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Neue Kleider für Madama Butterfly – Christian Lacroix für die Staatsoper Hamburg


Christian Lacroix mit den Geishas in Lacroix Kostümen; Premiere Madama Butterfly in der Staatsoper Hamburg |Foto: Jürgen Joost

Am 11.November war es soweit – an der Hamburger Staatsoper feierte eine der schönsten Stücke der Opern-Literatur, „Madama Butterfly“ von Giacomo Puccini, seine Premiere in einer Neuinszenierung von Regisseur Vincent Boussard. Beeindruckend besonders die Stimme von Alexia Voulgaridou in der Titel-Partie der Cio-Cio-San die beeindruckende Qualität hat und alle Sänger dominierte.

Staatsoper Hamburg; Madama Butterfly; Musikalische Leitung: Alexander Joel|Fotos: Bernd Uhlig

Spiegel online schrieb „Ganz großes Kimono Kino“ und das lag an den Kostümen. Schon als Kind liebte der im südfranzösischem Arles geborene Christian Lacroix die Welt der Oper und des Theaters. Kein Wunder, immerhin steht mitten in der Stadt eines der am besten erhaltenen, noch heute bespielten Amphitheater der Römerzeit. Schon lange bevor er nach Paris ging, zeichnete er Theaterkostüme und entwarf hier und da auch Ausstattungen. Sein kraftvoller Stil, seit jeher von historischen Kostümen, Trachten und Uniformen inspiriert, wurde eigentlich schon immer mehr vom Theater als von der Straße geprägt.

Staatsoper Hamburg; Madama Butterfly; Musikalische Leitung: Alexander Joel|Foto: Bernd Uhlig

Auch während seiner Zeit als Modeschöpfer und Couturier von 1987 bis 2009 gestattete er sich, sozusagen immer wieder zur Entspannung, das Ausstatten von Opern und Operetten. Legendär sind seine 1988 für Jacques Offenbachs „Gaîté Parisienne“ entworfenen Kostüme, die das Pariser Leben von seiner fröhlichsten und opulentesten Seite zeigen.
Im Unterschied zu Couture und Prêt-à-Porter müssen Theaterkostüme nicht kommerziell sein und nicht über Jahre und Jahre immer wieder in neuen Kollektionen gemacht werden. Genau das war das, was Christian die letzten Jahre als Fluch empfunden hat und was ihm jetzt wie die große Freiheit erscheint, wie er mir am Premierenabend sagte.

Das künstlerische und die Individualität sind genau das, was die Kostüme für „Madama Butterfly“ ausmacht. Der erste Akt ist wie ein asiatisch-opulentes Kostümfest. Blöcke von Geishas in Patchwork-Feuerwerken von Kimonos erscheinen mal in den pudrigen Pastellen des beginnenden 20.Jahrhundert, mal in fulminanten Colour-Blockings. Jede der Figuren trägt gebundene Rückenverzierungen in unterschiedlichen Varianten. Der Detailreichtum ist kaum zu erfassen. Die Männer tragen Anzüge im Gatsby-Stil (schliesslich sind es ja Amerikaner) mit großen Staubmänteln, die man sofort haben möchte.

Staatsoper Hamburg; Madama Butterfly; Musikalische Leitung: Alexander Joel|Foto: Bernd Uhlig

Über die große, in der Mitte der Bühne platzierte Wendeltreppe kommend, wirken die Akteure wie eine Kaskade von Farben und Phantasie. Beim Anblick dieser Kostüme denkt man zwangsweise: ihr wolltet eine große asiatische Phantasie, wie es sich ein Europäer vorstellt – hier habt ihr sie. Im zweiten und dritten Akt dann Klarheit und eine eher der Tristesse der Situation angepassten Farbpalette, von grau und neutraleren Tönen bei den reduzierten Kostümen der Akteure.

Man fragt sich sofort, warum Christian Lacroix nicht schon viel früher viel mehr Opern und Theater Stücke ausgestattet hat, denn das kann er wie kein Zweiter. Die Butterfly Kostüme sind unvergesslich und zusammen mit den großartigen Stimmen ein wunderbarer Grund, sich Karten für eine der Aufführungen zu sichern. Haute Couture auf der Bühne – erschaffen von einem Menschen, der sich hundertprozentig gefunden hat und dessen Glücklichsein von der Bühne sofort auf einen überspringt.

Die nächsten Gelegenheiten, sich Lacroix Kostüme in anderen Theaterstücken anzuschauen, ergeben sich im Frühjahr kommendes Jahres in Wien und Barcelona. Was uns dort erwartet ist noch eine Überraschung …

  • Daisydora
    27. November 2012 at 14:48

    @peter

    Superschöne Kostüme, wie nicht anders zu erwarten. Ich liebe das, wenn dafür Geld da ist. Und schön, dass du uns darüber berichtet hast 🙂

    Gibt es die Kostüme in Wien denn zu den Wiener Festwochen? Ich hab‘ noch keine Ahnung ….

  • Martin
    27. November 2012 at 19:55

    Eine Genre in das ich Lacroix nie eingeordnet hätte aber dir 100% zustimme! Sehr tolle Stücke. „großes Kimonokino“ kann ich nur beiflichten 🙂

    http://www.look-scout.de

  • Volker
    27. November 2012 at 23:31

    Freue mich hier über Madame Butterfly zu lesen. Die Entwürfe erinnern mich fast an Comme des Garcon.

  • x x x
    28. November 2012 at 13:47

    das nenne ich mal eine coole coorperation !

  • Monsieur_Didier
    28. November 2012 at 14:02

    …ich mag Christian Lacroix…
    was er in den 80ern an Formen, Farben, Stickereien und Effekten hatte war ein Feuerwerk an Emotionen und kaskadenhafter Phantasie…

    es tat ihm offensichtlich gut, nicht mehr in diesem ganzen Korsett von Haute Couture und Prêt-à-porter eingezwängt zu sein…
    sein Abgang von LVMH durch Herrn Arnault war unrühmlich, aber auch nur für Herrn Arnault…
    aber das ist ein anderes Thema und wurde hier ja auch schon erörtert…

    was man den Bildern oben auch ansieht ist einfach, dass Christian Lacroix Kunstgeschichte studiert hat…
    man sieht die Substanz…!

    …kurzum: …ich würde mir diese Oper mit DIESEN Kostümen total gerne ansehen…!

  • Traudel
    7. Dezember 2012 at 13:36

    Diese farbenfrohen Kleider sind eine Augenweide, wirklich fszinierend!