Dani
    26. Februar 2013 at 22:45

    Das Buch liegt hier bei mir auf dem „Coffee Table“ und will endlich fertig gelesen werden. Der Artikel ist ein toller Anreiz – danke dafür!