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Peter’s Cutting – S.T. Dupont: You light up our life!

Simon Tissot Dupont
Simon Tissot Dupont; Bild: S.T. Dupont

Es gibt Dinge, die sind scheinbar so eng mit einer Marke verknüpft, dass sie zum Synonym für einen Gegenstand werden, obwohl die Firma eine ganz andere Geschichte hat und sie woanders verwurzelt ist. Genau so geht es S.T. Dupont.
Es gibt eigentlich nur einen Weg, jemanden stilvoll Feuer für seine Zigarre oder Pfeife anzubieten, und zwar mit einem Feuerzeug von S.T. Dupont. Es ist auch in Zeiten, in denen rauchen fast verpönt ist, immer noch das absolute Schmuckstück, das zur Grundausstattung des klassischen Gentleman gehört. Das wie ein kleiner Kanister geformte Gasfeuerzeug ist entweder aus guillochiertem Silber, Gold oder aus feinstem Chinalack – einem Material, in dessen Verarbeitung S.T. Dupont Weltmeister zu sein scheint.
1st Dupont lighter 1941
Das erste S.T. Dupont Feuerzeug aus dem Jahre 1941; Bild: S.T. Dupont

Ein S.T. Dupont Feuerzeug ist natürlich ein „Must-have“, doch S.T. Dupont kann viel mehr, als nur Feuerzeuge herstellen. Die französische Manufaktur mit Sitz in Paris verfügt über eine gleichermaßen spannende und abwechslungsreiche Geschichte und es kommt nicht von ungefähr, dass uns heute die besonders chicen Taschen ins Auge stechen, denn eigentlich ist genau das die Profession der Pariser Kompanie.
Napoleon IIIEmpress Eugnie
Links: Napoleon III.; rechts: Kaiserin Eugéni; Bilder: Courtesy of S.T. Dupont

Im Kaiserreich von Napoleon III. und seiner Frau, der Kaiserin Eugénie, herrschte zur Zeit der Industrialisierung eine ungeheure Aufbruchstimmung und die neuen Verkehrsmittel, wie Eisenbahn und Dampfschiffe, machten das Reisen leichter und bequemer. Eine andere Neuheit wird mit großer Inbrunst am Kaiserhof genutzt – die Fotografie. Gern stehen die Familienmitglieder den modernen „Fotografen“ Modell. Einer dieser Männer, der diesen zur damaligen Zeit fast avantgardistischen Beruf ausübt, ist der junge Simon Tissot Dupont – ein 25 jähriger Mann, der aufgeschlossen die Trends der Zeit erkennt und ein Visionär ist. Ihm fällt, genau wie seinem Zeitgenossen Louis Vuitton, auf, dass es immer mehr Bedarf für schweres, aber auch leichtes Gepäck gibt und dass die Reise per Schiff oder Bahn verschiedene Formen von Truhen, Koffern und Taschen benötigt.
1923 - Boutique rue Dieu Paris
S.T. Dupont Boutique in der Rue Dieu in Paris, 1923; Bild: S.T. Dupont

1872 gründet er die Firma S.T. Dupont und konzentriert sich auf Spitzenprodukte für eine exklusive Zielgruppe, die personalisierte und genau auf ihre Bedürfnisse und Garderobe zugeschnittene Gepäckstücke möchte. Heute würde man es ‚Luxusmarke‘ nennen, für Simon Tissot Dupont ist es hingegen eine Selbstverständlichkeit, höchstes Handwerk in seiner Manufaktur zu perfektionieren.
Travel case of Empress Eugénie
S.T. Dupont Travel Case von Kaiserin Eugénie; Bild: S.T. Dupont

Schnell wird die junge Firma für seine feinen Lederwaren bekannt, die meistens aus feinstem Maroquin oder dem Leder exotischer Tiere, wie Echse oder Kroko, gefertigt wurden. Kaiserin Eugénie, mittlerweile im Exil, lässt sich Kofferserien ebenso fertigen, wie viele gekrönte Häupter dieser Zeit. S.T. Dupont avanciert, besonders in England, zu einer begehrten Marke und erfreut sich in der feinen Gesellschaft größter Popularität.
Humphrey Bogart and original Bogie bag
Humphrey Bogart und eine Original „Bogie Bag“; Bild: S.T. Dupont

Auch über 100 Jahre später liebt nach wie vor das englische Königshaus und die jungen Royals die Produkte von S.T. Dupont und viele Spezialaufträge wurden im Laufe der Zeit für die Queen, Prince Charles und auch für William und Kate in den Ateliers entworfen, geplant und ausgeführt. Die coolen Canvas Taschen, die „Bogie Bags“, die für Humphrey Bogart in den vierziger Jahren gemacht wurden, bilden jetzt die Grundlage für die soeben wieder aufgelegten Reisetaschen. Bogart und seine Frau Lauren Bacall ließen sie sich nach ihren Bedürfnissen anfertigen und hatten sie stets am Set dabei – gut ausgestattet, um Filmlegenden wie „Der Malteserfalke“ oder „Tote schlafen fest“ zu drehen.
Maharaja of PatialaSpecial Order Book
Links: Der Maharaja von Patiala; Bild: Courtesy of S.T. Dupont; rechts: Special-Order-Buch

Dass aber S.T. Dupont zum Synonym für Feuerzeuge wurde, die wie kleine Preziosen erscheinen und unendlich elegant sind, liegt an zwei Faktoren. Zum einen an einem Kunden, der in den zwanziger Jahren in Paris für Aufsehen sorgte – der sagenhaft reiche Maharaja von Patiala. Der für seinen verschwenderischen Lebensstil bekannte Maharaja sorgte schon bei Cartier für die absolute Auslastung der Werkstätten, als er unter anderem seine gesamten Kronjuwelen und Koffer voller Edelsteine dort neu fassen ließ. Modehäuser, Juweliere und Innenausstatter bekamen von ihm und seiner Entourage Aufträge, die die Ateliers vor immer neue Herausforderungen stellte.
ancient travel case
Minaudiere Clutch; Bild: S.T. Dupont

S.T. Dupont war schon in den zwanziger Jahren bekannt für die perfekte Verarbeitung von Chinalack, einer speziellen Art von Emaille, den man für die damals aufkommenden Abendtaschen, den Minaudiere, benötigte. Der Maharaja bestellte 100 von diesen speziellen Etuis und jede sollte ein Feuerzeug enthalten. Drei Jahre waren die Werkstätten mit diesem Auftrag ausgelastet und das Feilen und Tüfteln an den Feuerzeugen brachte als angenehmen Effekt nicht nur die Ausführung der Order mit sich, sondern auch das Produkt, was der Firma Glück und absolute Popularität bis heute brachte.Zudem bildete die Feuerzeugherstellung zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und der damit einhergehenden Rohstoffknappheit eine Alternative zur Lederartikelproduktion.
Queen Elisabeth and Travel Case
Queen Elisabeth und ihr S.T. Dupont Travel Case; Bild: S.T. Dupont

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm S.T. Dupont die Produktion der Lederwaren wieder auf und die Orderbücher füllten sich schnell: Der französische Präsident, Vincent Aureole, ließ in den Pariser Werkstätten von S.T. Dupont für die Queen das Hochzeitsgeschenk anfertigen und die Herzogin von Windsor oder die Schauspielerin Audrey Hepburn ließen sich dort ihre Handtaschen nach Maß anfertigen.
Feine Füllfederhalter und vor allem die Kultfeuerzeuge fanden im Weißen Haus genauso Verwendung, wie bei vielen Hollywood Stars.
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„Bogie Bag“ aus der aktuellen Kollektion; Bild: S.T. Dupont

S.T. Dupont ist immer elegant geblieben und gab nie seine Qualität zugunsten des Massenkommerzes auf. Ein Klassiker, den es neu zu entdecken gilt und der in einer Reihe mit Spezialisten ihrer Branche – wie Hermès oder Goyard – steht. Eine Marke, die eher still als marktschreierisch agiert und seine Individualität nie aufgegeben hat. Eigentlich eine „wahre“ Luxusmarke – eine mit besonders viel Understatement.

S.T. Dupont: You light up our life!

  • Kat
    4. November 2013 at 11:26

    Feuerzeuge lass ich immer liegen, ne Tasche wohl kaum 😉

  • monsieur_didier
    4. November 2013 at 11:32

    …Peter, ich liebe Deine Artikel…
    sie bereichern ungemein und erweitern Wissen, das meist „nur“ rudimentär vorhanden ist…

    mir gefällt die „Bogie Bag“ sehr…
    bei den Feuerzeugen bin ich etwas verhaltener, wurden sie in den 80ern + Anfang der 90er oft von den Leuten benutzt, denen man mit einer gewissen Berechtigung kritisch gegenüber stand…
    das tut diesen kleinen Kunstwerken aber Unrecht…
    sie sind Meisterwerke auf kleinstem Raum…!

  • Siegmar
    4. November 2013 at 13:55

    die Bogie bag im letzten Bild ist sehr begehrenswert. Wunderbarer Artikel, danke 🙂

  • thomash
    4. November 2013 at 17:56

    als kind der achtziger jahre (wie m. didier) und ex-raucher stand ich den feuerzeugen auch immer eher etwas reserviert gegenüber. bis jetzt! dank peters enzyklopädischem wissen und gespür für großartige persönlichkeiten, ob bei mensch oder marke – super. danke!
    fantastisch, wenn man so eine bogie bag sein eigen nennen kann 🙂

  • Daisydora
    5. November 2013 at 12:06

    Ich schließe mich Siegmar an, ein wunderbarer Bericht, der erst dort beginnt, wo jede Pressemitteilung ihr Pulver schon verschossen hat 🙂